Geschichtensammler Caerun
Geschichtensammler Caerun | |
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Gruppenquest | Nein |
Autor | Trokhanor,... |
Gegend | Caerun |
Reisequest | nein |
Häufigkeit | ortsfest |
AOQML | Ja |
Für Stufe(n) | alle |
Größe | Klein |
Status | |
in Arbeit |
Inhaltsverzeichnis
- 1 Inhalt
- 2 Anmerkungen
- 3 Datei
- 4 Weitere bislang nicht umgesetzte Ideen
- 5 Weiteres Vorgehen
- 6 Bisherige Geschichten
- 6.1 Ariada-Erzählungen
- 6.2 Der Stein am Emyn Neweig
- 6.3 Die Legende des mutigen Mûrnix
- 6.4 Der erste Folkhôr
- 6.5 Versuchter Selbstmord durch Einnahme von Stecknadeln
- 6.6 Die Sterngulden
- 6.7 Die vier Söhne
- 6.8 Wie Tox Treisohn Caerheim wieder errichtete
- 6.9 Aus den Irrfahrten des Magmarox
- 6.10 Das Tagebuch der Gabriela
- 6.10.1 Markttag, 9. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.2 Dorftag, 10. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.3 Freitag, 11. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.4 Saattag, 12. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.5 Mondtag, 13. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.6 Dichtertag, 14. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.7 Markttag, 15. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
- 6.10.8 Markttag, 15. Hoffnungsmond der 8849. Wendung, Zweiter Brief
Inhalt
Geschichtensammler in Caerun.
Anmerkungen
Erste Rohfassung.
Datei
Datei:CaerunGeschichtenSammler.zip
Weitere bislang nicht umgesetzte Ideen
- Ausführliche Version Laroscha Folkhôrstochter, siehe Geschichte der Zwerge, Wendung 2714. Wendung
- Über den Fluss gehen - Jüngere Geschichte um einen Aufbruch mit Disput, der Ausspruch Über den Fluss gehen (wahlweise auch konkreter Flussname) kommt dann dort her. Beim Abliefern schlägt der Archivar ebendiesen Ausspruch vor.
- Pygmalion.
Weiteres Vorgehen
Die Quest hier wird erweitert zur Bibliothek Hochquell. Nachfolgende Erzählungen werden zentral auf dem Spielserver gespeichert, da nicht nur diese Quest darauf zugreift und das Einfügen weiterer Erzählungen nach Implementierung einfach möglich sein soll.
Daher sollen die Erzählungen separat Korrekturgelesen werden. Nimm dir etwas Zeit und lies die Erzählungen hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Stimmung vor. Änderungen sollten behutsam durchgeführt werden.
Bisherige Geschichten
Ariada-Erzählungen
Das Seil der Ariada
Vor vielen tausend Wendungen bestand dort, wo sich heute die endlosen Papyrusfelder von Phyap befinden, ein riesiger, bedrohlich wirkender Sumpf. Wabernde Nebelschwaden hingen selbst bei Tage über diesem, so dass kaum es Zwerg es wagte ihn zu betreten. Tat dies doch ein wagemutiger Ahn, so verschluckte der Nebel ihn für immer. Vielleicht lauerten dort unsägliche Gefahren – vielleicht aber verloren die Zwerge in den Nebeln einfach die Orientierung und verirrten sich hoffnungslos. Keiner von ihnen kehrte jemals wieder heim.
Eines Tages jedoch kam die erfahrene Heldin Ariada Mirastochter auf eine großartige Idee. Sie hieß die Fischer, Seiler und Netzknüpfer von Neufluren ihr ein unglaublich langes Seil aus dünnem Faden zu fertigen, was diese auch taten. Dieses knüpfte sie an einen großen Baum am Rande des Sumpfes, um es sich danach um den Leib zu schlingen. Dann wanderte sie in den Sumpf … Viele Tage lang war sie unterwegs, suchte Wege durch das unheimliche Moor. Doch stets hatte sie das Seil um sich gewickelt, so dass sie immer den sicheren Rückweg antreten konnte, wenn sie sich auf dem Irrweg befand.
Welche Gefahren dort auf die Heldin lauerten wird in einem anderen Epos dargelegt – so musste sie das stachelige Sumpfmonster erschlagen und in die Tiefen der Unterwelt absteigen – allerdings gelang es ihr schlussendlich, mit Hilfe des Seiles, den Sumpf nach dreißig Sonnenläufen sicher zu durchqueren. Auf dem Rückweg steckte sie gar den ersten Pfad ab, der noch heute Ariadapfad heißt, musste sie doch nun einfach dem Seil folgen. Genau einunddreißig Tage nach ihrem Aufbruch stand sie nun wieder an dem Baum, an welchem ihr Seil befestigt war, und wurde von den anwesenden Zwergen als die größte Heldin Phyaps gefeiert.
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Ariadas Kampf mit dem Sumpfmonster
Sieben Tage lang durchmaß Ariada Mirastochter das unheimliche Moor auf der Insel Phyap. Die dichten Nebelschwaden trübten ihre Sicht, und ließen kaum mehr erahnen, ob es Tag oder Nacht war. Mit einem Mal schälte sich ein Schemen aus dem Nebel – gut doppelt so breit wie ein Eisenzwerg, dafür aber fast drei Schritt groß! Ein haariges Wesen, mit mächtigen Armen kam zum Vorschein, und der Geifer lief ihm aus dem Mund… Schon schwang es seine Arme auf die Zwergin zu, um sie mit den starken Pranken zu ergreifen, da kam Ariada die rettende Idee: Sie lief dem Wesen durch die Beine, beschrieb eine Acht um diese, und wickelte so das um ihren Leib gebundene Seil um die muskulösen Beine des Monsters.
Noch immer versuchte das Sumpfmonster die Zwergin zu packen, doch nun lief sie einige Schritt weit von ihm fort, so dass das Wesen danach trachtete ihr hinterherzurennen, sich jedoch in dem Seil verfing und der Länge nach zu Boden fiel. Mit einem schnellen Satz, stand die Zwergin mit gezücktem Dolch über ihm, doch nun begann das Wesen jämmerlich zu weinen. Kurz zögerte die Heldin, dann steckte sie ihren Dolch zurück in die Scheide und entfesselte das Wesen. Dankbar ob ihrer Gnade, blickte es die Zwergin noch einmal an, als es aufstand – danach verschwand es in den Tiefen des Sumpfes und ward niemals wieder gesehen. Ariada hingegen machte sich auf zu neuen Abenteuern.
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Der Stein am Emyn Neweig
Viele Wendungen lang trieben unsere Ahnen Stollen um Stollen, Treppe um Treppe und Halle um Halle in den Emyn Neweig, um dort Platz für die Bücher und Schriften und all das gesammelte Wissen der Zwergenheit zu schaffen.
Auf dem Gipfel des Berges entstanden durch die Hände geschickter Steinmetze und einzigartiger Baumeister die hohen Türme der heiligen priesterlichen Universität sowie der gewaltige Kuppelbau zu Ehren Magmarox, den sie Kristalltempel tauften. Weithin sichtbar leuchtete so der größte Wissenshort der Zwergenheit über das Land.
Doch einem Steinmetz schien dies noch nicht genug: So fertigte er auf dem Gipfel eine Plattform, auf welcher er das Antlitz des Magmorax aus dem Stein meißeln wollte. Lange Wendungen suchte er nach dem geeigneten Material und wurde endlich auf ein wunderschönes Sandgestein auf der Insel Murgyp aufmerksam, von welcher er einen gigantischen Brocken nach Hochquell schaffen ließ.
Am Fuße des Emyn Neweig bearbeitete er sodann das Gestein – drei lange Wendungen – bis das bärtige Antlitz des Zwergenahns Gestalt annahm. Da dies von fast kugelförmiger Art war, verstieg sich der Steinmetz darauf, dem Ahnen die Ehre zu erweisen, indem er ihn eigenhändig – und zwar vor sich her rollend– auf den Gipfel befördern wollte.
