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− | Nun sollte man aber nicht glauben, dass dort nur der weiße Sandboden sei, nein. Dort, in der Tiefe des Meeres, wachsen die sonderbarsten Bäume und Pflanzen, so geschmeidig in Stil und Blattbau, dass sie sich bei der geringsten Bewegung des Wassers rühren, gerade so, als lebten sie. Alle Fische, ob groß oder klein, schlüpfen zwischen ihren Zweigen umher, gleichso, als seien sie Vögel hoch oben in der Luft. In mitten dieser Meereswälder liegt es, das Schloss des [[Naan|Naàhnkönigs]]. Mauern aus Korallen, lange spitze Fenster klarsten Bernsteins – das Dach gebildet aus Muschelschalen, welche sich je nach Strömung öffnen und schließen. Herrlich sieh es aus, erstrahlt doch in jeder eine Perle, welche der Stolz jeder | + | Nun sollte man aber nicht glauben, dass dort nur der weiße Sandboden sei, nein. Dort, in der Tiefe des Meeres, wachsen die sonderbarsten Bäume und Pflanzen, so geschmeidig in Stil und Blattbau, dass sie sich bei der geringsten Bewegung des Wassers rühren, gerade so, als lebten sie. Alle Fische, ob groß oder klein, schlüpfen zwischen ihren Zweigen umher, gleichso, als seien sie Vögel hoch oben in der Luft. In mitten dieser Meereswälder liegt es, das Schloss des [[Naan|Naàhnkönigs]]. Mauern aus Korallen, lange spitze Fenster klarsten Bernsteins – das Dach gebildet aus Muschelschalen, welche sich je nach Strömung öffnen und schließen. Herrlich sieh es aus, erstrahlt doch in jeder eine Perle, welche der Stolz jeder [[Mandoran#Sagen_und_Legenden|mandoranschen Schatzkammer]] wäre. |
− | Der Naàhnkönig dort unten hatte sechs schöne Kinder, das schönste unter ihnen aber war sein einziger und erstgeborener Sohn, Qu'lluiqa. Seine geschuppte Haut schillerte mythrilgleich im Sonnenlicht, seine Augen waren so schwarz wie die tiefste See. Vor einigen Jahren war er ausgezogen, jagend und plündernd mit seinem [[Manok]] durchs Meer zu streifen. Er war ihr Anführer, der Gefürchteste und Stärkste unter ihnen allen. Doch bereitete es ihm die größte Freude, des Nachts, wenn er sich unbeobachtet fühlte, an die Wasseroberfläche zu tauchen, im Mondschein auf einer der Klippen zu sitzen und die Wälder der [ | + | Der Naàhnkönig dort unten hatte sechs schöne Kinder, das schönste unter ihnen aber war sein einziger und erstgeborener Sohn, Qu'lluiqa. Seine geschuppte Haut schillerte mythrilgleich im Sonnenlicht, seine Augen waren so schwarz wie die tiefste See. Vor einigen Jahren war er ausgezogen, jagend und plündernd mit seinem [[Manok]] durchs Meer zu streifen. Er war ihr Anführer, der Gefürchteste und Stärkste unter ihnen allen. Doch bereitete es ihm die größte Freude, des Nachts, wenn er sich unbeobachtet fühlte, an die Wasseroberfläche zu tauchen, im Mondschein auf einer der Klippen zu sitzen und die Wälder der [[Tawana]] zu beobachten. |
===Zweiter Akt: Ta-Maliyu=== | ===Zweiter Akt: Ta-Maliyu=== |
Version vom 21. April 2019, 13:03 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Als Sisik schlief
"Als Sisik schlief" ist ein Theaterstück Rondrai ibn Lumin Laikis. Ordinario Laikis schrieb das Stück in Jugendtagen anlässlich eines Wettbewerbs für Nachwuchskünstler. Er widmete das Stück seinem zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenem Vater.
