Fagra
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Erscheinungsbild
Fagra ist die Personifizierung einer nordischen Schönheit: eisblaue, große Augen, die von langem, glattem, blondem Haar umrahmt werden - dazu feine Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen und zarter Haut. Sie ist schlank und athletisch, mit langen Armen und erstaunlich gewandten Fingern. Zwar wirkt sie zerbrechlich und schwach, doch überrascht sie ihre Herausforderer im sportlichen Wettkampf mit Ausdauer und taktischer Klugheit. Ihr Blick wirkt arrogant, doch in Wahrheit speist er sich aus Sorge um ihre Mitgeschöpfe, die nicht ihren Weitblick und ihre eiserne Disziplin besitzen.
Fagra ist das Sinnbild für Jugend, Schönheit, Liebe, Leben, Familie, Gesundheit und Feinsinn. In manchen Landstrichen ist sie auch als „Spinnari“ (= die Spinnerin) bekannt und steht für die unaufdringlich im Hintergrund wirkende Kraft der Liebe, Zuneigung und Hingabe.
Mythologie
Einst zog sich der Allvater und Urgott Vitandr zur Besinnung in einen abgelegenen Wald zurück, wo er in der Einsamkeit seine irdische Aufgabe überdenken wollte. Nach stundenlanger Kontemplation streifte er gedankenverloren durch das Unterholz, bis er eines Tages auf eine Jungfer stieß, die in einem eiskalten Bach die Wäsche ihrer Familie wusch. Der Anblick dieser reinen und unbefleckten Maid bewirkte in Vitandr den Wunsch nach einem ruhigen Familienleben und so vereinigte er sich in aller Abgeschiedenheit mit ihr. Binnen einer neunmonatigen Frist gebar ihm die Magd Katharina eine Tochter. Schön wie die Sonne und umsichtig wie eine Eule wuchs das Mädchen behütet im Wald auf, fasste Vertrauen zu den Tieren und ihren starken familiären Banden.
Als Vitandr den abgeschiedenen Wald verlassen musste, nahm er Fagra mit in die weite, gefährliche Welt, die er einst mitgeschaffen hatte. Während Katharina zurückblieb, übernahmen Vater und Tochter Verantwortung für die komplexe Welt des menschlichen Lebens. Voller Stolz blickt der Allvater auf seinen Spross, der mit jugendlichem Eifer für das Gute in den zwischenmenschlichen Beziehungen eintritt und die Nordahejmer bestmöglich gesunderhält.
Leider darf man dabei nicht verschweigen, dass die Schönheit und Reinheit Fagras Neid bei anderen (Halb-)Göttinnen erweckt hat und sie kaum auf Unterstützung zählen kann. Frauen sind oft neidisch auf ihr Aussehen, Männer gehen völlig in Begehren auf, wenn sie Kontakt zu ihr haben. Fagra selbst spürt dementgegen kaum erotisches Verlangen und wartet noch auf ihren Freier, der sich durch außergewöhnliche Rationalität, innere Stärke und Weisheit auszeichnen soll.
Historische Einordnung
Fagras Name taucht erstmals in den Dokumenten eines reichen Schiffbauers auf, den der Gott Ljusandr angeblich um die Errichtung seines Sonnenschiffes ersucht haben soll. Sie wird darin als „Ebenbild der Sonne“ bezeichnet, welches „erst vor 17 Sonnenläufen geboren worden“ sein soll. Die genau Datierung des Schreibens ist aber umstritten.
Vertreter
Der Gerechtigkeit halber muss man konstatieren, dass Fagra keine wirklich dauerhaften Anhänger hat. Vielmehr fühlen sich ihr junge Nordahejmer beiderlei Geschlechts verbunden, wenn sie den Drang nach Liebe, Familie und Lust verspüren.
Sobald die Bande der Ehe aber geknüpft sind, erlangen andere Götter die Hoheit im Leben eines Nordahejmrs.
Rituale
Sehr beliebt unter jungen verliebten Norlandern ist das Ritual, zum Zeichen des ewigen Zusammenhaltens eiserne Schlösser an die Reling einer örtlichen Brücke zu hängen. Manche dieser vielbehängten Brückengeländer haben bereits den Status einer Sehenswürdigkeit erreicht. Des nächtens wird dabei zwischen den Liebenden ein Schwur geleistet, der auf ewige Liebe lautet. Meist ist Fagra der göttliche Schwurzeuge.
Nordahejmschen Kindern wird manchmal die Sage erzählt, dass der Regen entsteht, wenn Fagra aus Liebeskummer weint. Alle Tropfen, die dabei ins Meer fallen, werden zu Bernstein - und wenn man so einen Bernstein findet, wird man niemals mehr Liebeskummer haben. Als Reisender sollte man sich also nicht wundern, weshalb so mancher Strand trotz nieseligen Herbstwetters voller aufgeregt suchender Kinder ist.
Feiertage
Fagra hat keinen jährlich wiederkehrenden Feiertag, sondern einen wöchentlichen: den Freitag. Als Göttin der Gesundheit, des Lebens und der Familie bildet sie den Gegenpart zu Arbeit, Mühsal und Krieg. Es finden jedoch keine bestimmten Rituale für diesen Tag der Woche statt.