So ließ er den Weg um den Gipfel bis zu dessen Spitze, in den nächsten zwölf Wendungen dergestalt ausbauen, dass keinerlei Hindernis mehr diesen versperrte, und man den Kopf des Ahnen nur kräftig anrollen musste, um diesen bis nach oben zu befördern.
Endlich brach der Tag heran, an dem sich der Steinmetz sich zu seiner großen Tat aufmachte – und wirklich: Es gelang ihm den Magmaroxkopf in Bewegung zu versetzen und auch die ersten leicht ansteigenden Schritte zu bewältigen. Immer höher schraubte er sich mit seiner Last den Berg hinauf. Schweiß rann ihm in Bächen aus dem Bart, so kräfteraubend war dies Unterfangen. Keuchend schleppte sich der Zwerg voran, beförderte den Stein Schritt um Schritt weiter den Berg hinauf. Mehrere Folkhôr zogen über ihm seine Kreise, riefen ihm etwas zu … Kurz blickte er zu ihnen herauf, dann zurück zu seinem Stein, der nun schwerer als je zuvor wog. Das Antlitz des Zwergenahn schien ihn geradezu anzulachen oder gar zu verhöhnen, als ihn seine Kraft verließ und er die Steinkugel nicht mehr zu halten vermochte. Knirschend wälzte sie auf ihn zu, riss ihn zu Boden und trug ihn – immer schneller werdend - mit sich bis zum Fuße des Berges.
Hier liegt noch heute der riesige Felsklotz, dessen Aussehen an den Zwergenahn Magmarox erinnert, und unter ihm begraben, so sagt man, der Zwergensteinmetz, der an seinen eigenen viel zu großen Ambitionen gescheitert ist.
So spricht man auch heute noch bei Jemandem, der sich viel zu unrealistische Ziele setzt davon, dass dieser „wohl den Magmarox den Emyn Neweig herauftragen“ möchte.
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Die Legende des mutigen Mûrnix
Mûrnix machte sich auf, um den Berg Emyn Neweig zu besteigen. In Hochquell - damals noch eine recht kleine Stadt - stattete er sich mit dem nötigen Proviant aus und machte sich sodann auf den Weg zum Berg. Die ersten Tage gingen schnell vorüber und er kam auch zügig voran, so dass er nach einem Mond auch schon den Fuß des Berges erreichte und sich darauf vorbereitete ihn zu besteigen. Doch noch ehe er dies tun konnte, bekam Mûrnix auch schon Gesellschaft eines anderen Zwerges, der sich selbst Dalosch nannte. Er war klein, nervig und stank aus allen Poren. Aber trotzdem war eine solche Gesellschaft für Mûrnix wohl besser, als immerzu nur mit sich selbst zu sprechen, oder mit den Bäumen. Schnell ließen die Beiden etliche Meilen hinter sich, als Mûrnix einen Vogel der gut über einen Schritt groß war, sah. Der Vogel hatte grünes Gefieder und einen ausgeprägten, gebogenen Schnabel, sah aber nicht gefährlich aus, so machte er sich daran, mit diesem Vogel Freundschaft zu schließen. Einen neuen Gefährten gewonnen, sprangen beide Zwerge auf den Rücken des Vogels und ließen sich auf diesem dem Gipfel näher bringen.
Auf dem Rücken des Vogels sitzend hatten sie nur noch ein kleines Stückchen vor sich - der Gipfel war schon zu sehen, als eine große, grau-geschuppte Schlange sie von der Seite mit ihren messerscharfen Zähnen angriff. Die beiden Zwerge sprangen vom Vogel und die Schlange erwischte mit ihrem großen Maul den Vogel und riss ihn zu Boden. Mûrnix musste mit ansehen, wie sein gefiederter Freund sterben musste. Doch saher auch, dass aus den Zähnen der Schlange eine Flüssigkeit tropfte, welche inseinen Augen nur Gift sein konnte. Der Zwerg zog sein Schwert und stellte sich dem Ungetüm. Sein Zwergenfreund hingegen suchte hinter einem Stein Schutz und beobachtete von dort den Kampf. Mit lautem Gebrüll stürmte Mûrnix auf die Schlange zu und fügte der Schlange mit dem ersten Hieb eine erhebliche Wunde zu. Blitzschnell schnellte jedoch der Kopf der Schlange nach dem Zwerge, mitweit aufgerissenen Maul, doch Mûrnix wusste sich zu helfen und ließ die Schlange Stahl schmecken! So teilte er den Kopf des Monsters in zwei Hälften. Seinen gefiederten Freund begrub er danach unter einen Haufen Steine und legte den Kadaver der Schlange darauf, als Opfer für seinen Freund. Noch heute soll man diesen Steinhaufen auf dem Berge sehen können. Danach machten sich die beiden Zwerge wieder auf und erreichten nach ein paar Tagen den Gipfel des Berges. Als Zeichen, dass Mûrnix dort gewesen war, rammte er sein Schwert mit der Spitze voraus in den Berg hinein und deutete damit den höchsten Punkt des Emyn Neweig - und damit den höchsten der gesammten Republik - an.
Eben dieses Schwert soll man heute noch auf dem Berge sehen können...
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Der erste Folkhôr
Xolgoraschs Herz ward in Liebe entbrannt. Tagtäglich sandte er Geschenke zu seiner Liebsten. Wertvolle Schmuckstücke, präzise Spieluhren, filigrane Waffen und Rüstungen – doch all dies schien seine Angebetete nicht für ihn zu gewinnen vermögen. Auf einer seiner Wanderungen fand er eines Tages jedoch einen kleinen Steinbruch mit wunderschönem weißen Gestein. Xolgorasch nahm seinen Hammer vom Gürtel, wickelte seine Meißel aus, und begann das Gestein zu behauen. In tagelanger Arbeit gelang es ihm, ein gar niedlich anzuschauendes Wesen aus dem Stein heraus zu arbeiten – mit einem Schnabel, Füßen mit Krallen und zwei wunderschön abgespreizten Flügeln. Folkhôr nannte er dieses Bildnis, was mit „Herzensbote“ übersetzt werden könnte. Und er schenkte es Umor, seiner Angebeteten.
Diese wunderte sich über das Geschenk, hatte es doch kaum etwas mit dem Prunk der anderen gemein. Im Gegenteil, war es doch von überzeugender Schlichtheit und doch in seiner Einfachheit wunderschön. Dies rührte Umor sehr, so dass sie einige bewegte Tränen vergoss. Eine der Tränen fiel auch auf den Folkhôr – und nun geschah Wundersames: Der Folkhôr bewegte zuerst seine Flügel, öffnete dann seinen Schnabel und begann Umor von der großen Liebe und Zuneigung, mit der Xolgorasch sie betrachtete, zu erzählen. Stunden und Tage vergingen, und der Folkhôr erzählte und erzählte. Als er dann geendet hatte, flüsterte Umor dem Rabenvogel etwas zu, woraufhin dieser seine Flügel ausbreitete und flog: Sein erster Flug führte ihn über die Gipfel der Welt, über tiefe Täler und über weite, bewaldete Ebenen, bis er Xolgorasch in der Nähe seiner Schmiede traf und ihm Umors Dank und Liebesschwüre überbrachte. Dann erhob sich der erste Folkhôr wieder in die Lüfte und flog.
Immer wieder kehrte er allerdings auch zu Umor zurück, und berichtete ihr, was sich in der Welt so zutrug.