Das Stück
Personen:
- Naàhnkönigssohn - Qu'lluiqa
- Häuptlingstochter der Tawana - Ta-Maliyu
- Schamanin/Sonnenmann - Ubura
- Häuptling der Tawana - Ta-Ikaika
Erster Akt: Qu'lluiqa
Weit draußen im Meer ist das Wasser so blau, wie die Kronblätter der schönsten Knolle und so klar, wie das feinste eodatische Glas. Doch ist es tief, tiefer als irgendein Ankertau reicht, tiefer als jede Zwergenbinge gehen könnte. Nun sollte man aber nicht glauben, dass dort nur der weiße Sandboden sei, nein. Dort, in der Tiefe des Meeres, wachsen die sonderbarsten Bäume und Pflanzen, so geschmeidig in Stil und Blattbau, dass sie sich bei der geringsten Bewegung des Wassers rühren, gerade so, als lebten sie. Alle Fische, ob groß oder klein, schlüpfen zwischen ihren Zweigen umher, gleichso, als seien sie Vögel hoch oben in der Luft. In mitten dieser Meereswälder liegt es, das Schloss des Naàhnkönigs. Mauern aus Korallen, lange spitze Fenster klarsten Bernsteins – das Dach gebildet aus Muschelschalen, welche sich je nach Strömung öffnen und schließen. Herrlich sieh es aus, erstrahlt doch in jeder eine Perle, welche der Stolz jeder mandoranschen Schatzkammer wäre. Der Naàhnkönig dort unten hatte sechs schöne Kinder, das schönste unter ihnen aber war sein einziger und erstgeborener Sohn, Qu'lluiqa. Seine geschuppte Haut schillerte mythrilgleich im Sonnenlicht, seine Augen waren so schwarz wie die tiefste See. Vor einigen Jahren war er ausgezogen, jagend und plündernd mit seinem Manok durchs Meer zu streifen. Er war ihr Anführer, der Gefürchteste und Stärkste unter ihnen allen. Doch bereitete es ihm die größte Freude, des Nachts, wenn er sich unbeobachtet fühlte, an die Wasseroberfläche zu tauchen, im Mondschein auf einer der Klippen zu sitzen und die Wälder der Tawana zu beobachten.
Zweiter Akt: Ta-Maliyu
Mokkafarbene Haut, schwarzes krauses Haar, nur in einen Lendenschurz gehüllt, wie alle Tawana. Groß an Wuchs, schlank an Körperbau, wendeten sich Ta-Maliyu viele Blicke zu. Doch obgleich der Hartholzring an ihrem linken Arm verriet, dass sie längst ihren Initiationsritus hinter sich hatte, interessierte sich Mali kaum für die Männer ihres Stammes. Nichts desto Trotz umwarben diese sie, mehr als alle anderen Ta Dalas. Ob dies an ihrer Schönheit lag, oder an der Tatsache dass sie die einzige Tochter Ta-Ikaika, des Stammeshäuptlings, war, darüber sprach ein niemand. Mali hatte eine besondere Faszination für die Naàhn entwickelt. Natürlich, sie hatte sie niemals gesehen – niemand hatte das. Doch war sie sich wie alle Ta sicher, dass sie existierten. Mehr noch: Dass sie Kinder Wanas waren, so wie auch sie selbst. Als Häuptlingstochter überwachte sie nach jedem Fest, wie der den Naàhn zustehende Anteil an Speisen auf dem Opferstein der Klippen abgelegt wurde. Doch entgegen aller Bestimmungen versuchte sie jedes Mal ihren Weggang hinauszuzögern, stets in der Hoffnung eines Tages einen der Naàhn zu erblicken. Kein anderer war so sehnsüchtig darauf wie sie. Manche Nacht stand sie am Strand, spürte den Wind im Haar und sah auf das dunkelblaue Wasser empor.
