Alrikswelt aus Lúnasadh I: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Februar 2015, 16:48 Uhr



Alrikswelt aus Lúnasadh I
Land und Leute in Mor Enez
Ingame
Schreiber
Alrik

Erschienen
847 nZ

Verbreitung
gering

Sprache
Imperial

Übersetzungen
keine

Standort
Bibliothek "Ceil o Aithne" in Cargaighllanilygh

Outgame
Zeichenzahl
28.700 Zeichen

Autor

Status
nur fürs Wiki, keine Ingame-Implementierung vorgesehen

Inhalt

Mor Enez

Alrik und Alrik schlagen sich vor Lachen auf die Schenkel, können kaum Luft holen und wischen sich die Lachtränen aus den Augen.
"Was ?", ruft Alrik. Stemmt dabei die Fäuste in die Hüften, runzelt verärgert die Stirn.
"Du siehst ja aus wie ein Mädchen !" prustet Alrik heraus.
"Das ist ein Kilt, ihr Banausen ! Man muss sich eben den Landessitten anpassen, wenn man nicht so blöd auffallen will wie ihr !"
Nun liegen die anderen beiden vollends am Boden und wälzen sich vor Lachen, nicht mehr fähig, überhaupt noch zu antworten.
Einige Bürger, die erst noch aufmerksam zugeschaut hatten, wenden sich wieder ihrem eigenen Alltag zu, sind sie doch solche Vorführungen von Ausländern schon gewohnt.
Banausen halt. Passiert immer wieder mal vor diesem Laden, der einfach an jeden einen Kilt verkauft. Sowas kommt eben von sowas. Kein Sinn für Traditionen und Familienehre solche Ausländer. Gut, es kommt schon mal vor, dass da ein Ausländer mit einem Kilt herauskommt, der rein zufällig die Musterung der Familie eines Heimischen, zufällig Vorbeikommenden hat. Dann, ja dann gibt es schonmal weniger Gelächter. Eher lernt der Ausländer dann, dass es nicht immer Nacht ist, wenn es plötzlich dunkel wird. Traditionen sind eben wichtig. Familienehre erst recht.
Mittlerweile haben die beiden sich auf Praraghs Straßen wälzenden halbwegs beruhigt, oder können einfach nicht mehr weiterlachen, weil das Zwerchfell Überlast meldet.
"Macht euch nicht zum Affen und kommt mit!" Alrik stolziert die Straße hinunter, seinen Rucksack über der Schulter.
Mühsam rappeln sich die anderen auf, greifen ihre Ausrüstung zusammen und folgen ihm, in etwas Abstand, sich feixend unterhaltend.
So spazieren die drei zielstrebig Richtung Norden, aus der Stadt heraus. Bald schon verlassen sie jedoch die Straße, um sich seitwärts, westlich, in das Moor zu begeben.
Mor Enez zeigt sich von der freundlichen Seite, ohne Zwischenfälle wandern sie bis abends weiter, erst kurz vor Sonnenuntergang schlagen sie auf einer leichten Anhöhe unter einer dichten Eiche ihr Nachtlager auf.
Alrik ist froh, als er sich endlich in seine Decke wickeln kann, denn so ein Kilt ist doch von unten etwas ungewohnt zugig. Zugeben würde er das ja nie, auch wenn die anderen beiden inzwischen zur Abenteurerroutine zurückgekehrt sind, anstatt wie Hühner gackernd durch die Wildnis zu stapfen. Das Lagerfeuer brennt gemütlich vor sich hin. Es wird wohl noch eine Weile halten, nachdem sie ein dickeres Stück Holz dazugelegt haben. Auf dem freigekratzten Boden besteht auch keine Gefahr, dass es sich weiter ausbreitet, während sie schlafen.
Die Sonne ist nun ganz untergegangen, die drei schließen ihre Augen, um sich von dem Marsch des Tages zu erholen.
"Rrrrabbit" meldet sich die erste Kröte.
"Hihihi", lacht Alrik leise, "die Kröte sagt gute Nacht."
"Crooooak", ruft nun eine von links.
Leise meint der andere Alrik: "Die auch. Hihi."
"Quaork ! Rrrrabbit ! Quack !", tönt es von links und rechts.
"Jaja, schon in Ordnung, wir wissen's", grummelt Alrik und zieht sich die Decke über die Ohren.