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Versuchter Selbstmord durch Einnahme von Stecknadeln
Vor einigen Wendungen lebte in Ahnheim ein Arzt, ein Doktor der Medizin, welcher daeinst sogar einige Zeit an der berühmten und bekannten Universität zu San-Aurecciani studierte, aber die meiste Zeit an der Universität zu Hochquell studierte, und den Ruf hatte, sogar Behandlungen an den inneren Organen vorzunehmen, ohne dass seine Patienten dabei stürben. Nun kam eines Tages eine junge Zwergin zu ihm und verlangte von ihm, sie einer Operation zu unterziehen. Ihren Wunsch begründete sie dabei wie folgt: „Ich bin in der Absicht zu Euch gekommen, Euch darum zu bitten, mir den Magen aufzuschneiden. Ich habe etwa dreißig Stück Stecknadeln geschluckt, um mir das Leben zu nehmen, möchte aber nun, dass Ihr sie aus mir entfernt. Ich habe die letzte Sonne über gefastet, in der Annahme, dass es Ihnen dann leichter fallen wird, die Stecknadeln aus meinem Magen zu entnehmen. Ich wünsche, dass Ihr sogleich mit der Operation beginnt.“
Der Arzt war natürlich sehr verblüfft und konnte kaum daran glauben, dass sein Gegenüber es ernst mit ihm meine. So fragte er zunächst einmal, wie es dazu gekommen sei, dass sie sich entschlossen habe, dreißig Stecknadeln zu verschlucken. Darauf antwortete die junge Zwergin: „Ich hatte eine Liebschaft mit einem Stadtgardisten und wir versprachen uns die Ehe. Meine Eltern wollten mir davon wohl abraten und zu etwa der gleichen Zeit wurde mein Geliebter nach Caerfurt versetzt. Nicht nur, dass uns die große Entfernung trennen sollte, nein er gab noch Äußerungen von sich, die mich als wohlerzogene Zwergin Umors doch sehr gekränkt haben. Ich geriet darüber in Verzweiflung und beschloss, mir selbst das Leben zu nehmen.“
„Ich bin eine Näherin und vor schon einiger Zeit habe ich eine Nähnadel verschluckt, welche ich zwecks Näharbeiten zwischen den Lippen hatte und verschluckte, als eine Freundin mich mit einer recht ekligen, fetten Spinne zu erschrecken versuchte. Ich ging umgehend zu einem Heilkundigen, erzählte ihm von dem Vorfall. Er schalt mich, in Zukunft derlei Späße sein zu lassen und verordnete mir ein Öl, welches mich stark abführte. Die Nadel kam nicht zum Vorschein, aber sie verursachte auch keinerlei Unannehmlichkeiten, wie ich aber vier Wochen später in Zweisee für einige Tage Zeit verbrachte, überkamen mich ungeheuerliche Schmerzen im Unterleibe und zwei weitere Tage später konnte ich die Nadel meinem Leib entreißen.“
„Nun ging ich davon aus, dass wenn mir eine einzige Nadel schon so viel Schmerzen bereitet, werden mich drei Dutzend Nadeln gewiss umbringen. Über mehrere Tage hinweg nahm ich nun Nadeln in mich hinein, die sich nicht alle verschlucken ließen. Mögt Ihr mir nun endlich den Magen aufschneiden und mir die Nadeln entfernen?“
Der Doktor war zunächst angeheitert über die Erzählung seiner Patientin, er verweigerte ihr aber die Operation und begründete dies mit dem Unterschied zwischen Näh- und Stecknadeln: Eine Stecknadel sei viel kürzer, weniger scharf und keinesfalls ausbalanciert: Das Ende des Knopfes gebe ihr ein Ungleichgewicht, wodurch sich im Magen und Darm eine Orientierung mit dem Knopf voran ergebe, was ein Steckenbleiben gar unmöglich mache und verglich die Stecknadel mit einem Regentropfen, der eine ähnliche Form hat. Anders verhielte es sich mit den Nähnadeln, welche durchaus scharf und ausbalanciert seien und sich in Folge irgendwo feststecken können, wie Treibholz in einem Fluss.
Er riet ihr zum Abschluss zu faserreichem Essen und den Verzicht auf saure Speisen, dann würde sich alles wieder zum Guten wenden, was auch geschah.
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Die Sterngulden
Es war einmal ein junges Zwergenkind von vielleicht einem Dutzend Wendungen. Da starb erst der Vater in einem Stollen und dann fiel die Mutter tot um und das Zwergenkind war ein Waisenkind. Es ging zu der Großmutter, doch die Großmutter fand das Zwergenkind zwar brav und gut, aber nach ihrer Ansicht auch dumm und einfältig, so es taugte ihr nicht für die Arbeit, denn die Großmutter war bitterlich arm. Sie gab ihm also drei Kreuzer, einen Stullen Pilzbrot und ein Leibchen und schickte das Kind fort.
Da das Kind nicht wusste, wo es hingehen sollte, ging es auf den Emyn Neweig zu. Es war ein kalter, nebeliger Tag und auf einem einsamen Wege kam ihr ein junger Zwergenmann entgegen, den einige Räuber zuvor überfallen hatten. Das Zwergenkind hatte Mitleid mit dem jungen Zwerg und schenkte ihm seine drei Kreuzer, damit er sich etwas zu Essen kaufen könne. Das Zwergenkind ging weiter und wenig später hatte es Hunger und packte den Stullen aus. Da kam eine Gans mit ihren Küken des Weges und schaute das Kind ganz mitleidig an, da gab das Kind der Gans und ihren Küken seinen Stullen Pilzbrot. Es machte sich weiter und traf auf ein junges Zwergenpaar, das ein Neugeborenes eng an die Kettenhemden schmiegte. Das Zwergenkind hatte Mitleid mit dem Kleinen und gab den Eltern ihr Leibchen, damit sie das Kind einwickeln konnten.
Das nackte Kind ging vor Scham in den nahen Wald und immer weiter den Berg hinauf bis über die Nebelgrenze und da suchte sie die Wärme der Sonne und schaute zu ihr auf, doch die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Das Zwergenkind legte sich ins Moos und begann zu weinen und schlief ein. Vor Hunger und Kälte wachte es in der Nacht auf, die beiden Monde standen hell und warm am Himmel. Sie blickte zum kleinen Mond auf, doch der kleine Mond verschwand hinter den großen Mond. Sie schaute nun zum großen Mond und der große Mond verfinsterte sich, bis er nicht mehr zu sehen war. Da fing das Zwergenkind wieder an zu weinen und schlief unter dem schwarzen Himmel ein und träumte einen Traum.
Ein gleißend weißer Folkhôr flog über sie hinweg und rief ihr zu „Du bist eine der deinigen, ein Kind der Mutter Aller! Nicht der Sonne, nicht der Monde!“
Das Zwergenkind wachte von diesem Traum auf und dachte an die Zwergenmutter Umor. Am Himmel standen die Sterne und die Zwergenmutter holte die Sterne vom Himmel und gab sie als güldene Gulden dem Zwergenkind, das nun über so viel Gold so glücklich war.
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Die vier Söhne
Vor nicht ganz so wenigen Wendungen lebte bei Neufluren ein alter Zwerg. Der alte Zwerg war schon schwach und viele Wendungen würde er es nicht mehr machen. Vier Söhne aber hatte er, und weil er um sein nahes Ende wusste, so bestellte er seine vier Söhne zu sich, um sein Erbe unter ihnen aufzuteilen. Er sprach: „Beginnend mit dem Ältesten nenne mir ein jeder seinen Anspruch.“
Grimox, der älteste Sohn antwortete: „Nichts, Vater, will ich haben. Ich will ausziehen in die Welt und ein bescheidenes, demütiges Leben führen und umherziehen.“
Gribok, der zweitälteste Sohn antwortete: „Die Mine, Vater, ich will sie fortführen, auf dass unsere Familie noch viele Erze schürfen werde.“
Grimasch, der zweitjüngste Sohn antwortete: „Das Gold, Vater, ich will es polieren und glänzend halten, auf dass sich unsere Nachfahren daran erfreuen.“
Gritosch, der jüngste Sohn antwortete: „Die Edelsteine Vater, ich will sie hüten und schleifen, damit sich unsere Ahnen an ihrer Reinheit erfreuen.“
Der Vater willigte ein, denn keiner seiner Söhne säte mit seinem Wunsche einen Zwist. Den Ältesten aber nahm er sich zu sich und prophezeite ihm: „Ich erkenne deinen Wunsch an, aber höre, du wirst kein glückliches Zwergenleben haben.“ Der Älteste, der nichts wollte, brach auf in die weite Welt. Der Ahnvater lebte noch einige Wendungen. Auf dem Sterbebrett rief er seine drei jüngsten Söhne zu sich, um sich zu verabschieden. Er mahnte sie: „Sollte Grimox, euer ältester Bruder zurückkehren, so teilt euer Erbe mit ihm. Er ist euer Bruder und er wird es sicher brauchen.“ Die drei Söhne versprachen dem alten, seinen letzten Wunsch zu achten, liebten sie doch auch ihren Bruder.
