Am ersten Tag, nach den Festlichkeiten, wollte ich mich der Kartographierung Auretias widmen. Doch wurde mir, kurz vor meinem Aufbruch, von einem Mitglied des O.I.A.A. ein Geschenk ihrer kaiserlichen Majestät übergeben, das die neueste und detailgetreue Aufzeichnung des Reiches enthielt. Um einen Fauxpas zu vermeiden, indem ich dennoch selbst zur Tat schritt, entschloss ich mich nur ein Verdauungsspaziergang durch die Stadt zu unternehmen und über mein weiteres Vorgehen nachzudenken. Meine Gedanken wurden durch Hammerschläge aus einer Hufschmiede unterbrochen. Im Grunde wäre es nicht von Bedeutung gewesen, hätte ich den Hufschmied nicht gekannt und wäre dieser nicht untätig vor der Schmiede gesessen.
Seite 4: „Pares zum Gruße Hofhufschmied, wie kommt es, dass gehämmert wird und ihr hier draußen sitzt? Habt ihr etwa doch einen Lehrling gefunden?“ fragte ich ihn. Etwas verlegen gab er zu, da so früh am Morgen kaum einer unterwegs wäre, ein Medicus die Schmiede verwende. Mehr als nur Überrascht – oder gar verulkt – betrat ich die Schmiede. Über einem Strohballen lag unverkennbar die Robe eines Medicus und am Amboss stand ein Mann mittleren Alters, in edlen Schuhen und Gewand, das von einer Lederschürze geschützt wurde. Auf mein Räuspern hin blickte er kurz auf und meinte, dass er noch einen Augenblick bräuchte, ehe er sich meinem Leiden widmen könne. Ich versicherte ihm, dass mir nichts fehle und nur wissen wolle warum er hier zu Werke ging. Dazu müsse er ein wenig ausholen und begann zu erzählen:
Seite 5: (Anfang der Geschichte) Nun alles begann in einer Provinz des Kaiserreiches. Damals arbeitete ich noch als Zahnreißer und Wundscher um mein tägliches Brot zu verdienen. Da verkündete der Ausrufer, dass ein örtlicher Schmiedewettbewerb in kürze stattfände. Neugierig begab ich mich zu dem Wettbewerb, natürlich auch um bei Bedarf meine Fertigkeiten als Wundscher anzubieten. Prellungen, Quetschungen und Verbrennungen zu versorgen ist schließlich mein Metier. Allerdings schien ich der einzige zu sein, der diesem Aufruf gefolgt war. Kurzerhand ernannte man mich zum Sieger und übergab mir einen Schmiedehammer, als Erkennungszeichen meiner Leistung und Erlaubnis am marktgrafschaftlichen Schmiedewettbewerb, Ende des Monats, teilzunehmen. Auf Freude folgte Entsetzen was sollte ich denn dort?
Seite 6: Ich hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit Hammer und Amboss. Nur ein wenig Übung im Holz zu Recht schnitzen aus meiner Kindheit. So begab ich mich auf Wanderschaft in den nächsten größeren Ort um den Schmied nach ein paar Tipps zu fragen. Dieser erklärte mir in groben Zügen worauf zu achten ist und dass es Jahre an Übung braucht bis man ordentliche Güter herstellen könne, die nicht schon beim „schief Ansehen“ zerbrechen. Zumindest die Grundlagen des Schmiedes verstanden zu haben, denn Jahre zum Üben hatte ich nicht, reiste ich weiter zum Endausscheid. Die Burg des Grafen war schon in Sichtweite, als ein heruntergekommener Halunke versuchte mir den Schmiedehammer zu stehlen den ich am Gürtel trug. Er hatte ihn schon an sich gerissen und wollte Fersengeld geben, als er, mich hämisch angrinsend, geradewegs gegen das Hinterteil eines Ochsen stieß und durch den Aufprall zu Boden ging.
Seite 7: Der Bauer, dem das gute Tier gehörte, überprüfte lediglich das Hinterteil seines Zugochsen, spuckte in die Richtung des Missetäters und ging seiner Wege. Ich beugte mich über den Gestürzten und überprüfte seine Atmung, sie war in Takt und nahm erleichtert den Schmiedehammer wieder an mich und hastete zur Burg. Dort angekommen musste ich meinen Preis vorzeigen um eingelassen zu werden, zum Glück hatte ich ihn wieder. Eine Vielzahl von Teilnehmern, zum größten Teil Schmiedegesellen, stand schon bereit und wir erhielten unsere Aufgabe. Schnell musste ich mir eingestehen, dass ich nicht den Hauch einer Chance haben werde denn mein erster Gegenstand ging beim Abkühlen zu Bruch. Der Prüfer klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und erklärte mir, während es für die anderen Teilnehmer weiterging, welchen Fehler ich gemacht hätte. Dadurch lernte ich wieder etwas dazu und verließ um eine Erfahrung reicher die Burg.
Seite 8: Ich war zu dieser Zeit ungebunden, um nicht zum Gespött meines Dorfes zu werden, zog ich von Stadt zu Stadt und arbeitete fortan weiterhin als Wundscher aber auch gelegentlich als Schmiedegehilfe. So verbesserte ich mich auf beiden Gebieten kontinuierlich. Ein adliger Patient, dem ich auf einer Waldstraße verwundet fand und dessen Wunden ich fachmännisch versorgte, riet mir nach Auretia zu reisen, denn dort gäbe es die bei weitem beste Ausbildung für fähige Wundscher und Medici. Es dauerte noch ein paar Monate bis ich mir die Überseefahrt leisten konnte, doch schließlich hatte ich genug gespart und schrieb mich ein. Ein wahres Füllhorn an Wissen fand ich hier vor und erkannte neue Möglichkeiten zu Behandlung verschiedener Krankheitssymptome und Arten von Wunden.
Seite 9: Nur gibt es eben nicht immer das passende Werkzeug und der Hofhufschmied ist eher fürs Grobe. Deshalb nutze ich meine Schmiedekenntnisse um nach meinem Bedarf feine Gerätschaften herzustellen. (Ende der Geschichte) „Wie ihr seht, war es gar nicht so verkehrt an diesem Schmiedewettbewerb teilgenommen zu haben!“ endete er mit einem Lächeln und hielt einen fein gearbeiteten Gegenstand in die Höhe. Ich stimmte ihm anerkennend zu und um ihn nicht noch länger zu stören verabschiedete mich.
Gelesen: je 5 geb. EP: Metallguss, Schmieden, Wundenheilung