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====Dichtertag, 14. Hoffnungsmond der 8849. Wendung====
So hält uns Mahlstrom hier, kein edler Sog,<br/>
In ernsten, töd'gen Sklavenbanden fest.
Es schreibt Admiral Vikos Gamasshohn, Kapitän der Gabriela. Seit nun einer Woche befinden wir uns im Sog des Mahlstroms. Er zieht an uns in zweierlei Weise: mit der Strömung uns ins Zentrum und mit Rätsel unser Schiff, die Gabriela, in die Tiefe. Unser Tiefgang beträgt nun schon über zwanzig Finger und ist, wie sich im Vergleich ergibt, in den letzten Tagen weit über dem bisher erfahrenen Maße gestiegen. Es brachen nun schon mehrlei Wellen über das Deck, die aber allesamt folgenlos blieben. Dennoch sind wir zutiefst beunruhigt, denn seit dem frühen Morgen nimmt der Wind und mit ihm der Wellengang zu; es scheint nicht so, dass sich die Zunahme in der nächsten Stunde verringern wird, so dass sicher ab Mittag fortlaufend Wellen über das Deck brechen werden. Werden wir also langsam untergehen, statt wie es sich die Gelehrten und Seefahrer vorstellen, von einem wilden Strudel hinabgezogen zu werden? Soll uns hier ein langsamer, grässlicher Tod bevorstehen?
Ich weiß nicht, wie ich zur Mannschaft sprechen soll. Es hat keinerlei Sinn, Mut zu sprechen, aber schon die Totenlieder singen? Unser Ende scheint mir Gewissgewiss, wie sollen diese letzten Tage oder Stunden nur gestaltet werden? Ein Rat des Magmarox, Sohn der Zwergenmutter Umor und Zwergenvater Xolgorasch! Wohin hat uns unser Wissensdurst geführt, wenn wir dem Tod doch so ratlos gegenüberstehen?
Gez. Vikos Gamassohn
====Markttag, 15. Hoffnungsmond der 8849. Wendung, Zweiter Brief====
Geneigter Leser,<br\>
Es schreibt Admiral Vikos Gamassohn, Kapitän der Gabriela. Es ist nunmehr der zweite Brief dieses Tages und der letzte überhaupt. Der Sturm, welcher sich heute früh schon ankündigte, tobt wie wild. Das Schiff ist kaum zu steuern und das, obwohl wir uns an seinem Rand befinden müssen: Über dem Horizont hängen pechschwarze Wolken, es zucken Blitze und mit dem jedem Blitz, mit jedem Schimmer sehen wir das größte Grauen, das uns je Untergekommen ist: Die emporgestreckten Tentakel einer Krake, deren Ausmaß so gewaltig sein muss, dass wir es kaum glaubhaft beschreiben mögen können. Ich war der erste, der ihn sah, ein Blitz zuckte und erleuchtete einen Halbbogen, der einen Berg hätte überspannen können. Saugnäpfe, sicher größer als die hühnenhaften Trolle, spickten den Bogen. Ganz starr war der Bogen, so als würde er das Unheil ankündigen wollen: Seht her, gleich verschlinge ich euch! Es scheint sich, bei den empor gestreckteten Tentakeln, um ein Ritual zu handeln, eine Preisung, ein Dankestanz an das dunkle dieser Welt. Schwarze Magie!
Dazu spielt unser Südweiser verrückt: Die Nadel hält für keinen Augenschlag still, sie ist immerfort in Bewegung. Wie unser letzter Folkhôr einen Weg in Richtung Cearun finden soll, ist mir ein Rätsel. Aber er ist fest gewillt und entschlossen - ich zweifle sehr an seinem Erfolg, es bräuchte schon das Seil der Ariada um einen Weg hier heraus zu finden. Er geht nun gleich auf Reisen und wir tapferen Zwerge bleiben hier und nehmen uns unsre Leben. Wer kann schon ahnen, was uns sonst geschehen mag, welche Qualen uns erwarten. Ein letztes Lied stimmen wir noch an:
''Erloschen ist der helle Stern<br/>
Der hohen Zwergenschaft:<br/>
O Xolgorasch, teurer Held,<br/>
Dein Heerschild ist gesprungen.<br/>
Das Feige siegt - das Edle fällt -<br/>
Und Treu und Mut verderben:<br/>
Die Schurken sind die Herrn der Welt:<br/>
Auf, Zwerge, lasst uns sterben!''
Gez. Vikos Gamassohn
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