Viele Wendungen zog Grimox durch die Welt. Er sah hohe Berge, tiefe Stollen, große Städte, kleine Dörfer, aber alles versagte er sich, weil er in Demut und Armut leben wollte. „Was soll das alles?“, fragte er sich. „Nichts habe ich“, sagte er sich. „Was soll ich nur tun?“, fragte er sich am Ende. Er dachte an die Worte seines Vaters und fragte sich, wie es ihm wohlgehen würde. Er beschloss also, zu seiner Heimat nach Neufluren zurück zu kehren. Dort angekommen bot er ein er einen schrecklichen Anblick: Der Leib zerschunden, der Bart zerzaust, die Kleidung zerschlissen. Sein ältester Bruder Gribok erkannte ihn aber trotzdem sofort. Er nahm ihn zu sich, stellte ihn seiner Familie vor, gab ihm gut zu essen und sagte: „Iss dich satt, Bruder. Dann gehen wir für eine Woche in die Mine, das wird dir gut tun. Wenn wir fertig sind, sehen wir unsere anderen Brüder.“ Eine Woche schürften sie in der Mine und Grimox erfreute sich der Arbeit und sie tat ihm gut. Als die Woche um war, besuchten sie Grimasch, den zweitjüngsten der vier Brüder. Auch der jüngste Bruder war gekommen, mit einem Drittteil seiner Edelsteine. Sie glänzten und funkelten nur so, dass es Grimox Herz erfreute. Der Bruder gab sie ihm. Auch Grimasch, der Bruder mit dem Gold gab ihm seinen Drittteil, wie der Vater es wollte. Schlussendlich sagte der Älteste der drei jüngeren Brüder: „Und auch ich gebe dir den dritten Teil meiner Mine. Und mit meiner Schwägerin will ich dich bekannt, machen, sie wird dir gefallen. Wenn du sie heiratest, hast du alles, was ein Zwerg braucht: Familie, Arbeit und Schätze!“ Der älteste Bruder war ganz gerührt.
Als er die Schwägerin dann kennen lernte, so verliebte er sich und heiratete sie, gründete eine Familie, arbeitete mit seinem Bruder in der Mine und erfreute sich der geerbten Schätze und führte fortan ein glückliches, erfüllendes Zwergenleben.
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Wie Tox Treisohn Caerheim wieder errichtete
Dort wo heute noch der Luhfsab ins Weißmeer mündet, befand sich seit den Zeiten der ersten Besiedlung das stolze Städtchen Caerheim. Gleich der Metropole Caerfurt, war auch dieses Städtchen bekannt für seine tollkühnen Seefahrer, fähigen Schiffbauer, großen Werften und imposanten Gebäude. Reich war diese Stadt und so erblühte neben Handel und Seefahrt auch die Kunst und Kultur in Caerheim.
Dann jedoch verdunkelte sich eines Tages der Himmel, orkanartiger Wind kam auf und rüttelte an den Türmen und Zinnen der Stadt. Danach wurde es sehr still … Ein Blick über die noch immer schaukelnden Schiffe im Hafen Caerheims deutete nun das eigentliche Unheil an: Viele Dutzende Schritt hoch türmte sich eine Wasserfront auf, raste auf die Stadt zu, brandete peitschend ans Ufer und riss Zwerg, Vieh und jeden noch so fest gemauerten Stein mit sich! Dann – nach einiger Zeit - zogen sich die schäumenden Fluten wieder zurück, vereinigten sich mit der See und erneut trat Ruhe ein. Caerheim allerdings war verschwunden und mit ihm tausende seiner Bewohner.
In dieser Zeit war Tox Treisohn Konsul in der Republik der Caerun, und dieser stammte aus Caerheim. Nachdem er die Kunde dieser Katastrophe erfuhr, sammelte er binnen weniger Wochen ein großes Heer aus Freiwilligen, Soldaten, Handwerkern und Pionieren, mit denen er sich gemeinsam ins Mündungsgebiet des Luhfsabs begab. Dort baute er sich vor den verzweifelten Überlebenden seiner Heimatstadt auf und verkündete ihnen in festem Ton: „Brüder und Schwestern! Manchmal sind die Wege unserer Ahnen nicht nachzuvollziehen und liegen für uns in tiefem Dunkel. Aber wir Caerun werden uns von dieser Katastrophe nicht umwerfen lassen, sondern werden ihr trotzen und gestärkt daraus hervor gehen. Daher gelobe ich, alle meine Energie in den Wiederaufbau Caerheims zu stecken; Auf dass es erneut erblüht und sichere Heimstatt für unsere Kinder und Enkel wird!“
Und das tat er dann auch – ging mit unermüdlichem Eifer an den Wiederaufbau. So sah man ihn über viele Wendungen immer als ersten auf dem Gelände mauern, sägen, schleifen und hämmern. Auf dem Gelände auf dem sodann noch zu seinen Lebzeiten eine neue Stadt erwuchs, welche direkt nach seinem Tode nach ihm benannt wurde und nun „Konsul-Tox-Stadt“ hieß.
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Aus den Irrfahrten des Magmarox
Wie Magmarox dem Drachen Phaeluxx zum ersten Mal begegnete
Als die Welt noch jung war und auch unsere Vorväter gerade ihre ersten Stollen in Antamars Unterwelt gruben, da war es Magmarox, der älteste Sohn des Xolgorasch und der Umor, der als Erster der Brüder die Oberfläche betrat. Hier lagen die mächtigen Gipfel der Schattenkuppen – schneebedeckt und eisig. Magmarox grüßte die Adler, die schon in den Lüften kreisten. Er beobachtete Bergwidder, die trittsicher ihren Weg über schmalste Pfade fanden. Neugierig stieg er in jede Spalte und Höhle, entdeckte Kluften voller Bergkristalle und Adern voller Gold.
Eines Tages entdeckte er eine Höhle in vielen tausend Schritten Höhe – dort wo sich heute Darbosch befindet. Doch in dieser Höhle war es heiß … Gespannt, was ihn dort erwarten würde, stieg er einen sich lang windenden Gang hinab und stand inmitten einer riesigen Grotte – eine Grotte voller Edelsteine und Bergen von Gold!