Dritter Akt: Der Naáhn und das Mädchen
Es war ein besonderer Abend, der längste Tag des Jahres. Mali überwachte wie schon in den Vorjahren, wie Speiseberge zum Opferstein gebracht wurden. Am Tag der Wana sollten auch die Naàhn üppiger belohnt werden als an anderen Festivitäten. „Komm, lass uns gehen“, sagte ein befreundetes Tawanamädchen und schweren Herzens stimmte Mali zu. Gerne hätte sie wie üblich gewartet doch waren die Regeln eindeutig und sie diesmal nicht allein. Doch blieb die Neugierde in ihr, brannte gerade zu. So kam es, dass sie sich in tiefster Nacht aus ihrer Hütte schlich. Mit leisen Sohlen, jeden Schritt bedacht, begab sie sich zum Strand, um sich in den Schutz der Bäume zu kauern. Der Tag Wanas war auch der Tag Qu'lluiqas Geburt. Da er der Königssohn war, überließ man ihm an diesem besonderen Tag die Opfergaben der Menschen. Der Mond hatte so eben das Zentrum des Himmels erreicht, als Qu'lluiqa den Kopf aus dem Wasser streckte. All die Wolken glänzten silbrig am schwarzen Firmament, doch schien das Mondlicht ungetrübt auf seine Festtafel. Mit kräftigen Zügen schwamm er herüber, erhobt sich mit einem schmatzenden Laut auf den Opferfelsen und machte sich an sein Mahl. Unschwer drang das Geräusch an Malis lauschende Ohren und ohne nachzudenken erhob sie sich aus dem Schutz ihres Verstecks um zu sehen, was da wäre. Ein Knacken der Äste verriet ihre Anwesenheit und so trafen sich die Blicke der schönen Tawana und des schönen Naàhns. Es wurde später und später, doch keiner der beiden vermochte seinen Blick vom anderen zu nehmen. Längst war ein ungeahntes Gefühl in ihnen entbrannt, das Gefühl der Liebe. Erst als die ersten Sonnenstrahlen hinaufzogen, welche die Haut der Naàhn zu verbrennen vermag, tauchte Qu'lluiqa wieder unter die Wasseroberfläche. Sein Festmahl blieb unangetastet. Von diesem Tag an ging Mali Nacht für Nacht an den Strand – von diesem Tag an schwamm Qu'lluiqa Nacht für Nacht an die Oberfläche. Näher und näher kamen sie sich und konnten doch nicht zueinander finden. Qu'lluiqas wie Malis Freunde und Familie begannen sich mit jedem Tag mehr zu wundern. Stiller und nachdenklicher wurden sie beide, wurden immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert. Doch keiner der beiden berichtete von ihren nächtlichen Begegnungen.
Vierter Akt: Ubura der Sonnenmann
Wanas Kinder waren friedliebende Wesen. Fähig, sich im Kampfe zu verteidigen, doch kaum gewillt zu töten. Neid und Missgunst waren ihnen fremd. Doch nicht allen. Unter ihnen war Ubura, einer der Sonnenmänner, Schamane Ta-Ikaikas Stammes. Der Häuptling und seine Tochter waren ihm schon seit langem verhasst, war er es doch, dem es nach ihrer Position, nach ihrer Macht trachtete. Doch lies er es keinen spüren, zeigte sich hilfsbereit wie jeder Sonnenmann und wartete im Stillen auf seine Chance. Als Mali nun immer stiller wurde und ihr der Schlafmangel deutlich anzusehen war, wendete sich Ta-Ikaika voller Sorge um seine Tochter an den Sonnenmann. „Weiser Ubura, bitte hilf mir? Sind es Geister, die meine Tochter verzaubern? Was stimmt denn bloß mit ihr nicht?“ – „Sei unbesorgt.“, erklärte der Ta mit den Knochen im Haar, „Ich werde mich der Sache annehmen.“ Am darauf folgenden Tag beobachtete Ubura Mali aus der Ferne, bis die Dämmerung eintrat. Wirklich, sie war still, wirkte beinahe krank – doch wie sollte ihm dieser Umstand helfen? Bis in die Nacht hinein saß er so vor sich hingrübelnd da, bis sich der Vorhang vor Malis Hütte lichtete und er beobachten konnte, wie sie sich hinaus schlich. Voller Neugierde folge der Sonnenmann ihr und konnte seiner Überraschung kaum Ausdruck verleihen, als er sie am Strand Hand an Flosse mit einem der sagenumwobenen Naàhn sah. In Sekunden reifte ein finsterer Plan in seinem Herzen. So trat er aus seinem Versteck und rief: „Fürchtet Euch nicht, ihr Liebenden. Ich, Ubura, Kind Wanas wie ihr es seid, will Euch helfen, zueinander zu finden!“ Qu'lluiqa wollte voller Misstrauen wieder hinabtauchen, doch Mali hielt ihn auf. „Er ist ein Sonnenmann. Wem, wenn nicht ihm, können wir vertrauen?“ So blieben die beiden und lauschten Uburas Worten. Er erklärte ihnen, er sei in der Lage einen besonderen Trank zu brauen. Ein Trank, der Mali in eine Naàhn zu verwandeln vermochte, sodass sie auf ewig bei ihrem Liebsten im Meer sein könne. Der Vorschlag war kaum zu Ende gesprochen, als die beiden auch schon einwilligten. Man verabredete sich für die nächste Nacht. „Wenn der Mond am höchsten steht, wollen wir uns am Opferfelsen treffen. Ich bringe Euch den Trank und Euer Leid wird ein Ende haben.“ Doch sollte Uburas Plan an diesem Punkt erst wirklich beginnen.
