Die Legende von der Entstehung der Nachtmahre: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AntamarWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Der Originaltext (in moderner Schreibweise))
Zeile 9: Zeile 9:
  
  
----
+
 
  
 
„Und so begab es sich zu der Zeit, als es noch nicht viele Menschen gab, dass Nergas auf Antamar wandelte, um die Wesen zu beschauen und ihnen den Schlaf zu geben.
 
„Und so begab es sich zu der Zeit, als es noch nicht viele Menschen gab, dass Nergas auf Antamar wandelte, um die Wesen zu beschauen und ihnen den Schlaf zu geben.
Zeile 69: Zeile 69:
  
 
----
 
----
 
  
 
== Lokale Besonderheiten ==
 
== Lokale Besonderheiten ==

Version vom 2. Juni 2012, 09:49 Uhr

Allgemeines

Die Legende von der Entstehung der Nachtmahre ist auf ganz Anteria bekannt und hat Eingang in nahezu jeden Volksmythos gefunden, vom Eiskönigreich bis Westendar – natürlich mit entsprechendem Lokalkolorit. Der älteste Nachweis findet sich in einer der „Geschichtensammlungen der Gebrüder Grumm“ des heiligen Kaiserreiches. Man darf annehmen, dass die Legende schon lange vor ihrer schriftlichen Fixierung im Volke vorhanden war.


Der Originaltext (in moderner Schreibweise)

„Und so begab es sich zu der Zeit, als es noch nicht viele Menschen gab, dass Nergas auf Antamar wandelte, um die Wesen zu beschauen und ihnen den Schlaf zu geben. So traf er auf einer Lichtung auf zwei Einhörner, eines weiss wie der Schnee, eines schwarz wie die Nacht. Das waren Meawa und der stolze Dandolin, die Urmutter der Einhörner und der Urvater der Nachtmahre. Diese waren einander in Liebe zugetan.

Nergas sprach: „Ihr seid wahrlich wundervolle Geschöpfe. Lasst mich euch mit dem Schlaf und dem Tode segnen, auf dass ihr nicht ewig über Antamar wandeln müsst und sanfte Ruhe von den Lasten des Tages findet!“

Meawa antwortete: „Nergas, Hüter der Schweigenden, ich danke dir für dein Angebot. Doch Rhea hat mich gebeten, dass ich und meine Kinder ihr ewig zu Hilfe zu sein mögen – und ich habe eingewilligt. Darf ich deine Geschenke nun annehmen?“

Nergas erwiederte: „Du bist nicht nur schön, sondern auch freundlich. Das Geschenk des Schlafes gebe ich dir. Der Tod soll dich und deine Kinder aber nicht ereilen, außer wenn böse Wesen dir nach dem Leben trachten. Lebe in Frieden, so lebe ewig.“

Und so ward es.

Darauf wandt sich Nergas zu Dandolin und fragte ihn: „Hast du Gründe, meine Geschenke nicht anzunehmen?“

Doch Dandolin fürchtete den Tod, denn er wollte ewig leben und neidete Meawa ihre vielen Segnungen. So sprach er: „Nergas, auch ich habe ein Versprechen zu halten. Ich habe Iatan versprochen, dass ich und meine Kinder ihm ewig helfen sollen. Gib mir auch den Schlaf, aber verschone mich und meine Kinder vom Tode!“

Das aber hörte Iatan, der keine Lügen duldet, und er kam herbeigeeilt wie ein loderndes Feuer und sprach: „Nergas! Höre nicht auf diesen Lügner! Nie gab er mir ein Versprechen, er spottet meiner und deiner!“

Dandolin stimmte ein Fluchen an, wie ein stolzer Lügner es nun einmal tut, wenn er bei der Lüge ertappt ist. Und so verfluchte er Iatan und Nergas. Beide, schon wütend über den ersten Frevel des Tieres, riefen zornentbrannt aus:

„Genug ist genug!“

Iatan sprach: „Nie sollst du schauen der Sonne Licht! Dunkelheit säume deinen Pfad, und Schmerzen soll die Sonne dir bereiten!

Nergas sprach: „Nie sollst du eintreten in mein Reich, sei es im Schlafe oder im Tode! Getilget seiest du, wenn du im Kampfe unterlegen, von Antamar mit dem ersten Licht der Sonne!

Und beide beendeten ihren Fluch mit den Worten „Und erst wenn die Sonne vom Himmel fällt, sollen du und deine Kinder Erlösung finden!“

Denn Iatan und Nergas sind gerecht, doch wenn man ihrer frevelt, kennen sie kein Erbarmen.