"Rrrrabbit ! Grooaaarggh ! Quack ! Quaork ! Rabbitrabbittrabbitt !", erschallt es nun ohne Pause von überall her.
Aufrecht sitzen die drei in ihren Lagerstätten, pressen sich die Hände auf die Ohren.
Irgendwo platscht es im dunklen Sumpf. Doch das Konzert geht unvermindert weiter.
"Ich glaub's nicht", zischt Alrik aus zusammengebissenen Zähnen.
Stöhnend sinkt der andere zu Boden, nimmt seinen Mantel zu Hilfe, um sich die Ohren zuzuhalten. "Ich glaub's auch nicht", meint der Dritte und kramt nach einer Stundenkerze, um sich aus deren Wachs Ohrenpfropfen zu machen.
Als er sich die beiden kleinen Wachswürste in die Ohren stopft, bemerken die anderen beiden sein Tun, rutschen heran und bedienen sich auch an der Kerze.
Es dauert nicht lange, da hört man zwischen dem Gequake der Kröten das Schnarchen dreier Leute.

Land und Leute

Die Sonne steht schon handbreit über dem Horizont, als Alrik, wohl ausgeruht, erwacht. Glücklich blinzelt er in die Sonne, reckt und streckt sich, gähnt einmal herzhaft und erfreut sich der stillen Moorlandschaft vor sich. Nebelschwaden wabern in den Senken, derweil Hügel, Bäume und Sträucher farbenfroh im hellen Sonnenlicht stehen.
Eine wunderbar friedliche Landschaft, die durch kein Quaken getrübt wird. Ja, nicht mal Vögel erlauben sich mit ihrem Gezwitscher dem Bild Abbruch zu tun.
Moment!
Alrik schaut zur Seite und sieht seine Freunde noch fest schlafen. Kein Schnarchen.
Ach ja !
Etwas in sich hineinlachend, puhlt er das Wachs aus seinen Ohren.
Ah, das ist schon besser. Der Wind streift seicht durch die Wipfel, Vöglein singen auf den Ästen. Und was sich anhört wie fünf Zwergensägen auf Brandholzwaldraubbaubeschaffung, das sind seine schlafenden Freunde.
Da, nun regt sich auch Alrik. Auch er reckt sich, gähnt herzhaft, blickt zu Alrik herüber und nickt freundlich.
Alrik ruft ihm ein fröhliches "Guten Morgen" zu.
Jener blickt ihn verständnislos an.
Alrik lacht, deutet auf seine Ohren.
Jetzt lacht Alrik auch. Fingert kurz an seinen Ohren herum, ruft dann seinen Gutenmorgengruß zurück. Gemeinsam stehen sie auf, recken sich nochmal, lassen den Blick umherschweifen und rollen ihre Decken zusammen.
Schlendern dann zu Alrik hinüber und wecken ihn mit einem Tritt unter Freunden.
Jener grunzt, wischt sich über die Augen, blinzelt gegen die Sonne und schaut von unten seine Weggefährten an.
Sieht, wie sich ihre Lippen bewegen, wie sie sich dann gegenseitig anschauen und lachen. Alrik deutet auf seine Ohren.
Alrik auch. Nun lacht auch Alrik am Boden. Fingert an seinen Ohren herum. Fingert nochmal daran herum.
Legt den Kopf schief und schüttelt ihn.
Neigt nochmals den Kopf und klopft mit der flachen Hand auf die andere Seite seines Kopfes.
Fingert nun etwas hektischer in seinen Ohren herum.
Alrik und Alrik lachen lautlos.
"Verdammt, ich krieg die nicht raus !" brüllt Alrik.
Von Alrik bekommt er einen kleinen Zweig hingehalten.
Er nimmt ihn und puhlt damit in seinem Ohr rum, merkt aber rasch, dass er das Wachs eher weiter hineinschiebt, als es herauszubekommen.
"Das geht nicht !", schreit er.
Wie aus weiter Ferne glaubt er zu hören, wie jemand meint, er wäre nicht schwerhörig.
Den halben Vormittag mühen sie sich ab, zu versuchen, die Wachsstöpsel aus Alriks Ohren zu entfernen.
Ohne Erfolg.