Doch war er nicht allein! Auf dem Schatz ruhte ein mächtiges geflügeltes Wesen mit Schuppen, wie aus flüssigem Gold: Ein Drache! Und der Drache sprach in Magmarox Kopfe: „Bärtiges Wesen! Verschwinde aus dem Hort von Phaeluxx dem Mächtigen, dem Herrscher der Schattenkuppen und der bekannten Welt.“ Doch Magmarox lächelte nur und sprach: „Die Berge sind für alle Geschöpfe da – und du bist bestimmt nicht mein Herrscher.“ Der Drache fauchte und Rauch entrang sich seinen Nüstern. „Der Herrscher ist schon immerdar das weiseste Wesen der Welt – und wer will es mit der Weisheit eines Drachen aufnehmen?“, fragte er immer noch vor Wut schnaubend. „Ich“, lachte der Zwerg, galt er doch als der weiseste der Brüder. Die Augen des Drachen blitzten belustigt auf – wollte ihn der Zwerg wohl herausfordern. „Wohlan, kleiner Bartträger. Dann stelle ich dir fünf Fragen … Kannst du sie nicht beantworten, werde ich dich mit meinem Feuer rösten und verspeisen.“ Schnell fiel der Zwerg ein: „Und kannst du eine meiner fünf Fragen nicht beantworten, verschwindest du aus den Schattenkuppen, wirst dich auf ewig von unseren Nachkommen fernhalten und dein Hort gehört meinem Volke.“ Schrilles Gelächter war im Kopf Magamrox‘ zu vernehmen, doch der Drache Phaeluxx ließ sich auf diese Wette ein – gewährte dem Zwerg in seiner Überheblichkeit gar die erste Frage.
Welche Fragen die Beiden einander stellten ist leider nicht überliefert – würde jedoch auch unser Verstand kaum in der Lage sein, diese komplexen Konstrukte zu durchdringen. Überliefert ist lediglich, dass dieser Wettstreit mehrere Tage oder gar Wochen andauerte – dann jedoch musste der Drache einräumen, auf die fünfte Frage des Zwergenahns keine Antwort zu kennen.
Der Zwerg erinnerte ihn an sein Versprechen und noch am selben Tag verließ der Drache seinen Hort und kehrte nie mehr wieder. Allerdings klangen Magmarox noch dessen Worte nach, als er die Flügel ausbreitete und davonsegelte: „Ich werde mich an mein Versprechen halten und den Zwergen fortan aus dem Wege gehen. Meine Kinder jedoch, werde ich dereinst aussenden, um euer Volk zu vernichten und sich zurückzuholen, was mir heute geraubt wurde.“ Doch Magmarox schüttelte das Haupt – dies würde den Drachen niemals gelingen!
Seit diesem Tag herrscht Krieg zwischen den Zwergen und den Drachen.
(dies ist der Prolog zu den Irrfahrten des Magmarox, überliefert von der Priesterschaft der Caerun)
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Wie Magmorax die Schleuder erfand
So bestieg Magmarox sein Schiff und setzte die Segel. Schnell verblassten die heimatlichen Gestade, bis sie gar nicht mehr zu sehen waren. Überall nur noch die offene See! Viele Tage segelte Magamrox so gen Süden, bis er auf eine bewaldete Insel stieß, an welcher er anlandete um Proviant aufzunehmen.
Viele Früchte, essbare Kastanien und auch allerlei Getier konnte er in kürzester Zeit auf sein Schiffchen laden und auch sein Wasservorrat ließ sich problemlos ergänzen. Da vernahm er mit einem Mal ein lautes Brummen und Schlurfen. Äste brachen – und aus dem Unterholz wankte ein ausgewachsener Riese, mit einem einzigen Auge mitten auf der Stirn, auf ihn zu. In der Hand trug dieser einen mächtigen Baumstamm, den er nun drohend in Richtung Magmarox´erhob. Anscheinend betrachtete er den Zwerg als Eindringling.
Hinter Magmorax lag sein Schiffchen, das er bis an den Strand gezogen hatte – ansonsten verhinderte das Meer jeglichen Gedanken an ein schnelles Entkommen. Immer weiter näherte sich der Riese, den Baumstamm wie eine Sense vor sich herschwingend … Da hatte Magmorax eine Idee: Er riss einen Lederriemen von seinem Rucksack, der neben ihm am Ufer lag, zerrte solange in dessen Mitte, bis sich dort ein Auge – eine Mulde - bildete. In diese legte er eine der großen, soeben aufgesammelten, Kastanien. Dann wirbelte er den Riemen durch die Luft … Und zielte … Er schleuderte das Kastaniengeschoss mit unglaublicher Wucht durch die Luft. Der Riese war fast heran, ein erster Luftzug der Baumsense war schon zu verspüren. Doch dann plötzlich blickte der Riese wie gebannt mit seinem einen Auge in Richtung des Geschossesund erstarrte.
Genau in dieses Auge schlug die Kastanie ein. Der Riese schrie und tobte. Er verlor jegliche Orientierung und wankte … Dann fiel er, immer noch wimmernd, zu Boden. Magmarox nutzte die Gelegenheit und schob sein Schiff zurück ins Meer, setzte Segel und segelte, begleitet vom steten Wimmern des Riesen, gen Süden davon.
Noch heute berichten die Seeleute der Caerun von einer Insel weit im Westen, einige Tagesreisen von Twerbok entfernt, von der sich das traurige Wimmern des Riesen vernehmen lässt.
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Der Strand bei Krosch Bridum
Wer schon einmal die Küste von Caerfurt nach Ahnheim oder umgekehrt gereist ist, dem ist nicht der Strand bei der Mine Krosch Bridum entgangen. Der Sand ist hier so fein wie nirgendwo sonst auf Cod und selbst die lieblichen Landschaften der Auretianier haben keinen so feinen Sandstrand. Zu verdanken haben wir diesen Sand unserem Ahnherrn Magmarox. Auf seinen weiten Reisen stellte er sich immer wieder die Frage, woraus die Welt wohl bestehen könnte. Die Minen und Brüche der Eisenzwerge ließen ihn vermuten, dass es eine kleinste Substanz geben müsse, denn alles was aus den uralten Bergen geschlagen wurde, Basalt, Mithril, Edelsteine, Gold und Kupfer: Wann immer die Hacke in den Stein getrieben wurde, so zerteilt sie ihn in Stücke. Das Wasser um ihn herum verhielt sich anders, so beobachtete er, es zerteilte sich unter dem Kiel nach Belieben. Trieb Magmarox im Sturm und bei hohen Wellen seine Axt in das Wasser, so spritzen ihm keine Stücke entgegen. Keine Bruchkanten, nur Tropfen. Sollte sich jedes Material nicht doch in unendlich kleine Teile zerteilen lassen?
Noch lange fuhr Magmarox über die Meere, bis er sich seiner Frage wieder zuwandte. Es war eine Gelegenheit, die ihn zu seiner Frage führte: Er strandete mit seinem Schiff an eben jenem Strand, der heute so fein ist, dass kein Zwergenauge auch nur ein Sandkorn erkennen kann und traf auf einen Hünen, einen Riesen, der Magmarox um viele Schritte überragte. Magmarox überlegte sich, um den Riesen dazu zu bewegen, sein Schiff in tieferes Gewässer zu tragen, eine List: Er nahm einen Edelstein und legte ihn in eine Nische, in die der Riese hinsehen, aber nicht hineingreifen konnte. Dann ging er zu dem Riesen und sprach: „Sieh diesen Smaragd, ich hole ihn dir aus der Nische, wenn du mein Schiff dort in das tiefere Wasser trägst“. Der Riese ging über den Strand und unter seinen Füßen knirschte es und gröbere Sandkörner barsten unter seinem Gewicht. Da erinnerte sich Magmarox an die Frage, die er sich schon so oft stellte und ersann sich eine weitere List: Er nahm den Smaragd aus der Nische und legte einen Rubin hinein. Als der Riese wiederkam, gab Magamrox dem Riesen den Smaragd und zeigte ihm den Rubin. Die Augen des Riesen funkelten. Magmarox sprach: „Ich gebe dir diesen Rubin, wenn du dir mir noch einen Gefallen tust: Ich schlage dir zwei Mahlsteine aus dem festesten Stein, den ich finden kann und du malst den Sand, bis ich wiederkomme. Dann gebe ich dir den Edelstein“. Der Riese willigte ein und nach einigen Tagen waren die Mahlsteine fertig und der Riese begann zu mahlen. Magmarox segelte fort. Auf seiner Reise vergaß er wieder seine Frage nach dem kleinsten Etwas und mit ihr den Riesen und sein Versprechen und so mahlte der Riese Wendung über Wendung über Wendung und der Sand wurde feiner und feiner und feiner.