Dandolin schmerzte das Licht der Sonne, und er lief und lief den ganzen Tag, getrieben von der Pein. Und Merwa weinte hundert Tage, denn sie liebte Dandolin und wollte nicht, dass ihm Unheil geschah.


Die Jahre gingen über Antamar, und sowohl Maewa als auch Dandolin mehrten ihre Nachkommenschaft. Doch derweil Maewa und ihre Kinder Rheas Werk verrichteten, erlernten Dandolin und die Seinen, nächtens aus den Pflanzen das Leben zu trinken. Denn sie hatten immer Durst, und das Leben löschte diesen zwar nicht wahrhaftig, aber sie wollten immer mehr davon. Zudem stahlen sie allem, was schläft und derer sie habhaft werden konnten, die Träume und gaben ihnen dafür ihre Pein. Denn sie waren immer voller Angst vor der Sonne und vor den Göttern, und die Träume der anderen Wesen nahmen ihnen diese Angst ein wenig.


Rhea aber sah, dass Dandolin und seine Kinder ihr Werk zunichte machen, und sie sprach zu Maewa: „Sieh, du und deine Kinder bringen das Leben, und dein Geliebter und die Seinen nehmen es aus Gier. Was können wir tun?“ Und Maewa erwiederte: „Ich will ihn treffen im Licht des Mondes und mit ihm sprechen. Ich liebe ihn immer noch, vielleicht lässt er ab von seinen Taten, wenn ich ihn darum bitte.“


Maewa suchte Dandolin im Licht des Mondes und fand ihn auf einer Lichtung, er fraß an einem Wanderer. Sein Kopf war gebeugt. Maewa rief aus: “Dandolin!“

Und Dandolin drehte sich zu ihr, doch ach, Maewa erschrak, sein hartes Herz war in seinem Gesicht zu sehen. Maewa sagte: „Dandolin, lass ab von deinem Tun!“ Doch Dandolin spottete ihrer und spieh ihr entgegen: „Warum sollte ich, dreifach Gesegnete? Ich bin verflucht! Meine Kinder sind verflucht! Halte mich auf! Oder bist zu zu schwach?“


Und so kreuzten sie ihre Hörner und begannen einen Kampf, und viele ihrer Kinder kamen und sahen es. Sie kämpften, bis Iatans güldene Scheibe fast am Horizont erschienen war, und Maewa empfand keine Liebe mehr für Dandolin, wie Dandolin schon lange aufgehört hatte, Maewa zu lieben. Und mit einer letzten Anstrengung warf sich Dandolin gegen Maewa, die den Stich mit gesenktem Haupt erwartete, und so erstachen sich beide, mitten ins Herz.


Die anwesenden Kinder stimmten ein großes Wehklagen an und entbrannten ob des Todes ihrer Mutter und ihres Vaters in Zorne füreinander. Und sie wollten sich aufeinander stürzen, denn das Feuer der Rache loderte in beider Seiten Herzen, doch da erschien die Sonne, und sie brannte auf der Haut der Nachtmahre schlimmer als die Rache. Und so zerstoben sie in alle Winde.


Die Einhörner tun heute noch das Werk der Rhea und gedenken ihrer Mutter, und die verfluchten Nachtmahre durchschleichen immer noch die Nächte auf der Suche nach Leben und Träumen. Und wenn sie einander begegnen, lodert das Feuer der Rache in ihren Herzen wie am ersten Morgen, als ihre Mutter und ihr Vater niedersanken, ohne Liebe füreinander, doch mit einander im Herzen."



Lokale Besonderheiten

Diese Geschichte wurde natürlich über die Jahrhunderte lokal eingefärbt und modifiziert. In der entsprechenden Volkserzählung im Königreich Lúnasadh zum Beispiel sind Einhorn und Nachtmahr Geschöpfe Antamars, die von den Bäumen in der Schöpfungsgeschichte aufeinander gehetzt wurden, weil sie sich gegenseitig ihre Fähigkeiten und ihr Aussehen neiden. Als ein Gott, namentlich Dorcha Fiteach, den Streit schlichten wollte, stimmte das Einhorn zu, aber der Nachtmahr verweigerte sich. Als Reaktion darauf verstärkte der Gott den Fluch Antamars bei dem Nachtmahr, während das Einhorn als eines der ganz wenigen Tiere verschont blieb. Solche Variationen der Geschichte kommen über ganz Anteria vor, der Fluch des Gottes und der Streit der beiden Tiere bleiben als stabile Elemente erhalten. Somit bleibt zu vermuten, dass all diese Geschichten auf einen gemeinsamen "Ur-Mythos" zurückgehen.