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Vorlage:Tyra Laufeis

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Reisen einer Spejulfr
Band I
Ingame
Schreiber
Tyra Laufeis

Erschienen
Unbekannt

Verbreitung
Unbekannt

Sprache
Nordahejmisch (0)

Übersetzungen
Imperial (0)

Standort
Unbekannt

Outgame
Autor


Besonderheiten
Reise mit Etæin von VH nach ET
Status
Buch in Erstellung


In Vellhafen nach der Erkundungsreise über die Insel wieder angekommen, verspürte Tyra das Verlangen, eine Schänke aufzusuchen, um dort einen Krug Bier zu heben und ein wenig die Füße zu entlasten. Es war ein langer Tag gewesen und sie sehnte sich danach, zur Ruhe zu kommen. Nach einer kurzen Richtungsweisung durch einen freundlichen Gardisten am Tor stand sie wenig später vor einer Schänke, wie sie so typisch sind für Abenteurer, Handwerker und das niedere Militär. Sie zögerte einen Augenblick, nahm ihre Dokumententasche von der Schulter und suchte nach der Pergamentrolle mit den Verhaltensriten. Sie hatte Tyra schon oft gute Dienste geleistet, wurde doch zumindest ihr Bemühen von den hiesigen Bevölkerungen honoriert und über manch ettiketären Fehltritt hinweg gesehen.

Die Rolle in der Hand, öffnete sie die Tür und betrat den Schankraum. Da sie eben die richtige Passage gefunden hatte, nickte sie, während ihr Kopf sich hob um den Schankraum in Augenschein zu nehmen. Dummerweise schien das eine Frau, der sie dadurch direkt ins Gesicht sah, zum Anlass zu nehmen, sich von ihrem Tisch zu erheben und auf Tyra zuzugehen. "Oh Mist, schon wieder verpatzt. Mit der ist wohl nicht gut Nordvindr trinken." dachte sie sich und erwartete das Unvermeintliche.

"Was ist das für eine Rolle die Ihr da in der Hand haltet?" erkundigte sich die Frau in etwas scharfem Ton. Tyra schaute betreten zu Boden. "Das ist eine Pergamentrolle mit Etiketterichtlinien. Oh verzeiht, ich vergesse meine Manieren. Meine Eltern gaben mir den Namen Tyra Laufeis, ich bin Reisende." Plötzlich wurde Tyra bewusst, dass die Frau sie in ihrer Heimatsprache angesprochen hatte und Tyra in derselben Sprache geantwortet hatte. Ihr Gegenüber blickte etwas spöttisch auf das Pergament, lachte kurz und frug:"Seid Ihr hungrig und durstig? Ihr seht mir ein wenig erschöpft aus."

Während Tyra die Rolle wieder in die Tasche steckte, hellte sich ihr Gesicht auf. "Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Ich komme grade von einer Rundreise über die Insel zurück." Die Frau lächelte, sah Tyra in die Augen und bot ihr an:"Wenn Ihr so sehr auf Etikette versessen seid, dann sollten wir zum Goldstück gehen. Dort wird der gehobene Lebensstil gepflegt. Ich heiße im Übrigen Etæin, meines Zeichens Ismannae und Kundschafterin." Mit diesen Worten wandte sich die Frau der Türe zu und ging nach draußen.

Tyra eilte sich, aufzuschließen. "Sagt, Etæin, seid Ihr auch eine Spejulfr?" fragte sie die Frau. Aufgeregt trippelte Tyra mehr denn sie ging, während sie auf Antwort heischte und die Norlanderin erstmals richtig musterte. Eine schlanke junge Kriegerin, grad Gestalt gewordene Manifestation manch feuchter Träume der Männer Nordahejmrs. Kunstvoll geflochtenes blondes Haar, typische helle Haut, scheinbar ein Hautbild auf der rechten Schulter, dazu Lederrüstzeug, Rundschild und Kampfspeer.

Etæin blieb kurz stehen, sah sie mit ihren eisblauen Augen an, schlug mit der Faust auf die Brust und erwiederte stolz:"Das will ich meinen. Wie mein Großvater bin auch ich eine Spejulfr." Zögerlich fragte sie:"Seid Ihr ebenfalls Spejulfr?" Tyra schlug sich ebenfalls auf die Brust und erwiderte nicht minder stolz:" Meiner Mutter und meinem Vater gleich bin auch ich eine Spejulfr." Das war wahrlich eine Entdeckung: eine Schwester dies elitären Kundschafterkreises, vor dem selbst die Orks zitterten, hier in Vellhafen, nach dazu mit ihr auf dem Weg, einen Krug zu heben. Tyra konnte ihr Glück nicht in Worte kleiden.