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Die unendliche Tiefe des Ozeans
Magmarox brachte viele Fahrten auf See zu, doch eine der Fahrten war eine ganz besondere. Nicht, weil sie ihn nach Murgyp führte, sondern weil sie ihn auf eine Probe stellte, eine Probe die uns heute fast so schwer erscheinen mag, wie seine erste, sein Kampf mit dem Drachen Phaeluxx. Er brachte Tage auf seinem Schiff zu, ohne dass Land in Sicht kam, ohne dass sich Hinweise auf Land finden ließen. Vielmehr war das Gegenteil der Fall: Begleiteten zu Beginn seiner Reise ihn immer wieder neugierige Delphine, so blieben sie bald aus. Sein Fischernetz hob weniger und weniger Fisch aus dem Wasser, auch Seemöwen und Albatrosse ließen sich am Himmel nicht mehr blicken. Eines Tages blieb auch sein Netz leer, welches er auswarf. Auch am folgenden Tag fing er nichts und auf dem darauffolgenden ebenso nichts. Nicht einmal Algen oder sonst irgendwas verfingen sich in seinem Netz. Langeweile macht sich breit, denn nichts gab es zu entdecken, aber auch seine Vorräte gingen zur Neige, besonders die Vorräte und von Bier und getrockneten Pilzen gingen zur Neige.
Nichts gab es mehr! Nichts! Sinnlos war diese Reise! Aber da fragte sich Magmarox, wo denn alles Seiende hin sei, wenn es nicht hier ist. Da nichts am Himmel war und kein Land da war, so musste es wohl so sein, dass sich das Leben hier in der Tiefe des Ozeans abspielte. Aber wie tief ist dieser Ozean eigentlich, tief genug, dass nichts an die Oberwelt will? Die Spitzen der höchsten Berge der Schattenkuppen sind leer von Lebewesen, aber tief unten im Berg und im Tal hat das Leben seinen Platz. Auf dem Grund der Meere, der Ozeane muss also das Leben seinen Platz haben.
Magmarox wollte nun wissen, wie tief, wie weit unten sich das Leben abspielte. Er holte alle Taue und Seile, die er auf seinem Schiff finden konnte und verknotete sie zu einem langen Seil, an dessen Ende er einen Klumpen schwerstes Eisen und das Fischernetz knotete. Er ließ das Netz hinab – aber als er es hinauf holte, so war es noch immer leer. Also machte er sich über die Takelage her und verlängerte sein Seil. Er ließ das Netz hinab – aber als er hinauf holte, so war es wieder leer. Um nun wenigstens den Grund zu finden, entknotete er sein Fischernetz und ließ an einem noch längeren Seil das Eisen in die Tiefe des Meeres. Wieder erreichte er nicht den Grund, den Boden.
Daraufhin schloss er, dass das Meer hier und vielleicht noch anderswo unendlich tief sein müsse. Außerdem glaubte er, am Ende der Welt zu sein, die die Ahnen für die Zwerge geschaffen hatten. Ehrfürchtig brachte er wieder seine Takelage in Ordnung und segelte in Richtung der bekannten Welt – und ihr ein neues Geheimnis zu entlocken.
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Wie Magmarox den Gryff erschuf
Tagelang war Magmarox wieder unterwegs und segelte stetig mit den östlichen Winden. Da entdeckte er mit einem Male einen großen Vogel, kraftlos im Wasser treibend. Schnell steuerte er sein Schiffchen heran und fischte das elendige Tier aus den Fluten. Was er dort gerettet hatte, entpuppte sich als mächtiger Adler, mit riesigen Schwingen – doch dessen Körper war über und über mit klaffenden Wunden bedeckt. Trotzdem blickte der Vogel Magmarox aus seinen dunklen Augen dankbar an, und dann begann er den Zwerg anzusprechen. „Habt Dank für meine Rettung, edler Zwerg. Doch ich befürchte, dass diese zu spät geschah – ist mein Leib doch von der tosenden See zerschlagen.“ Magmarox blickte den Vogel kurz mitleidig an und begann dann dennoch den Adler entschlossen zu verbinden und seine Wunden sorgfältig zu reinigen. Nachdem dies geschehen war, und auch Argamno und Khâzdim-Mithrax die Dunkelheit durchbrachen und die Wellen in einen silbrig-goldenen Glanz tauchten, schliefen der Vogel und sein Retter ein.
Am nächsten Morgen lag ein kleines Eiland vor ihnen – eher ein größerer Fels im Meer, als eine echte Insel. Jedoch regte sich auf diesem ein Wesen katzenartiger Gestalt aber von halbzwergengroßer Statur, mit großen Pranken, starkem Gebiss und einer wild wehenden Mähne.
Vorsichtig näherte sich der Zwerg mit seinem Schiffchen dem Wesen, als es ihn unvermittelt ansprach: „Lasst mich hier sterben, kommt nicht näher. Ich kann Euch zwar nicht sehen, da mein Augenlicht erloschen ist, aber ich spüre, dass Ihr mir helfen wollt … Aber es ist zu spät! Ich hungere und bin nicht in der Lage mir selbst Nahrung zu verschaffen. Also lasst mich hier bitte zurück!“ Magmarox betrachtete das Wesen genau – es wirkte schwach, wie es dort blind auf dem Eiland weilte, doch sein Leib wirkte eigentlich noch gesund. Sein Blick fiel auf den Adler, den er tags zuvor gerettet hatte, dessen verbundener Leib nun aber heute noch kraftloser wirkte. Dann hatte er eine Idee!
Mehrere Stunden sprach er mit den beiden Tieren, um sie dann endlich, als Argamno erneut am Firmament auftauchte, überzeugt zu haben einen ewigen Bund – körperlicher und geistiger Natur einzugehen. Und so begab es sich, dass die beiden Tiere sich eng umschlangen, immer enger miteinander verwoben, bis beim ersten Morgengrauen ein erster Sonnenstrahl auf das tierische Bündnis fiel: Vater und Mutter Aller hatten in dieser Nacht ein Wunder vollbracht, denn aus den beiden zerschundenen Tieren war ein Einziges geworden! Ein starkes Wesen, strotzend vor Kraft, mit Adlerschnabel und –kopf, der von einer mächtigen Mähne umrahmt wurde. Der Leib glich dem des Katzenwesens, ebenso wie die vier Pranken. Auf dem Rücken des Wesens fanden sich allerdings zwei große gefiederte Schwingen, die ausgebreitet mehr als vier Schritt überspannten.
Das Wesen blickte Magmarox nun an und tiefe Weisheit sprach aus seinem dankbaren Blick. Dann erhob es sich in die Lüfte, deutete Magmarox ihm in seinem Boote folgen und führte ihn sicher auf seinem Weg.
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Das Tagebuch der Gabriela
Markttag, 9. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Es schreibt Admiral Vikos Gamassohn der Gabriela. Wir stachen am 28. Ehrenmonat dieser Wendung von Neufluren aus in See. Wir kreuzten zwischen der heiligen Insel Murgyp und Phyas nach Süden, um anschließend unterhalb der heiligen Insel den Weg nach Osten in Richtung Eriath anzutreten. An Bord befindet sich eine Expeditionsdelegation, die den südlichen Festlandurwald erforschen soll. Ein Personenverzeichnis findet sich rückseitig angefügt.
