Unterwegs wird, so wie es auch die Armee tut, wenigstens eine Hängematte mitgeführt. Ein einfaches Lager besteht aus der Feuerstelle und mit Palmblättern oder eine Pflanzengepflechtmatten gegen Regen geschützte Hängematten darum.
I. Mentalität
I.I Beim Adel
Die großen Familien und Clans des Südsterns vereint das Selbstbild, aufgrund der eigenen moralischen Entwicklung und Auffassungsgabe etwas Besseres zu sein, als alle übrigen Bewohner Antamars. Dies betrifft natürlich vor allem alle Personen niedrigerer gesellschaftlicher Stellungen, aber auch den Adel anderer Reiche. Sich nicht von moralischen und sittlichen Grenzen in seinen Plänen, Motiven und Gelüsten beschränken zu lassen, gilt vielen Südsterner Edlen als Selbstbestätigung für ihre besondere Stellung innerhalb der göttlichen Schöpfung. Wer sich zum Beispiel durch unterstellte Werte der göttlichen Herrscher in seinem Handeln einschränken lässt, gesteht sich damit nur selbst ein, dass diese Grenzen für ihn gelten. Den Granden und Grandessas deshalb vorzuwerfen, sie würden die Gebote ihrer Götter nicht achten, träfe allerdings nicht den Kern, beruht das Verhalten der Edlen doch auf der Gewissheit, dass die Götter, ebenso wie sie selbst, besseres zu tun haben, als sich mit kleinlichen Verhaltensvorschriften aufzuhalten – Eine Gewissheit die selbstverständlich dem einfachen Volk vorenthalten wird, deren Hörigkeit gegenüber kirchliche Dogmen durchaus begrüßt wird.
Beim einfachen Volk des Südsterns herrscht häufig die Vorstellung, das Leben des Adels ihres Reiches würde ausschließlich darin bestehen, sich zu amüsieren. Bei manchen Dons und Donnas mag dies wohl so sein. Doch innerhalb der Welt der Granden herrscht häufig bereits lähmende Langeweile angesichts dessen, was für den einfachen Kleintierjäger der Innbegriff des Luxus sein muss. Entsprechend lassen sich die Reichen und Reichsten immer wieder neue Extravaganzen und dekadente Ticks einfallen, um ihrem Leben etwas Farbe zu verleihen. Derweil ist die gleichmütige Haltung gegenüber höchsten Vergnügungen innerhalb des Südsterner Adels zu einem regelrechten Ideal avanciert. Schließlich muss derjenige, den selbst exotischste Freuden nicht mehr zu beeindrucken wissen, bereits noch exotischeres erlebt haben und damit ein noch reicheres und dekadenteres Leben führen. So mag es also sein, dass die junge Donna, die sich überhaupt nicht für den Tanz ihrer neuen Sklavin zu erwärmen können scheint, einfach nur um den rechten Eindruck unter ihren Standesgenossen bemüht ist.
Ebenso wie solche Granden, die ihr Leben tatsächlich noch zu genießen vermögen, mag es auch solche geben, die das verwöhnte, überzogene Leben, wie es bei den hiesigen Edlen üblich ist, ablehnen. Einige wenige widert dieser maßlose Lebensstil gar an und sie ersuchen sich gezielt von den übrigen Granden abzuheben. Insbesondere die Mentalität der Nachtelfen (Dunkelelfen), die im Reich des Südsterns stets willkommen sind, dient dabei als Inspiration und neues Ideal.
Die eigentliche Erfüllung sieht der Südsterner Grande darin, seine Macht und seinen Einfluss über das Maß, das ihm als Edler ohnehin schon zu Eigen ist zu steigern. Doch ist diese Erfüllung nicht etwa mit echter Freude oder Vergnügen verbunden, sondern beruht lediglich auf der Einschätzung von dem Wesen der Götter, bei dem die Dons und Donnas wiederum von sich selbst ausgehen: Aufmerksamkeit schenkt der Mächtige nur jenen, die ihn an Macht nahe kommen. So streben die Granden danach, in der Politik, der Unterwelt, der Gesellschaft oder der Magie möglichst viel Eindruck zu hinterlassen, um auf diesen Weg die Gunst der Götter zu erlangen und auch im Leben nach dem Tod eine bedeutsame Position zu verdienen. Hierin zeigt sich auch, dass den Granden Götterfurcht durchaus nicht fremd ist – Im Gegenteil. Gerade die Ideale des Krähenmannes bestimmen das Verhalten der Granden untereinander wie auch nach außen hin stark. Stets gilt es, seine Motive nicht ganz zu offenbaren und noch ein As im Ärmel zu haben. Dieses Vorgehen muss nicht einmal bei allen Edlen auf ein konkretes politisches oder diplomatisches Ziel ausgerichtet sein. Wie bei so vielem im Leben eines Granden, mag es dabei einzig darum gehen, sich angemessen darzustellen. Doch viele der südsterner Edlen sind tatsächlich großartige Staatsmänner und noch bessere Intriganten, die es durchaus verstehen, ihre Ziele auch gegen den Widerstand gewisser Hindernisse durchzusetzen.