"Nebenbei, Tyra, wenn ihr genug Gulden in Eurem Beutel habt, werdet ihr dort gut essen können. Nur herrscht da Waffenverbot. Und die Garde wacht peinlich genau darüber." erklärte Etæin im Weitergehen. "Waffenverbot?" erkundigte sich Tyra. "Ja. Habt Ihr ein Problem damit?" Tyra zeigte auf ihre diversen vollen Schwertscheiden und ihr Schild. Etæin verstand und deutete schulterzuckend auf ihren Schild und Speer. Ebenfalls schulterzuckend folgte Tyra ihr weiter. Am Eingang zum Goldstück, einem in herrlichen Farben gestrichenen Bauwerk, mehr Palast denn Gasthaus, entledigten sie sich ihrer Waffen. Tyra war zunächst unsicher ob ihres Hab und Guts, doch bei näherem Betrachten sah sie gut ein Dutzend Gardisten, zwei ganz offen den Eingang flankierend, die anderen fast gänzlich im Schatten zur linken und rechten Seite des Gebäudes. Um ihre Waffen brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Tyra ließ Etæin den Vortritt, welches diese auch gekonnt ausnutzte. Schwungvoll flog die Tür auf, und einzig der schwere Vorhang direkt dahinter verhinderte, dass die Tür gegen die Wand knallte.

Etæin sah sich kurz um, grüßte einen Gast und nickte einer Frau zu, ehe sie zielstrebig durch den Raum einen freien Tisch ansteuerte. Tyra schloss die Tür hinter sich, und während sie ihrer Gefährtin folgte, musterte sie verstohlen die Räumlichkeiten. Ein Mann, scheinbar dem Adel oder wohlhabenden Händlern zuzuordnen, saß zu ihrer Rechten an einem Tisch an der Wand und widmete sich seinem doch recht dekadenten Mahl. Auf der linken Seite, gleich an einem Tisch neben der Tür zur Küche, saß eine in weite Gewänder gekleidete Frau. Tyra ordnete sie einem Nomadenvolk ein.

Etæin war an dem Tisch angekommen, rief laut "Seid gegrüßt!" und setzte sich. Tyra tat es ihr nach, wenngleich auch deutlich leiser. Schon kam die Schankmaid herbei und erkundigte sich nach ihrem Begehr. "Ich mögte eine Bier" versuchte sich Etæin mit starken ismannischen Akzent. Tyra musste schmunzeln. Anscheinend kam ihre Begleiterin mit der Imperial-Sprache nicht so gut zurecht. "Und was darf ich Euch bringen?" wandte sich die Schankmaid an Tyra. "Ich hätte auch gern einen Krug Bier. Was könnt ihr mir an Speise empfehlen?" Die Maid leierte einige Gerichte herunter, wovon sich Tyra eine Suppe mit Meeresgetier aussuchte. "Wollt ihr auch was essen?" wandte sich Tyra an Etæin. Etæin schüttelte den Kopf. "Bier!" radebrechte sie und versuchte dies mit Gesten zu verdeutlichen. Die junge Bediehnung schien den Sinn zu verstehen und schob in Richtung Thresen ab, ohne das Gesicht zu verziehen.

Tyra raunte ihrer Begleiterin in ihrer Muttersprache zu:" Sagt, was macht Ihr hier, so fernab der Heimat?" "Ich bin auf der Suche nach Jemandem." entgegnete diese kurz angebunden. "Und was treibt Euch an die Ostküste, Tyra?" fragte Etæin, um von sich abzulenken. "Nun, mir wurde das Godentum und die Orkenlande zu klein. Dank meines Vaters liegt mir die weite Reise im Blut. Ich weiß, wie wichtig es ist, Wangalen zu schützen, aber als ich loszog, waren wir Viele, und die Orks waren in die Schranken verwiesen. Und wenn Not in der Zeit ist, so wird Ismära mir ein Zeichen senden, dass ich gebraucht werde dort. So hat es mir die Göttin prophezeit. Sie schützt mich auch auf meinen Reisen, ich trage Sie stets bei mir." Tyra holte ihr Amulett der Ismära unter dem ledernen Harnisch hervor und zeigte es Etæin. Diese beugte sich vor, um das Amulett besser in Augenschein nehmen zu können. Ihr fielen winzige Runen auf, die scheinbar lebendig waren und sich an den Rändern vor und zurück zu bewegen schienen. "Das ist ein von Ismära persönlich gesegnetes Amulett!" flüsterte sie voller Ehrfurcht. Sie starrte konzentriert auf die Runen und versuchte sie in der Bewegung zu lesen. Mit einem Mal standen die Runen still, pulsierten und eine donnernde Stimme dröhnte in ihrem Kopf:" DIES IST MEIN KIND, TU IHR EIN LEID UND DU WIRST MEINEN ZORN SPÜREN!"

