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→Wie wir mit Hilfe der Steinadler das Labyrinth von Harga erreichten und dann den einäugigen Höhlengolem Gral dank des listenreichen Dorin überwinden konnten
==== Wie wir mit Hilfe der Steinadler das Labyrinth von Harga erreichten und dann den einäugigen Höhlengolem Gral dank des listenreichen Dorin überwinden konnten ====
Hoch und höher erstreckten sich die Berge, über die wir tagsüber in langgezogenen Kolonnen marschierten und in deren schützenden Schatten wir in der Nacht Feuer entzündeten, um uns an dem saftigem Wildbret zu laben, das unsere Jäger hier reichlich fanden. Doch unser Verschnaufen währte nur kurz. Als wir eines Tages, die höchste Spitze des riesigen Massivs war schon zum Greifen nahe, zur Talsohle herabgeschrittenherab geschritten, bemerkten die Späher zu spät die unterhalb der Felskanten nistende Greifenbrut, die sich plötzlich in einem Schwarm von mindestens dreimal hundert ausgewachsenen Tieren über unseren Köpfen erhob. Das wilde Kreischen der Vogelbestien fuhr mir in Mark und Bein! Mit ihren Krallen und Schnäbeln lösten sie Steine aus den Felsen, ließen sie auf uns einprasseln und sprengten so unsere Formationen. Anschließend gingen sie zum Sturzflug über und rissen dreimal hundert Zwerge von uns, um sie in ihre hochgelegenen Nester zu verschleppen und der nimmersatten Brut zum Fraße vorzuwerfen. Und wir wären sicher allesamt als solch grässliches Vogelfutter geendet in jenem elenden Tale dort, hätte sich nicht Magmarox unser erbarmt und eine Schar Steinadler gesandt, in deren Schutz wir die Sohle des Tales eilig durchschreiten konnten, bevor Harga Morgrimstochter, die klügste Prospektorin von allen, uns einen Weg ins Innere des Gipfelberges wies. Unterhalb einer Kluft aus scharfem Schiefer hatte sie den Eingang zu einem Höhlensystem entdeckt, durch das dereinst reißendes Wasser mäandert sein musste, sich jetzt allerdings nur noch in schmalen Rinnsalen ergoss. Wir zögerten nicht und folgten dem Wasser tiefer in den Berg, den Spuren der Quarze stets folgend. Wo wir nicht weiterkamen, schlugen wir mit Feuer und Erz neue Tunnel und schickten Späher in alle Richtungen, das weit verwobene Netz aus Höhlen, Klüften und schmalen Spalten zu erkunden. So stießen wir durch den Berg, das Labyrinth von Harga durchquerend, bis zu jener unseligen Höhle, die uns fast zur tödlichen Falle geworden.
Seit einigen Tagen schwoll das Rauschen hinter uns im Inneren des Berges und trieb uns zu immer größerer Anstrengung an. Denn jeder Zwerg wusste, das Wasser würde durch die neu geschlagenen Tunnel von seinem natürlichen Wege abgebracht auf uns zurasen. Die Färbungen des Quarzes verrieten die nahe Oberfläche, und wir gruben schneller und schneller, während uns das Wasser schon bis zur Hüfte stand, bis wir schließlich in eine Höhlenlandschaft durchbrechen konnten, deren hoch aufschießende Felsenwände wie aus Stein gehauen, jedes noch so wilde Wasser bezähmen mussten. Dorthin also spie uns der Berg wieder aus, die letzten von uns, mehr schwimmend als kletternd, und versperrte den Rückzug mit einem anhaltenden Strahl des eiskalten Nass. Aber wohin waren wir geraten? Je mehr wir uns im Lichte der Kristalle umsehen konnten, erkannten wir riesenhafte Einrichtungsgegenstände: Tisch und Stuhl, eine Feuerstelle von ungeheurem Ausmaß, ein Lager aus Strohballen, ein Gatter mit aberhunderten von zusammengepferchten Hammeln und Schafen und schließlich, bei Xolgorasch, einen stinkende Kloake mit Bergen von Exkrementen eines Golem. Der Gefahr bewusst, eilten wir in Sturmschritten dem Ausgang entgegen, und die ersten von uns konnten das Licht schon erblicken, als ein größer werdender Schatten und das Erzittern der Felsen die Rückkehr des Herrn des Hauses kündeten. "Zurück!" zischte es von Ohr zu Ohr und wir wandten uns rückwärts, in die hinteren Höhlen weichend, zwischen den Schafen versteckend und auch in den Exkrementen vergrabend. Zu unserem Unglück rollte der Riese, am Eingang angekommen, eine Granitplatte vor die Höhle, die uns nun den Weg in die Freiheit versperrte, und entzündete Fackeln, deren ätzender Qualm schnell den ganzen Raum anfüllte. Im Schein des aufflackernden Feuers beobachteten wir das Ungetüm mit hässlichem Kopf, Händen und Füßen, so groß wie Balims Blasebalge, und einem schwefelgelben Riesenauge inmitten der dreckverrunzelten Stirn, direkt über dem zähnefletschenden Maul und zwei Riechhöhlen, in denen sich allein zehn von uns hätten verbergen können.
