Der Name Mavliyat ist die gebräuchliche Kurzform für diese Verwaltungsinstitution. Ausgeschrieben und übersetzt bedeutet der Name der Institution "Ministerium für religiöse Angelegenheiten, Verwaltung und Armeewesen". Geführt wird es von einem Großwesir. Er hat die Gesamtleitung und weist eingenommene Steuern ressortübergreifend so zu, dass die Finanzen die Ausgaben der Ressorts decken und sich, wenn möglich, die Staatskasse und die Schatzkammer des Emirs füllen. Ihm unterstehen drei Wesire, die die einzelnen Abteilungen leiten.
Die erste Abteilung ist die Abteilung für religiöse Angelegenheiten, genannt Dinaya. Diese Abteilung hat bei weitem den größten Personalkörper. Von den einzelnen Tempeln fließen die Spenden und Religionssteuern der Gläubigen hierher, im Umkehrschluss erhalten die Tempel ihre Geldzuweisungen. Das bedeutet im Klartext, dass jeder Tempelverwalter alle drei Monde eine Nachricht schickt, wie viel er an Spenden und Steuern eingenommen hat. Aus einem komplizierten System von Zuweisungsschlüsseln ergibt sich dann, wie viel er von dem Geld abgeben muss oder ob dem Tempel in diesem Monat Geld zusteht.
Weiterhin gibt es einen großen Rat der Religionsgelehrten, welche anhand der vorliegenden Schriften versuchen, die göttlichen Gesetze Elahims auf das praktische Leben der Menschen anwendbar zu machen. Dies geschieht auf dreierlei Weise:
Zum Einen generieren sich aus dem juristischen Tagesgeschehen immer wieder Fragen, wie in einem speziellen Rechtsfall zu handeln sei, ob die vorliegenden Gesetze ausreichen und ob es sich um tradiertes Recht aus der alten Zeit handelt, welches durch die Worte Elahims beibehalten, geändert oder aufgehoben werden muss. Hierbei kommt es bei großen Gelehrtenversammlungen mit den Rechtsgelehrten aus der staatlichen Verwaltung (Abteilung Strafrecht) immer wieder zu tagelangen Streitereien, die in manchem Fall erst durch ein Machtwort des Großwesirs, des obersten Priesters Lejs al Tarek oder gar des Emirs höchstselbst beendet wurden.
Zum Zweiten stellt auch der Emir Fragen bezüglich seiner politischen Handlungen. Er gibt vorher an, ob das Ergebnis (wie alle anderen Ergebnisse) öffentlich gemacht werden soll oder nur an ihn privat zurückgeht. Zweiteres kommt bei geheimen diplomatischen Prozessen vermehrt zum tragen.
Zum Dritten kann jeder Angehörige eines kulturschaffenden Volkes Fragen zum Elahimglauben und der religiösen Praxis stellen.
Alle Ergebnisse dieser Beratungen werden in der dreimonatlichen Rundschrift mit den Zuweisungen der Tempelgelder an die Tempel geschickt und liegen dort in der Tempelbibliothek zum Nachlesen vor.
Der große Rat der Religionsgelehrten gibt außerdem die Wallfahrtsregelungen sowie die Zeitpunkte von Festen und Feiern vor.
Direkt der Dinaya unterstellt ist die zentrale Schule der Elahim-Prediger in Mina al Mahadi, die Al Okula Elahimi.
Die zweite Abteilung ist die Abteilung für das Staatswesen, genannt Hükümya.
Hier wird das Strafrecht gepflegt und aktualisiert, die Steuern und Zölle werden erhoben, kassiert und, nach den Abzügen des Großwesirs für die anderen Ressorts, zugewiesen. Auch die nichtreligiösen Schulen sowie die verpflichtenden Lehrpläne der Kinder der nomadisch lebenden Ashuras werden hier erstellt. Die Angehörigen der anderen Ressorts frotzeln nicht selten ein wenig gehässig darüber, dass anscheinend ein großer Teil der Abteilung für das Staatswesen mit der Verwaltung der Abteilung für das Staatswesen betraut ist.
Der Hükümya direkt unterstellt ist die Staatliche Schule für Rechts- und Verwaltungskunde in El Bachan, die Al Okula Kanuni.
Die dritte Abteilung ist die Abteilung für das Armeewesen, genannt Askariya. Hier werden die verhältnismäßig kleinen Anteile des stehenden Heeres, der Leibgarde des Emirs, die Grenztruppen und die verschiedenen Stadtgarden verwaltet. Der leitende Wesir ist oberster Feldherr in Friedenszeiten, im Kriegsfall wird die oberste Heeresleitung durch den Emir ausgeübt. Die Abteilung ist unterteilt in neun Unterabteilungen: - Stab und Armeeverwaltung - Stehenden Truppen Land (Hier wird der aktuelle Personalbedarf und Personalstand geführt sowie Neuanwerbung, Beförderung und Versetzungen organisiert) - Stehende Truppen Marine (Dito, nur für die extrem kleinen Seestreitkräfte El-Ahils) - Waffenentwicklung und Verbesserung - Beschaffung und Lagerung - Manöverorganisation - Abteilung für die unauffällige Betrachtung von Bäumen jenseits der Grenzen (Armeegeheimdienst) - Sanitätswesen - Militärseelsorge
Direkt der Askariya unterstellt ist die Al Okula Naua, die Kriegsschule für Land- und Marinekräfte. Der Ort, an dem sie sich befindet, ist offiziell ein Staatsgeheimnis. Allerdings weiss jeder, dass sich in El-Harham ein Gebäude befindet, das man nicht zu lange betrachten sollte. Anfragen zu dem Thema werden aber abgewiesen.
Das Mavliyat ist ein wuchtiger, strahlend weisser Bau unweit des Palasts der acht Propheten in El Bachan. Es hat, von oben betrachtet, die Form eines dreizackigen Sterns. In seiner Mitte erhebt sich ein Turm. Der Großwesir hat im Turm seine Arbeitsräume und die seines persönlichen Beraterstabes. Die einzelnen Abteilungen sind in den drei Zacken des Sterns untergebracht. Das Gebäude ist ähnlich schwer bewacht wie der Palast des Emirs. Wer sich nicht als Mitarbeiter ausweisen kann, wird grundsätzlich abgewiesen.