Auch wenn man stolz ist, mit dem Kaiserreich des Südsterns das großartigste Reich der bekannten Welt seine Heimat zu nennen, so strebt der einzelne Grande oft genug zunächst nach seinem persönlichen Wohl oder bestenfalls dem seiner Familie und erst danach nach dem des Reiches. Es herrscht gemeinhin die Vorstellung, dass die Überlegenheit gegenüber den anderen Reichen ohnehin so hoch ist, dass es keiner Bemühungen bedarf, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Die anderen Familien derweil werden als ernsthafte Konkurrenz angesehen, gegen die jeder Vorteil recht ist. Ungeachtet dessen gibt man sich im gesellschaftlichen Leben untereinander verbunden und genießt es, höher als der Pöbel zu stehen. Auch Bündnisse werden gerne geschlossen und in ausgiebigen Festivitäten zelebriert oder im Geheimen streng verborgen. Dennoch ist sich am Ende jeder selbst der nächste, wenn eine bedeutende politische Position neu besetzt werden soll…
I.II Oberschicht
Finanzstarke Parteien, die nicht einer der großen Familien des südsterner Adels zuzurechnen sind, sind höchst selten, weil die Granden es recht gut verstehen, ihre Vormachtstellung zu behaupten und auch wenig Skrupel haben, sie konsequent zu verteidigen. Wer sich also in diesem Bereich bewegt, hatte gewöhnlich bereits einige unerfreuliche Zusammenstöße mit dem hiesigen Adel und ist ihm gegenüber entsprechend kritisch eingestellt. Politische Bündnisse oder Geschäftsbeziehungen mit anderen Reichen sind oft bewährte Mittel, mit denen sich die wohlhabende Schicht gegen den stets nach mehr Macht strebenden Adel behauptet. Nicht wenige geraten dabei selbst in einen Lebens- und Geschäftsstil, der sich eigentlich kaum noch von dem der verhassten Granden unterscheidet. Die meisten Südsterner jedoch, die es zu Wohlstand gebracht haben, bemühen sich betont, sich von den verwöhnten Dons und Donnas zu unterscheiden. So üben sie sich häufig in betonter Menschenfreundlichkeit, investieren in vom letzten Sturm verwüstete Armenviertel oder bemühen sich um gesetzliche Änderungen, die dem einfachen Volk zugutekommen. In politischer Hinsicht sieht sich die Oberschicht überwiegend als Gegengewicht zum übermächtigen Adel und nimmt hier oftmals schon allein aus Prinzip Positionen ein, die den Granden ihre Pläne erschweren. Was der Grande will kann dem Südstern nur schaden, ist ein geflügeltes Wort in den Teehäusern und Termen der Wohlhabenden. Und so gilt es dies erst einmal zu verhindern.
Trotz dieser weit verbreiteten Ansicht finden sich auch bereits solche Vertreter der Oberschicht, die versuchen etwas vom großen Kuchen abzubekommen und sich im Kielwasser des Adels zu bewegen pflegen. Viele der strebsamen Emporkömmlinge haben sich auf diesem Weg bereits in die Abhängigkeit eines der großen Häuser manövriert oder gar ein solides gegenseitiges Bündnis erstritten. Umgekehrt darf allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich schon so manches angeschlagene Adelshaus die Finger an einem unterschätzten Handelshaus verbrannt hat und nunmehr unter dessen Knute steht. Die Schlacht der Intrigen und politischen Winkelzüge im Kaiserreich des Südsterns ist längst nicht mehr die alleinige Domäne des Adels und in der finanzkräftigen Oberschicht hat dieser einen würdigen Gegner gefunden.
Ein besonderer Teil der Oberschicht stellen Teile des südsterner Klerus. Dieser ist im Reich mit unterschiedlichen Pflichten und Privilegien bedacht, die die Priesterrobe zu einem zweischneidigen Schwert machen. Zwar ist einem geweihten Mitglied einer Kirche Land- und Gutbesitz erlaubt, doch verzichtet er damit auf weltliche Würden und somit auf sämtliche politischen Ämter und Positionen. Umgekehrt verteilen die Kirchen der unterschiedlichen Gottheiten selbst sakrale Ämter, die mitunter mit erheblichem Einfluss versehen sind und auf diesem Weg wieder Einfluss auf das politische Geschehen nehmen. Es ist ein beliebtes Mittel südsterner Adelshäuser, unliebsame Verwandte in kirchliche Positionen zu drängen, ehe sie zu einer echten Bedrohung im eigenen Haus werden. Hin und wieder mag diese Maßnahme jedoch zum Bumerang werden, sollte der betroffene Vetter als machtvoller Hochgeweihter zurückkehren.
Für viele Vertreter der unteren Schichten ist eine Weihe zum Priester einer der wenigen Möglichkeiten, aus dem Sumpf der Armut zu entkommen. Nominell lässt ein Südsterner seinen Stand und seine Vergangenheit hinter sich, wenn er Geweihter wird. De facto schlägt sich die Herkunft natürlich weiterhin nieder. Nichts desto trotz mag es ein armer Fischerssohn als Geweihter des Aiagos zu echtem Einfluss bringen, während der aus der Erblinie verdrängte Grandensohn nur ein Priester unter vielen bleibt. Üblicher ist es jedoch umgekehrt. So oder so bleibt der Klerus im Südstern jedoch ein einflussreicher Teil der Oberschicht, dessen Macht man nicht unterschätzen sollte.
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