Die drei wissen schon gar nicht mehr, was sie alles probiert haben. Natürlich gab es auch etliche abgelehnte Vorschläge. Wie zum Beispiel den, Alriks Kopf über dem Lagerfeuer zu erwärmen, bis das Wachs von alleine raustropft. War wohl etwas zu praktisch gedacht.
Das Ende vom Lied ist der gemeinsam gebrüllte Beschluss, das doch mal einem Heiler zu überlassen, im nächsten Ort.
Erst spät kommen sie an diesem Tag los, Alrik führt, der neuerdings schwerhörige Alrik in der Mitte und Alrik bildet den Schluss der kleinen Gruppe.
Während Alrik vorne etwas vor sich hintrödelt, schreitet Alrik zügig voran und hat diesen bald überholt. Da die anderen beiden direkt hinter ihm sind, können sie ihn ja darauf aufmerksam machen, wenn er irgendwas überhören sollte. Die anderen beiden lassen ihren Kameraden gerne vorne maschieren, ist ja immerhin besser, als eine überlaute Kommunikation führen zu müssen, die Orks schon von weitem hören könnten.
Grundsätzlich ist es an diesem Tag eine Lust zu wandern. Die Sonne wärmt schon ein klein wenig, der Boden ist für ein Moor recht sicher und fest, der Bewuchs hält sich in Grenzen. Naja, so fest ist der Boden nicht, er federt bei jedem Schritt. Es steckt auch ordentlich Feuchtigkeit darin. Trotzdem ist es angenehm, auf ihm zu laufen.
Hübsche Blümchen sind auch schon zu sehen. Im blauen Himmel, weit oben, dreht ein Raubvogel seine Kreise.
Plötzlich erhält Alrik einen heftigen Schlag von hinten gegen seinen rechten Arm. Werfen die beiden Idioten wieder mit Sachen, um ihn zu ärgern?
Wütend fährt er herum und brüllt:"Ihr seit wohl nicht mehr ganz frisch in der Birne!"
Überrascht stellt er fest, oder besser, er stellt etwas nicht fest; und zwar die Anwesenheit seiner Freunde.
Dafür die eines Räubers, der mit einem Bogen auf ihn zielt.
Sofort lässt sich der Verblüffte zu Boden fallen, um etwaigen Pfeilen zu entgehen.
Er lauscht, ob sich der Räuber nähert.
Verdammt!
Er hebt den Kopf, um Blickkontakt zu bekommen.
Das Großhirn meldet, dass das eine gute Idee wäre in der aktuellen Situation.
Das Kleinhirn meldet, dies wäre ein sehr guter Augenblick für ein kleines bisschen Panik.
Der Arm meldet, dass er, was Pfeile angeht, schon bedient ist.
Als er den Räuber mit einem Messer in der Hand auf sich zurennen sieht, springt er auf, nestelt an seinem Schwertgurt und brüllt.
Dummerweise gelingt es ihm nicht, mit dem verwundeten Arm das Schwert zu ziehen, und höllisch wehtun tut das auch noch.
Darum brüllt er noch ein bisschen mehr.
Etwas schlitternd kommt der Räuber vor ihm zum Stehen.
Mit vor Schreck geweiteten Augen.
Da!
Jetzt dreht er sich sogar um!
Hastig schlägt er sich zur Seite hin in die Büsche.
Ha!
Typisch!
Feiges Pack! Laufen weg, wenn sie sehen, dass sie einem echten Krieger gegenüber stehen! Und wenn der auch verwundet ist, die haben einfach keinen Schneid.
Zufrieden reibt er sich den schmerzenden Arm.
Und bleibt wie versteinert stehen, als ihm etwas auf die Schulter tippt.
Er schließt fest die Augen.
Was da auch für ein Problem ist, es existiert gar nicht.
Der Himmel ist schön blau, ich seh nix, ich hör nix, ich weiß von nix.
Groß- und Kleinhirn sind sich einig, sie melden Feierabend.
Auch der Arm hat sich wohl dafür entschieden, dass es sich nicht lohnt, weiter wehzutun.
Etwas tippt ihm nun kräftiger auf die Schulter.
Hilft ja nichts. Das leidige an der Realität ist ihre Penetranz in unangenehmen Situationen.
Die Augen langsam, vorsichtig öffnend, dreht der Taube sich langsam um.
Noch nicht ganz umgedreht, reißt er vor Schreck die Augen weit auf.