Es dauerte nicht lange, bis der erste Zwerg ob des schweren Qualms husten musste. Sofort reckte sich der Golem von der Feuerstelle auf und donnerte durch sein Heim, in das wir geraten waren: "Wer wagen in Haus von Gral? Ich werd fressen all!" Schon puhlte er mit spitzen Fingern in dem eigenen Kot und zog zwei von uns heraus, um sie sofort mit Haut und Haaren zu verschlingen. Und der Zwergenfresser wäre sicher damit fortgefahren, hätte nicht Dorin Dargorsohn allen Mut bei sich genommen, um dem den schmatzenden Golem mit Grimmzacke, seinem glänzenden Dreizack, entgegen zu treten. Selbst der Golem schien verblüfft zu sein und sprach: "Wer ist der kleine Mann, der wagt mein Ruh zu störnstören!?" Worauf der listenreiche Dorin sofort zu antworten wusste: "Ich bin Niemand und fordere von dir, uns unverzüglich freizugeben!" Der grässliche Gral zog Grimassen, schütte Hohn über Dorin und neigte sich dabei tiefer, um jenes kleine, tollkühne Männchen näher zu betrachten. Darauf hat dieser nur gewartet, er schleuderte seinen mächtigen Dreizack mit aller Wucht mitten in das einzige Auge des Riesen. Gral sprang, empfindlich getroffen, auf, zog sich Grimmzacke aus dem blutrot schwellenden Augapfel, schleuderte die Waffe derart gegen den Felsen, dass sie zersprang, und vollführte einen von Schmerz getriebenen Tanz durch die gesamte Höhle. Dabei schrie er: "Das wird Niemand büßen! Gral blind ist. Auauau! Gral wird Niemand fressen. Auf der Stelle!" Allein, ob seiner Blindheit konnte er weder Dorin, noch einen der anderen Zwerge greifen. In seiner hilflosen Not stampfte er schließlich zum Eingang der Höhle, schob den Granitblock beiseite und wollte seine Horde zusammen rufen. Von denen jedoch rührte sich keiner, da sie Grals Lage eher dem schweren Weine als eine ernsthaften Bedrohung beimaßen, als er über die Hänge schrie: "Niemand hat mir ein Leid angetan! Niemand hat mich geblendet, meine Brüder!" Eben das hatte Dorin vorausgesehen. Flink öffnete er die Gatter der Hammel und Schafe und trieb die Herde in Richtung rettenden Ausgang, an dem heulenden Gral vorbei. Und wir, wir mischten uns unter die Tiere, und noch ehe in den rasenden Höhlengolem ein Funke Instinkt zurückkehrte, waren wir allesamt entronnen.
Noch lange hörten wir von Ferne das wütende Gebell des geblendeten Grals, der Mal um Mal "Niemand" verfluchte, und tatsächlich, ich würde es nicht aufgeschrieben haben, wenn es nicht so außergewöhnlich für die innere zwergische Natur und die gesamte Ausfahrt gewesen wäre, lachten wir, Männer wie Frauen, wir lachten über unser gottgelenktes Glück. Frohen Herzens und mit frischem Mut in den Gliedern schritten wir so das flacher werdende Gelände in Richtung Küste hinab.
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=== Die Geschichte vom Grottenolm ===