Erschrocken fuhr Etæin zurück. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihr Atem ging hastig. Hatte sie sich das gerade eingebildet? Sie blickte in Tyra's Gesicht. Diese wandte sich eben zur Schankmaid um, die mit zwei Krügen Hopfensafts heran kam und diese vor Ihnen abstellte. Dicke Schaumkronen wogten hin und her. "Wohl bekomms. Ich bringe gleich die Suppe." Etæin nickte der Frau zu, griff nach dem Krug, leerte ihn zur Hälfte und knallte ihn donnernd auf den Tisch. Tyra sah ihr dabei zu und verbarg das Amulett wieder unter ihrem Harnisch. Dann nahm sie ebenfalls einen kräftigen Schluck und wischte sich den Schaum mit dem Arm ab. "Wohin soll Eure Reise denn weiter gehen? Ich muss nach Eisentrutz reisen, ich war etwas unachtsam, und mein liebstes Schwert kam mir abhanden. Die Händler hier in der Gegend haben leider nur Waffen, die für Rotpelze taugen mögen, aber keinen Orkschädel spalten können." erzählte Tyra etwas betreten. Etæin überlegte kurz. Sie musste in dieselbe Richtung, und eine von der Göttin persönlich Auserwählte als Begleiterin wäre bestimmt nicht fehl am Platze. "Na so ein Zufall. Genau das ist auch mein Ziel. Sagt, Tyra Laufeis, wollen wir nicht zusammen reisen? So ists geselliger, und die Reisezeit verkürzt sich."

Tyra fing an zu strahlen: "Welch wunderbarer Vorschlag. Mit Freuden bin ich dabei." Etæin musterte ihre Begleiterin unauffällig. Die Freude in Tyra's Gesicht war ehrlich, der Klang ihrer Stimmt richtig. Sie fand auch keine Anzeichen jener Arroganz und Anmaßung, die sonst so typisch sind für von Göttern Gesegnete. Zufrieden mit dem Ergebnis, lächelte Etæin und stürzte den Rest ihres Bieres hinunter. "Dann sollten wir zu Bett gehen. Lasst uns morgen in aller Frühe aufbrechen, so schaffen wir ein Gutteil des Wegs bis zur Dämmerung." sagte sie. Tyra nickte und setzte ebenfalls ihren Krug an um es ihr gleich zu tun, sah über den Rand des Kruges aber die hübsche Schankmaid in diesem Augenblick mit einem Teller Suppe aus der Küche kommen. Seufzend stellte sie den Krug wieder ab. "Das hab ich ja ganz vergessen!" sagte sie und wartete geduldig, bis die junge Frau ihr den Teller serviert und einen Löffel daneben gelegt hatte. Tyra schaute die Schankmaid an, legte den Kopf etwas schief und lächelte leicht provokant, schob den Löffel beiseite und und setzte den Teller an die Lippen. Schlabbernd schlürfte sie den Teller in einem Zug leer, knallte ihn laut hörbar auf den Tisch und grinste breit. "Gut gegessen!" kam es lachelnd von ihrer Seite. Tyra setzte den Krug an und leerte ihn ebenfalls in einem Zug, um ihn dann donnernd neben den Teller zu stellen. Sie wischte sich den Schaum vom Mund, und lächelte dann ein wenig schuldig. Manchmal ging das Norlanderblut einfach mit ihr durch, dachte sie amüsiert. Etæin lachte noch einmal rauh, zahlte ihr Bier, emfahl sich dann und ging auf ihr Zimmer. Tyra grinste vergnügt, zahlte ebenfalls ihre Zeche und legte für das hübsche Ding noch einen Gulden obendrauf. Dann flüsterte sie der Schankmaid ins Ohr:" Wenn ihr das schon toll fandet, dann wartet einmal bis ein Nordahejmr hier hereinkommt. Mit dem habt Ihr nicht nur im Schankraum eure Freude." Albern kicherernd ließ sie die junge Frau stehen und nahm sich ungefragt ein leeres Zimmer.