Da steht ein Troll!
Ein Zähne fletschender Troll!
Bei den letzten und ersten beiden Erkenntnissen war aus der 180-Grad-Drehung schon eine 360-Grad-Drehung geworden und die Beine haben sozusagen die Gehirnarbeit in die Hände genommen. Hier offenbart so ein Kilt seine taktische Überlegenheit in gewissen Situationen. Die Beinfreiheit ist kaum zu schlagen. Auch wenn der Anblick für einen Krieger möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Ein Schemen huscht über's Moor, durchbricht den nächsten Birkenhain und flitzt zwischen einer Gruppe von Leuten hindurch. Zwei von ihnen fällt es schwer, ihm nicht hinterher zu schauen.
Einer der anderen beiden lacht kurz und hässlich, weil er wohl annimmt, dass jener, der da gerade vorbeigehuscht kam, vor seinem Kumpel flieht, der sich mit seinem Bogen den dritten Wanderer vornehmen wollte.
Diese Einschätzung gerät kurz darauf ins Bröckeln, als nämlich erstaunlich schwere Schritte hinter ihm hörbar werden.
Jetzt fällt es den anderen beiden schwer, sich nicht umzudrehen und nachzuschauen. Allerdings stellen sie erstaunt fest, dass ihre Gegenüber die Augen aufreißen und auf den Fersen kehrt machen, um dem Läufer hinterher zu jagen.
Jetzt drehen sie sich doch um, mit einer gewissen negativen Erwartungshaltung. Und werden nicht enttäuscht.
Vor ihnen kommt ein großer Troll zum Stehen.
Der Troll schaut sie an, blickt auf ihre Waffen.
Die beiden Räuber reißen ihre Waffen hoch, um sich zu verteidigen.
Der Troll haut beide um, um sich zu verteidigen.
Nur kurz überlegt er, schätzt die beiden wie den Bogenschützen als Räuber ein, und schickt sich dann wieder an, dem Flüchtenden und den beiden neuen Flüchtenden hinterher zu rennen.
Alrik springt derweil, seine nahezu grenzenlose Beinfreiheit ausnutzend, über einen umgestürzten Baum.
Eine Wasserfontäne springt aus dem Wasserloch dahinter empor.
Prustend, heftig um sich schlagend, kämpft sich der Flüchtende wieder an die Wasseroberfläche empor. Krallt sich mit den Händen ins Ufer, um sich so schnell wie möglich heraus zu ziehen.
Und wird bald darauf wieder unter Wasser gedrückt, denn er bekommt Gesellschaft von zwei weiteren Springern.
Nun versuchen sich alle drei zu befreien, klammern sich panisch aneinander, greifen nach Ästen, Zweigen und Gräsern, um sich daran herauszuziehen.
Dabei spritzt das Wasser weiter munter in die Höhe.
Sie wissen nicht, wie lange sie da so kämpfen, irgendwann liegen die drei Abenteurer neben dem Wasserloch, heftig schnaufend, sich schüttelnd wie nasse Hunde.
"Ihr Glück haben, dass Wasserloch, nicht Sumpfloch."
"Kann man wohl sagen", entfährt es Alrik.
Alrik sieht voller Entsetzen zwei große Füße vor sich.
Alrik stellt voller Freude fest, dass er wieder hören kann, das unfreiwillige Bad scheint seine Ohren freigewaschen zu haben.
"Keine Angst, Räuber vorbei." Selbstzufrieden verschränkt der Troll seine Arme und grinst von einem Ohr zum anderen.
Was fast den Eindruck macht, als würde der Riese die Zähne fletschen, geht Alrik durch den Sinn.
"Äh, ja, danke. Toll", wagt Alrik vorsichtig zu sagen.
"U-u-und was willst du von uns?", fragt Alrik.
Abschätzend zieht der Troll die Stirne kraus, blickt sie an. "Ihr doch Abenteurer, oder?"
Die drei sehen sich gegenseitig an, zucken mit den Schultern. "Ja, hm, sind wir, warum?"
"Ihr wollen doch bestimmt gehen durch großartiges Tor von Mutter?"
"Was für ein Tor?"
"Warum großartig?"
"Was für 'ne Mutter?"
Fast gleichzeitig kommen die drei Frageantworten heraus.