Fünfter Akt: Sisiks Schlaf
Sisik musste schlafen, andernfalls hätte sie die folgenden Ereignisse niemals zugelassen. Noch in derselben Nacht begab sich Ubura zu Ta-Ikaika. „Höre, ich will dir zeigen, was mit deiner Tochter geschehen ist. Triff mich morgen zur Mitternacht am kleinen Wäldchen, nahe des Opfersteins.“ Ta-Ikaika stimmte voller Sorge zu, doch wagte nicht zu widersprechen. Der Sonnenmann wusste sicher, was er tat. Und das wusste er. Tatsächlich war er in der Lage einen magischen Trank herzustellen, der Mali in eine Naàhn verwandeln würde. Und tatsächlich tat er dies. Als es Nacht wurde, schlich er sich voller Vorsicht, darauf bedacht dass niemand ihm folge, zum Opferstein. Dort warteten bereits Qu'lluiqa und Mali auf ihn, Hand in Flosse, wie schon am Abend zuvor. Ehrfurchtsvoll nahm Mali den grün im Mondlicht schimmernden Trank entgegen, entkorkte die Flasche und blickte zögernd zu ihrem Geliebten. Doch ein Blick in seine schwarzen Augen genügte alle Zweifel, alle Vernunft bei Seite zu wischen und sie trank. Brennend und scharf schmeckte er. Es war, als ginge ein zweischneidiges Schwert durch ihren Körper. Voller Schmerzen schrie sie auf und sackte in sich zusammen. Ihre Beine und Arme wurden kürzer, ihr Kopf länger, ihre Augen wanderten. Mehr und mehr überzog sich ihr Körper mit Schuppen und schließlich war nichts mehr von der einst so schönen Tawana zu erkennen. Nur ein zerrissener Lendenschurz lag neben einem schönen Naàhn und seiner Gefährtin. Unsicher blickte diese sich nun um, versuchte zittrig mit Hilfe ihres geliebten Qu'lluiqas das Wasser zu erreichen. „OH NEIN!“, zerriss der Schrei Uburas die Stille – nahezu im selben Moment als sich die Schritte Ta-Ikaikas näherten. Von Malis Schmerzensschrei alarmiert hatte er das nahe Wäldchen verlassen und stürmte zum Strand. Dort sah er die beiden Naàhn, neben dem Sonnenmann, der verstört auf den zerfetzten Lendenschurz deutete. „Mali! Sie haben sie gefressen!“, rief er mit falscher Zunge und ehe die beiden Liebenden auch nur ahnten wie ihnen geschah, stürmte Ta-Ikaika auch schon mit dem Speer auf den größeren der beiden zu. Qu'lluiqa warf sich schützend vor Mali und so entbrannte ein wilder Kampf zwischen den beiden. Qu'lluiqa war stark, doch Ta-Ikaika war ein geübter Kämpfer, zudem bewaffnet. Nicht lange und ein bohrender Schrei zerriss die Luft - Qu'lluiqa ging in einer Blutlache zu Boden. Noch ehe Mali bemerken konnte, dass Naàhn nicht weinen können, spürte auch sie einen brennenden Schmerz in ihrem Leib. Sie hatte sich nichtmals gewehrt als der Speer ihres Vaters sie durchbohrte. Ein dreckiges Lachen erklang aus Uburas Mund als sich im selben Moment die Haut der weiblichen Naàhn abermals zu verändern begann. In ihrem Tode sollte sie wieder ihre eigentliche Gestalt annehmen. Wie blass wurde da Ta-Ikaika, als er erkannte, was er getan hatte. Seine eigenen Tochter – getötet von seiner Hand. Sein Herz war voll mit zuviel Schmerz, er konnte keinerlei klaren Gedanken mehr fassen. So zog er den Speer aus dem toten Leib seiner Tochter und rammte ihn in sein eigenes Herz. Tot ging er zu Boden, am nunmehr blutgetränkten Strand. Ubura aber lachte noch lange, wartete bis die Flut hereinkam, die Leiber und damit alle Beweise seiner Tat mit sich nahm. Sein Plan hatte funktioniert. Nun konnte er ins Dorf zurückkehren und berichten, dass Wana ihre Kinder zu sich genommen hatte. Und ganz nebenbei ihn zum neuen Häuptling bestimmt hatte….