Gründung der Stadt Isbrotsos
Durch den dichten Nebel brachen plötzlich die dunklen Umrisse einer unbekannten Küste. "Land!", gellte der Ruf des Ausgucks.
Knut 'Bylgjastormr' Svenson, der Wellenstürmer, rief ein paar knappe Sätze, die keinen Widerspruch zuliessen. Die freien Rudergänger rüsteten sich und zogen ihre schweren Schilde von aussenbords in den Drakr. Aufgeregt gab der Steuermann Zeichen an die folgenden Boote. Die gerüsteten Krieger schlugen ihre Äxte an die Schilde, ein bedrohliches Geräusch. Rhythmisch im Gleichklang wurde es sofort von den Männern der folgenden Boote aufgenommen. Es mischte sich mit den lauten Zurufen der rudernden Besatzungen. Nur Augenblicke später fuhren mit groben Knirschen die Kiele der Boote auf den feinen Uferkies.
Knut hatte wenig zu befehlen. Jeder Einzelne wusste was zu tun war. Die bewaffneten Männer bildeten Gruppen und sicherten den kleinen Brückenkopf nach allen Seiten. Die Ruderer dagegen schafften behände die Ausrüstung von Bord der Drakar. Das meiste regelte sich von allein, im eingespielten Vorgehen einer Drakarskapar, wo jeder seinem Bruder bedingungslos sein Leben anvertrauen würde und ein jeder genauestens wusste wo sein Platz ist. Die Windeseile, mit der dieser Einfall vollzogen war, musste jedem Beobachter sofort deutlich machen: hier landet nicht irgend ein wilder Haufen plündernder Nordmänner! Das hier war das Vorgehen einer Mannschaft, die durch harten, langen Drill und die Übersicht eines klugen Jarsmanr zu einem einzigen kräftigem Axtarm verschmolz.
Die Drakarskapar hatte gemäß der Weisungen des obersten Godenrates eine neue Heimat für Nordahejmr in Besitz genommen. Den Auftrag neues Gebiet am Festland zu erobern, hatten sie in schnellem Entscheid an Knut vergeben. Und wer beobachtet hatte, wie Knuts Drakarskapar den Auftrag erledigte, der wusste auch warum es eine kluge Wahl war. Nicht nur, dass die Landnahme für seine Skapar ein Leichtes war, er war auch umsichtig genug einen passenden Platz zu bestimmen. Am Fluss der den Namen Isbrot (Eisbruch) erhielt, wurde der Hafen errichtet, der nach besonders harten Wintern der erste ist, der wieder schiffbar wird.
Nun folgende Nordahejmr würden sich auf den Schutz dieser Männer zu jeder Zeit verlassen können. Die wenigen Goblins, die in den Wäldern ihr Unwesen trieben waren nichts, was auch nur neue Narben geschlagen hätte und bald zogen weitere Siedler nach. Binnen kurzem entstand eine Burg, ein befestigtes Dorf, eine lebendige Stadt, welche den Namen Isbrotsos trägt.
All das ist längst Geschichte. Viele Generationen wurden seither geboren, haben ihr Land bestellt, gelebt, geliebt und sind wie mit dem Wind vergangen. Doch noch heute, wenn eine Drakarskapar in ihr Langhaus einlädt, hängt eine alte schartige Axt neben einem Rundschild auf dem eine gischtumtoste Welle prangt an der Wand. Noch immer steht vor einem leeren Stuhl ein großer, frischer Becher Nordvindr, der unangetastet bleibt. Noch immer trinken die Drakarskapar zu Beginn eines jeden Festes auf Knut 'Bylgjastormr' Svenson, den Jarsmanr.
Und bei Ronskrir, solange der Wind die schwarz-silber gestreiften Segel ihrer Boote strafft und so lange der letzte von ihnen die Kraft hat, eine Axt zu halten, so lange wird das auch so bleiben. Das wohl!