"Großes, gewaltiges Tor von großes, gewaltiges, uraltes Mutter von allem !" Wieder verschränkt der Riese die Arme vor der Brust, diesesmal mit unverkennbarem Stolz in der Haltung.
Es scheint, ob freiwillig oder unterbewusst, vernünftiger zu erscheinen, sich mit jenem ominösen Tor, wo immer, was immer, warum immer, zu beschäftigen, das gedanklich weiter weg ist als der massive Troll direkt vor ihren Nasen. Dazu gesellen sich wohl auch Motivationsbegriffe wie Schätze, Abenteuer, geheimer Ort und so weiter.
Eine kurze Gesprächspause wird wieder durch eine Frage beendet.
"Du weißt, wo das Tor ist?"
Das Ungetüm hebt einen Zeigefinger: "Ich wissen." Dann zeigt er auf sich selbst: "Ich beschützen."
"Äh, ist es weit, kannst du uns hinführen?" Alrik wringt seinen Kilt ein bisschen aus.
"Er verletzt", gibt der Troll zu bedenken und zeigt auf Alrik.
Sofort kümmern sich die anderen beiden um ihren verletzten Kameraden.
Glücklicherweise ist die Wunde weit weniger schlimm, wie es im ersten Moment erscheint. Der Bogenschütze hatte einen Jagdpfeil benutzt, einen selbst gemachten aus Schilf, damit er leicht bricht. Die Spitze lässt sich auch leicht entfernen, da sie gerade wie eine große Nadel ist. Damit sie möglichst von alleine aus der Wunde fällt, wenn das Wild oder das Opfer auf der Flucht ist. Bei Alrik hat sie aufgrund des Leders seiner Jacke gehalten, den Knochen verfehlt und ist nur wenig in das Fleisch gedrungen.
Ein leichter, wenn auch nasser Verband sollte erstmal genügen.
Als sie soweit fertig sind, nickt Alrik dem Troll zu und meint: "So, wir können aufbrechen."
"Ihr mitkommen." Damit dreht sich der Troll um und maschiert los.
Die anderen drei stehen auf und folgen ihm, kümmern sich nicht einmal darum, ob sie irgendetwas im Wasserloch verloren haben.
Mit etwas Abstand folgen sie ihm und kommen bald an der Stelle vorbei, an der die Räuber waren. Man kann noch sehen, wo diese wohl vom Troll niedergestreckt wurden, doch mittlerweile sind die Räuber anscheinend wieder zu sich gekommen und haben sich aus dem Staub gemacht. Nichts mehr von ihnen zu sehen.
Auch die Stelle, wo Alrik zum ersten Mal den Troll gesehen hat, haben sie bald hinter sich. Schnurstracks geradeaus geht es weiter über's Hochmoor.
Allmählich verändert sich jedoch die Landschaft, der Boden wird an einigen Stellen sumpfiger, dafür gibt es auch wieder kleinere Hügel.
Erst jetzt beginnen Alrik, Alrik und Alrik zu überprüfen, ob sie noch alles beieinander haben. Das eine oder andere fehlt, gerade, was die Bewaffnung angeht.
Im Wasser planschen und Waffen halten verträgt sich nicht unbedingt miteinander.
Dafür trägt ihr Führer eine mächtige Keule an der Seite.
Zeit, um sich darum ein paar Sorgen zu machen, doch die Neugierde und wohl der Mangel an aktueller echter Gefahr beschwichtigen solche Bedenken auch wieder.
Nach 10 bis 15 Minuten weiteren strammen Fußmarsches durchqueren sie eine flache Wasserrinne, dahinter steigt der Boden zu einem wahrscheinlich recht großen, flachen Hügel an. Bewachsen mit vielen Sträuchern und Bäumen.
Der viereinhalb Schritt große, braune Hüne geht ein paar Schritte den Hügel hoch und bleibt dann stehen, dreht sich um und verkündet voller Stolz: "Hier großartiges, geheimnissvolles Tor!"
Die anderen bleiben stehen, schauen sich um.
Alrik schaut seitlich in die Büsche, sieht aber nur ein paar faustgroße Steine dort herumliegen.
Alrik schaut nach oben in die Bäume, vieleicht ist da ja was zu sehen.
Alrik schlendert an dem Troll vorbei, sieht sich den Boden etwas genauer an.