Unsere Reise verlief bis gestern, den 8. Hoffnungsmond ruhig und wie erwartet. Gegen Mittag zog ein Unwetter auf und trieb unsere Karavelle weit vom Kurs ab. Erst am heutigen frühen Morgen ebbte das Unwetter ab. Unsere Position war 2°9′3″N-46°4′27″O - wir befanden uns am Rande es Mahlstroms. Wir setzen die Segel in den sanften Ostwind um der Strömung zu entgehen. Derzeit befinden wir uns bei 2°9′1″N-46°5′8″O, wir sind also nach Westen gesegelt, oder besser gesagt: gedriftet, obwohl wir die Segel für eine Fahrt nach Osten ausgerichtet haben. Unsere Befürchtung von heute früh ist also wahr geworden: Der Mahlstrom hat uns erfasst und treibt uns in das Zentrum. Die Stimmung ist dennoch voller Hoffnung, der Wind flaut auf. Dennoch behalten wir aber die Tatsache, womöglich nie wieder das Heimatland zu erblicken, in unseren Gedanken. Wir haben daher auch beschlossen, ein Reisetagebuch anzufertigen. Unsere Priester haben mehrere Folkhôren mitgenommen, die wir ab morgen, sollten wir weiter nach Süden driften, als Boten einsetzen werden, denn eine Flaschenpost würde der Mahlstrom verschlingen und niemand erhielte je Kunde von unserem Schicksal, sollten wir nicht zurückkehren.
Gez. Admiral Vikos Gamassohn
Personenverzeichnis
Besatzung:
Admiral Vikos Gamassohn aus Caerfurt, Kapitän der Gabriela
Zandrosch Barumssohn aus Zweisee, Navigator
Darascha aus Grigastochter aus Caerfurt, Steuerfrau
Tarim Gurimssohn aus Neufluren, Matrose
Larim Burimssohn aus Neufluren, Matrose
Rolina Rogarastochter aus Caerfurt, Matrosin
Garamosch Bigulssohn aus Zweisee, Matrose
Olborax Mograxsohn aus Konsul-Tox-Stadt, Leichtmatrose
Xarima Zandraschastochter aus Zweisee, Leichtmatrosin
Thorax Hornixsohn aus Corvusia, Leichtmatrose
Biridox Framirssohn aus Ahnheim, Koch
Mitreisende
Farimosch Pandroschssohn aus Hochquell, Priester
Angorasch Amgrimmssohn aus Corvusia, Priester
Kalima Balimasstochter aus Hochquell, Priesterin
Florax Tigallastochter aus Bergveldt, Botanikerin
Rubax Rubixsohn aus Corvusia, Zoologe
Elborox Torgramssohn aus Caerfurt, Kartograph
Travix Surbixsohn aus Hochquell, Sprachenkundler
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Dorftag, 10. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Unsere Lage ist nunmehr als aussichtslos zu bezeichnen. Trotz voll gesetzter Segel sind wir weiter nach Westen gedriftet, wir befinden uns am Morgen des heutigen Tages bei 2°8′47″N-47°1′19″W. Der Mahlstrom hat uns gefangen. Die Stimmung an Bord ist beklemmend, ein jeder hier weiß, dass er sterben wird. Nicht lang nach der Bekanntgabe der Position ist unser Zoologe Rubax Rubixsohn über Bord gesprungen, er sank augenblicklich, ganz so, als würde etwas an seinem ganzen Körper ziehen. Er sagte, er wolle sich lieber hier das Leben nehmen, als im Schlund eines Seeungeheuers zu enden. Ich habe die Besatzung und unsere verbliebenen Mitreisenden eingeschworen. Wir werden, auch wenn es nur unwahrscheinlichst möglich ist, versuchen, aus den Fängen des Mahlstroms zu entfliehen. Vielleicht ist Magmarox uns gnädig.
In Absprache mit unseren Priestern wird in Kürze der erste Folkhôr in Richtung unserer Heimat, das nur sehr schmeichelhaft als Festland bezeichnet werden kann, aufbrechen. Wir brachen mit acht Folkhôren auf, so dass uns noch sieben für weitere Nachrichten verbleiben.
Gez. Admiral Vikos Gamassohn
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Freitag, 11. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Die Lage ist unverändert, wir driften weiter und weiter gegen den Wind. Unsere Position heute liegt bei 2°5′48″N-47°1′24″. Die Strömung muss eine ungeheure Kraft haben, aber sie wirkt ganz still, denn die See ist ruhig , sehen wir von den üblichen Wellen ab. Es gibt keine Strudel, wie wir sie von stark fließenden Flüssen oder Meeresengen kennen. Wir haben keine Erklärung, es muss sich hier um ein Mysterium des Mahlstrom handeln, das wohl nie eine lebende Seele ihm wird entlocken können. Nach der Mittagsmahlzeit haben ich den Leichtmatrosen Thorax Hornixsohn angewiesen, unseren Tiefgang zu ermitteln, denn unser Steuermann war der Meinung, das Schiff läge tiefer als noch bei der Abfahrt. Da wir nur im üblichen Rahmen Bilgewasser gezogen haben, konnte dies eigentlich nicht sein. Wenn die Messung richtig getätigt wurde, so haben wir etwa vier Finger mehr Tiefgang als bei unserer Abreise. Es muss also so zu sein, dass irgendetwas das Schiff in die Tiefe zieht; wie auch Rubax Rubixsohn in die Tiefe gezogen wurde. Das Absinken Rubax Rubixsohns erscheint mir nun weniger dunkel, aber nicht minder beruhigend. Leider hat unser Koch die Küchenabfälle schon entsorgt, ich würde der Sache nur zu gerne auf den Grund gehen.
Eine andere Sache beschäftigt mich ebenfalls: Ob unser gestern ausgesandter Folkhôr schon Phyap oder Murgyp erreicht hat oder erschöpft in die See stürzte, muss er doch gegen den Nordostwind anfliegen.
Gez. Admiral Vikos Gamassohn
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Saattag, 12. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Unsere Position hat sich sich hinsichtlich eines Entrinnens aus dem Mahlstrom weiterhin verschlechtert. Wie ich nun diese Worte schreibe, so befinden wir uns bei 1°8′51″N-48°1′14″W, wir haben uns also deutlich nach Südosten bewegt. Es scheint fast so, als hätte der Wind hier keinen Einfluss. Allenfalls verlangsamt er unsere Fahrt zum Zentrum des riesigen Strudels. Ich weiß nicht, ob es besser ist, sich dem Schicksal fügend oder kämpfend zu beugen, wenn doch keine Hoffnung auf einen Erfolg besteht. Was würde Magmarox an unserer Stelle tun?
Bzgl. des Tiefganges des Schiffes: Ich habe erneut Leichtmatrose Thorax Hornixsohn angewiesen, unseren Tiefgang zu bestimmen. Seine Messung ergab einen gesteigerten Tiefgang im Vergleich zum gestrigen Tage von knapp zwei Fingern. Eine wiederholte Messung bestätigte das Resultat der ersten, so dass wir offenbar einen Tiefgang von knapp sechs Fingern zu viel haben.
Die Küchenabfälle des Kochs wurden auf meine Anweisung hin unter Beobachtung ins Meer geworfen. Wider unserer Erwartung, denn denn Tiefgang haben wir zuvor gemessen, schwammen die Reste oben auf soweit sie nicht ohnehin in jedem Gewässer untergehen würden. Es scheint also so, dass nur lebendige Körper von der Tiefe angezogen werden. Daraufhin entfachte ein Streit, den ich aber schlichten konnte, weil der Matrose Larim Burimssohn äußerte, er hoffe, dass vielleicht noch jemand, um sich das Leben zu nehmen, ins Wasser springen würde.
Gez. Admiral Vikos Gamassohn
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Mondtag, 13. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Es schreibt Admiral Vikos Gamassohn, Kapitän der Gabriela. Wir sind gefangen im Strudel des Mahlstroms, die heutige Position lautet: 1°2′24″N-49°9′13″W. Wir haben erneut an Tiefgang gewonnen: Rund zwei weitere Finger. Die genaue Ursache ist nach wie vor ein Rätsel, unser Steuermann hingegen empfindet den größeren Tiefgang als vorteilhaft, sollten wir in unruhiges Gewässer kommen - woran allgemein kein Zweifel besteht -, gibt aber gleichfalls zu, dass ein Übermaß an Tiefgang zu einem Nachteil geruht.