Über das ganze Gelände hinweg sieht man immer wieder mal Felsbrocken, wie es scheint tief eingegraben in den Hügel.
Oftmals hinter Unkraut versteckt oder davon überwuchert.
Er kneift die Augen zusammen, geht mal ein paar Schritte hierhin, dann dorthin, bis er stehen bleibt und die anderen beiden herbeiruft.
Tatsächlich liegen hier mächtige Steinquader im Boden, und wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man sowas wie eine Schwelle, Seitenwände und einen verwitterten Deckstein auf dem sehr undeutlich irgendwelche Reliefs zu erkennen sind.
Ohne Frage, das war wohl mal ein Tor, bis es vor Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden umgekippt ist. Betröppelt lassen die drei die Schultern hängen.
"Ihr wollen großartiges Tor passieren?"
"Hm, naja..." Alrik zuckt mit den Schultern: "Also ehrlich gesagt..."
"Mit 'ner Schaufel vieleicht...", gibt Alrik zu bedenken.
"Toll! Dann ihr müsst mich besiegen, dann ihr können durch großartiges Tor!" Der Troll nestelt an der Keule an seinem Gürtel herum.
Alrik winkt ab: "Lass mal stecken, ich glaube, sooo unbedingt wollen wir da gar nicht durch..."
"Wo sein Problem?" Der braune, selbst Felsbrocken ähnliche Hüne lässt ein wenig die Schultern hängen.
"Ihr Abenteurer, da großartiges Tor, ich Wächtertroll, ihr mich besiegen und dann erleben großartiges Abenteuer wenn gehen durch Tor."
Die drei Alriks werden langsam etwas nervös.
"Und wenn wir verlieren?", gibt der Kiltträger zu bedenken.
"Ihr tot und ich warten auf stärkere Abenteurer!" Ein gewisser Enthusiasmus ist dem Troll sicherlich nicht abzusprechen.
Der eine oder andere Alrik kommt sich gerade arg unterbewaffnet vor.
"Halt! Auszeit!" Alrik formt mit zwei Händen eine Art T, wo immer er das auch her hat.
"Lasst uns das doch alle mal logisch angehen. Troll, wie kommt es eigentlich, dass du hier mitten im Sumpf meinst, ein Tor bewachen zu müssen?"
Der Angesprochene tritt etwas verlegen von einem Fuß auf den anderen, windet sich, scheint sich vor der Antwort drücken zu wollen.
Irgendwann, ganz leise, antwortet er doch noch: "Bin Umschüler..."
"Umschüler?"
"War Brückentroll in Schattenkuppe. War langweilig. Alle wussten, das da Troll, hatten immer Figürchen dabei für mich, so ich nie durfte kämpfen."
"Ja, und dann?"
"Ja, dann ich mir denken, gehe in Welt, lern was andres, triff nette Abenteurer und habe tolle Kämpfe, weil keiner vermuten Brückentroll in Sumpf als Torwächtertroll. Hab zwei Jahre gesucht, bis ich gefunden habe halbwegs brauchbares Tor."
"Tor? Tor? Das ist doch kein Tor, da kann man doch gar nicht durchgehen!", ereifert sich Alrik.
Der Troll schürzt etwas die Lippen, legt den Kopf schief. "Hm, jetzt wo du sagen... ihr nicht zufällig haben kleine Figürchen dabei?"
"Vergiss die Figuren", unterbricht Alrik die verwegenen Gedankengänge des Torwächters: "Wir helfen dir, wie du zu einem anständigen Tor kommst, dann übernachten wir hier und morgen früh ziehen wir dann weiter und du verdrischt dann die nächsten Abenteuer, denen du dann auch ein richtiges Tor zeigen kannst, einverstanden?"
"Woher du nehmen wollen richtiges Tor, ich haben zwei lange Jahre gesucht!"
Betont lässig spaziert Alrik zu dem Troll hinüber, stellt sich neben ihn, klopft ihm leicht auf den Arm: "Schau, warum gräbst du die Felsbrocken nicht einfach aus und stapelst sie so zusammen, dass sie ein Tor ergeben?"
"Und dann wir kämpfen?"
"Nein!", brüllen alle drei Alriks.
Beschwichtigend fügt der Alrik neben dem Troll hinzu: "Wir wissen doch, dass das kein richtiges Tor ist, aber andere Abenteurer, die später kommen, wissen das eben nicht, verstehst du?"
Jetzt hellt sich die Miene des Torwächters richtig auf, man glaubt die Zahnräder hinter seiner Stirn einrasten zu hören.
"Ah, ihr kluges Abenteurer! Feine Idee sein! Ich bauen jetzt gewaltiges Tor für Abenteurers!" Er klatscht zweimal in die riesigen Hände, dann beginnt er damit, die Steinblöcke aus dem Erdreich zu holen.
Alrik wischt sich den Schweiß von der Stirn und winkt seine Freunde zur Seite, wo sie schon einmal beginnen, ihr Nachtlager aufzubauen.
Eine Stelle unter einem dichten Baum verwandelt sich in etwas, das aussieht wie eine südländische Karawanserei. Überall hängt Wäsche zum Trocknen in der Nähe des Lagerfeuers, Rucksäcke und Taschen wurden ausgeleert und drei Gestalten hocken in dem Chaos herum und versuchen herauszufinden, was alles in den letzten ereignissreichen Stunden abhanden gekommen ist. Wohl hauptsächlich alles, was zur ursprünglichen Bewaffnung der kleinen Gruppe gehörte.
Komischerweise steckt in einer der Schwertscheiden ein Holzknüppel, der kaum herauszubekommen ist und die Scheide ordentlich ausgebeult hat. Keiner der drei hat den leisesten Schimmer, wie der da rein gekommen ist.
Zwischendurch wird auch Alriks Wunde noch einmal versorgt und eine Abendmahlzeit zubereitet.
Im Hintergrund hört man das Klackern von großen Steinen oder stumpfe Geräusche, die verraten, dasd dort etwas Schweres auf etwas Festes gesetzt wird.
Begleitet von Lauten wie "Ächz, Uff, Hauruck" bebt ab und an einmal die Erde.
Als die Wanderer fast schon gemütlich hinweggedöst sind, klatschen plötzlich große Hände ineinander und jemand verkündet zufrieden "Fertig!"
Alrik, Alrik und Alrik stellen sich neben den Troll, um dessen Werk zu begutachten.
Das ganze sieht ein wenig so aus, als ob ein Kind mit Bauklötzen gespielt hätte. Eine Art Hünengrab mit besserem, aber älterem Material ist entstanden.
Doch es ist deutlich als ein Durchgang zu erkennen, eine Art Tor.
Wenn sich da noch ein paar Spinnweben bilden und Unkraut darüber wuchert, könnte es durchaus wie ein altes, geheimnisvolles Tor wirken.
Vier Köpfe nicken zufrieden.
"Ihr wollen durch? Zur Probe?" Der Troll fingert an seiner Keule herum.
Drei Köpfe schütteln sich verneinend.
Glücklicherweise scheint er nicht bei diesem Thema bleiben zu wollen.
"Ich jetzt richtiger Torwächtertroll mit richtigem Tor!"
Vier Köpfe nicken.
"Ich euch dankbar sein."
Drei Gestalten zucken mit den Schultern.
"Mein Name Alrik sein."
Drei Gestalten lachen leise.
Drei Gestalten stellen sich vor:" Ich bin Alrik."
Eine große Gestalt blickt drei Gestalten an.
"Ich Alrik sein, richtig."
"Ich bin auch Alrik."
"Ich auch."
"Alrik, mein Name."
"Nein, nein, ich Alrik sein, ihr nicht verstehen?"
"Ja, ja, du Alrik, ich Alrik."
"Gestatten, Alrik."
Eine große Faust klopft auf einen mächtigen Brustkorb: "Ich Alrik, ihr mich veralbern?"
Alrik versucht zu beschwichtigen: "Alrik, Alrik, Alrik und Alrik, klar?"
Ein Alrik bekommt ein nervöses Zucken am Auge.
Ein anderer Alrik reibt sich verzweifelt die Schläfen.
Eine gezückte Keule klopft in eine riesige Handfläche: "Ich Alrik, wie ihr heißen?"
Einer der Alriks bekommt die Kurve, verbeugt sich freundlich: "Ich bin Balrik."
Der sich die Schläfen reibende Alrik lacht leise, stellt sich dann auch vor: "Calrik mein Name, angenehm."
Der Alrik mit dem zuckenden Auge öffnet und schließt Krampfhaft seine Finger: "Ich bin, äh, ich heiße, ja, äh, wie, äh...äh..."