Um uns die Zeit besser zu vertreiben, haben wir kleine Raubfische geködert. Es dauerte nicht lange, bis wir ein eineinhalb Schritt großes, im Umfang ebenso großes Exemplar aus dem Wasser zogen. Es verfügt über zwei Reißzähne und drei sehr breite, allem Anschein nach kräftige Schwanzflossen. Eine Obduktion förderte zwei Herzmuskeln zu Tage. Das Fleisch scheint ungenießbar und verfärbte sich alsbald grünlich unter dem Einfluss von Luft. Besonders der Magen war sehr interessant: Wir fanden mehrere nicht ungewöhnliche Krebse, einen jungen Dorsch und gelblich leuchtende, Sprottengleiche. Leider ist unser Zoologe Rubax Rubixsohn bereits am ersten im Mahlstrom dem Selbstmord anheim gefallen, so dass wir keine genauere Untersuchung als diese vornehmen können, auch ist eine Einordnung in die Taxonomie unserer Botanikerin nicht möglich. Zu ihrer Enttäuschung fanden wir aber auch in den leuchtenden Sprotten keinerlei ungewöhnliche Flora.
Gez. Vikos Gamassohn
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Dichtertag, 14. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
So hält uns Mahlstrom hier, kein edler Sog,
In ernsten, töd'gen Sklavenbanden fest.
Geneigter Leser,
Es schreibt Admiral Vikos Gamassohn, Kapitän der Gabriela. Es ist der Dichtertag und weil die Langeweile an Bord so unerträglich ist, gewinnen selbst die Namen der Wochentagen an Bedeutung. Leider ist nur zu leicht zu erkennen, dass ich nicht als Dichter tauge. Sonst ist nur wenig geschehen, noch in der Nacht zog ein dichter Nebel auf, zunächst schwanden die Sterne und dann die Monde. Auch die Sonne ist nicht mehr. Der Feuerball durchdringt den Nebel nicht, ein blasser Schemen lässt die Hand vor den eigenen Augen erahnen. Die Mannschaft kauert an Deck, die ohnehin schon miese Stimmung ist besonders bedrückend. Mir scheint, dass, wer einmal die Kabine verlässt, den verlässt der Mut. Niemanden würde es wundern, kaperte uns ein Geisterschiff; ja selbst ein Tentakel eines Kraken würde mich nicht überraschen. Vielmehr werde ich überrascht sein, wenn uns am heutigen Tage nichts geschieht.
Ich weiß nicht, wie es der Folkhôr aus dem Nebel schaffen soll. Der Südweiser funktioniert; jedenfalls zeigt er eine Richtung an, aber eine Richtung zu halten ist nicht leicht, das weiß ein jeder, der schon versucht, auch nur eine halbe Meile mit geschlossenen Augen geradeaus zu gehen. Falls Ihr also, geneigter Leser, in den Vorzug gekommen seid, die Schrift aufzufinden, so nehmt dies als Beweis, dass sich ein Folkhôr wenigstens so gut im Fluge zurecht findet, wie eine erfahrene Brieftaube.
Gez. Vikos Gamassohn
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Markttag, 15. Hoffnungsmond der 8849. Wendung
Geneigter Leser,
Es schreibt Admiral Vikos Gamasshohn, Kapitän der Gabriela. Seit nun einer Woche befinden wir uns im Sog des Mahlstroms. Er zieht an uns in zweierlei Weise: mit der Strömung uns ins Zentrum und mit Rätsel unser Schiff, die Gabriela, in die Tiefe. Unser Tiefgang beträgt nun schon über zwanzig Finger und ist, wie sich im Vergleich ergibt, in den letzten Tagen weit über dem bisher erfahrenen Maße gestiegen. Es brachen nun schon mehrlei Wellen über das Deck, die aber allesamt folgenlos blieben. Dennoch sind wir zutiefst beunruhigt, denn seit dem frühen Morgen nimmt der Wind und mit ihm der Wellengang zu; es scheint nicht so, dass sich die Zunahme in der nächsten Stunde verringern wird, so dass sicher ab Mittag fortlaufend Wellen über das Deck brechen werden. Werden wir also langsam untergehen, statt wie es sich die Gelehrten und Seefahrer vorstellen, von einem wilden Strudel hinabgezogen zu werden? Soll uns hier ein langsamer, grässlicher Tod bevorstehen?
Ich weiß nicht, wie ich zur Mannschaft sprechen soll. Es hat keinerlei Sinn, Mut zu sprechen, aber schon die Totenlieder singen? Unser Ende scheint mir gewiss, wie sollen diese letzten Tage oder Stunden nur gestaltet werden? Ein Rat des Magmarox, Sohn der Zwergenmutter Umor und Zwergenvater Xolgorasch! Wohin hat uns unser Wissensdurst geführt, wenn wir dem Tod doch so ratlos gegenüberstehen?
Gez. Vikos Gamassohn
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Markttag, 15. Hoffnungsmond der 8849. Wendung, Zweiter Brief
Geneigter Leser,<br\> Es schreibt Admiral Vikos Gamassohn, Kapitän der Gabriela. Es ist nunmehr der zweite Brief dieses Tages und der letzte überhaupt. Der Sturm, welcher sich heute früh schon ankündigte, tobt wie wild. Das Schiff ist kaum zu steuern und das, obwohl wir uns an seinem Rand befinden müssen: Über dem Horizont hängen pechschwarze Wolken, es zucken Blitze und mit dem jedem Blitz, mit jedem Schimmer sehen wir das größte Grauen, das uns je untergekommen ist: Die emporgestreckten Tentakel einer Krake, deren Ausmaß so gewaltig sein muss, dass wir es kaum glaubhaft beschreiben mögen können. Ich war der erste, der ihn sah, ein Blitz zuckte und erleuchtete einen Halbbogen, der einen Berg hätte überspannen können. Saugnäpfe, sicher größer als die hühnenhaften Trolle, spickten den Bogen. Ganz starr war der Bogen, so als würde er das Unheil ankündigen wollen: Seht her, gleich verschlinge ich euch! Es scheint sich, bei den empor gestreckteten Tentakeln, um ein Ritual zu handeln, eine Preisung, ein Dankestanz an das dunkle dieser Welt. Schwarze Magie!
Dazu spielt unser Südweiser verrückt: Die Nadel hält für keinen Augenschlag still, sie ist immerfort in Bewegung. Wie unser letzter Folkhôr einen Weg in Richtung Cearun finden soll, ist mir ein Rätsel. Aber er ist fest gewillt und entschlossen - ich zweifle sehr an seinem Erfolg, es bräuchte schon das Seil der Ariada um einen Weg hier heraus zu finden. Er geht nun gleich auf Reisen und wir tapferen Zwerge bleiben hier und nehmen uns unsre Leben. Wer kann schon ahnen, was uns sonst geschehen mag, welche Qualen uns erwarten. Ein letztes Lied stimmen wir noch an:
Erloschen ist der helle Stern
Der hohen Zwergenschaft:
O Xolgorasch, teurer Held,
Dein Heerschild ist gesprungen.
Das Feige siegt - das Edle fällt -
Und Treu und Mut verderben:
Die Schurken sind die Herrn der Welt:
Auf, Zwerge, lasst uns sterben!
Gez. Vikos Gamassohn
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- Unterschrift 1: Inhalt (Sprache, Aufbau, Stimmigkeit) geprüft.
- Unterschrift 2: AOQML (Syntax, Semantik, Coding-Konventionen) geprüft.
- Unterschrift 3: Schnelle Sicherheitsprüfung durchgeführt von "erfahrenem" Helfer.
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