"Dalrik", kommt ihm sein Freund zu Hilfe.
"Ja, genau, das ist Dalrik. Balrik, Calrik und Dalrik sind wir", fügt der dritte schnell hinzu.
"Das witzig sein, ich Alrik, du Balrik, er Calrik und der da Dalrik. Wir alle fast gleich heißen. Das sein ja lustig."
Der Troll lacht, steckt die Keule wieder weg.
Drei Gestalten wischen sich den Schweiß von der Stirn.
Die Nacht schiebt ihre dunklen Schatten voraus ins Moor.
Zeit, sich nach einem sehr lebendigen Tag zur Ruhe zu begeben.
Das Nachtlager der Abenteurer ist ja schon bereitet, das des Trolltorwächters mit neuem Tor ist von diesem ebenfalls rasch bereit gemacht. Von irgendwoher hat er eine Decke herbeigezaubert, in die er sich, auf zusammengeworfenem Unkraut und Laub liegend, hineinwickelt.
Noch ein paar größere Stücke Holz ins Feuer gelegt, dann wünscht man sich allerseits eine gute Nacht und streckt die müden Glieder aus.
Das erste Rabbit tönt aus dem Mor Enez.
Da das mit den Ohrstöpseln ja eine beträchtliche Gefährdung in sich birgt, werden andere Geräuschdämpungspraktiken ausprobiert.
Mantel um den Kopf wickeln, verzweifelte Einschlafversuche, Fellhandschuhe für kalte Tage als Ohrenschützer.
Das Konzert der Kröten erweitert sich zu einem alles beherrschenden Crescendo. Oder, besser gesagt, fast alles beherrschenden.
Der Gebirgstroll schlägt mit seinen Waffen erbarmungslos zurück.
Die Waffe heißt Schnarchen.
Meilen im Umkreis ist eines deutlich klar: Da schläft ein Troll!
Dummerweise sind Alrik, Alrik und Alrik eben keine Meilen entfernt. Sondern in aller nächster Nähe dem Geräuschpegel voll ausgesetzt.
So nimmt es nicht Wunder, dass alle drei irgendwann völlig entnervt am Lagerfeuer zusammen sitzen, hellwach selbstverständlich.
"So geht das nicht." Alrik stochert mit einem Zweig im Feuer herum. "So lange wir hier in Mor Enez sind, werden wir die blöden Echsengezüchte mit ihrem Gequake nicht los. Und das Geschnarche des Burschen da drüben gibt mir den Rest."
Zustimmendes Nicken ist unnötig. Versteht sich von selbst.
Ein fast voller Mond ist aufgegangen, der Nachthimmel frei von Wolken. Unzählige Sterne flimmern am Firnament.
Funken stieben aus dem Feuer empor.
Vom infernalischen Lärm mal abgesehen ist es an sich eine schöne Nacht.
Und gar nicht mal so dunkel.
Ungefähr 30 Minuten später ist die kleine Gruppe wieder unterwegs. Schnell sind sie sich einig geworden, dass es wohl mehr Sinn macht, des Nachts zu wandern und tagsüber zu ruhen. Ohne Krötengetöse. Mond und Wetter halten ja hoffentlich noch so lange durch, wie sie im Moor unterwegs sind.
Etwas beängstigend sind allerdings andere Geräusche, das Rascheln oder Knacken von Zweigen. Oder Augenpaare in undurchdringlicher Dunkelheit, die sie anstarren.
Ist wohl etwas gewöhnungsbedürftig, des Nachts unterwegs zu sein. Der Lohn dafür ergibt sich aber hoffentlich in der Ruhe des Tages.
Müde sind sie allemal trotzdem. Aus ausgreifenden Schritten wird müdes Schleppen und Vor-sich-hin-trotten.
Die Kröten nerven immer mehr.
Als der Mond untergeht, laufen sie weiter, erst als am fernen Himmel die erste Andeutung eines helleren Scheins auftaucht, sehen sie sich nach einem Lagerplatz um.
Ein kleiner Hain aus Erlen erscheint geeignet. Müde kriechen sie hinein, wickeln sich in ihre Decken. Nur noch vereinzelt meldet sich die eine oder andere Kröte zu Wort.
Schnell schlafen sie tief und fest ein.