Früh am nächsten Morgen trafen sich Tyra und Etæin vor dem Goldstück, um ihre Reise zu planen. Sie beschlossen kurzerhand, durch das Kaiserreich zu ziehen, und an manchen sehenswerten Orten eine längere Rast einzulegen. So schifften sie sich auf einer Kogge ein, die bald darauf nach Strelasa ablegte. Sie wollten erst ein wenig an der Küste entlang wandern, bevor sie ins Landesinnere weiterzögen. Es war ein mildes Sommerwetter, der Wind ging angenehm kühl über die Klippen, salziger Geruch und das Schreien der Möwen lag in der Luft. Tyra schloss immer wieder die Augen und sog die Luft tief durch die Nase ein. Auch Etæin schien entspannt, auch sie genoss die Aussicht und das Wetter. Tyra ließ ihren Blick vom Meer über die Sträucher am Wegesrand schweifen. Plötzlich stuzte sie. Am Wegesrand neben einem Gebüsch lag ein Beutel. Sie ging darauf zu und griff nach dem Lederding. Auf einmal hörte sie neben sich im Gebüsch ein Quicken, dann sah sie einen Goblin davonlaufen, der sich quietschend den Kof rieb. Sie drehte sich um und sah in Etæin's spöttisch lächelndes Gesicht. "Wir sind heute aber ein wenig unaufmerksam, scheints meine Liebe." sagte diese und lachte. Tyra senkte den Blick zu Boden. War das peinlich. Doch Etæin kam heran, klopfte ihr lachend auf die Schulter sodass sie beinahe nach vorn gefallen wäre, und meinte grinsend:"Ein Wunder dass Ihr es bis hierher geschafft habt in einem Stück." Nun lachte auch Tyra:" Ja, manchmal bin ich selbst ganz erstaunt, wie ich es schaffe mich nicht durch mein Schwert aufzuspießen." Und herzhaft lachend zogen die Beiden in die nächste Ortschaft ein.


Einige Knechte der Ortschaft schienen sich an ihrer Heiterkeit zu stören, und kaum dass sie auf dem Platz im Zentrum angekommen waren, wurden sie auch schon von einem guten halben Dutzend muskelbepackter Männer umringt. "Heda, Weibsbilder, stimmt es dass Amazonen sich nur die laschen Männer nehmen, damit sie die unterwerfen können? Hier habt ihr mal richtige Kerle. Wie siehts aus, kommt ihr freiwillig mit ins Haferfeld oder müssen wir nachhelfen?" gröhlte der Größte und scheinbar auch Dümmste von Ihnen. Die Andern fielen in sein Gelächter mit ein. Etæin und Tyra schauten sich kurz an, in ihren Augen blitzte es, sie lächelten und wandten sich den Kerlen zu. Tyra schritt anmutig auf den Kerl zu, der am weitesten vom Prahlhans entfernt stand, schaute ihm verführerisch in die Augen und strich ihm sanft über sein grobes Hemd, ehe sie zum Nächsten ging und die Prozedur wiederholte. Etæin ließ ein wenig die Hüften schwingen, während sie zu Boden schauend auf den Rädelsführer zuging, ein Schritt vor den anderen setzend. Dicht vor ihm blieb sie stehen, sah ihn ebenfalls verführerisch an und hauchte ihm ins Ohr:" Seht, wir sind nur einfaches Weibsvolk auf der Reise, wir hatten schon sooo lang mehr keine richtigen Kerle, die mit uns das Lager teilten." Sie nahm den Kopf zurück und funkelte ihn spöttisch belustigt an, ehe sie laut rufend fortfuhr:"Und scheinbar müssen wir weiter ziehen, denn echte Kerle gibt es auch hier nicht!" Die Gesichtsfarbe des Prahlhans' färbte sich in ein tiefes Purpurrot. Wütend wollte er etwas erwidern, doch kam er nicht mehr dazu, denn im nächsten Augenblick segelte er im hohen Bogen durch die Luft, landete an einem Bohlenzaun und sackte in sich zusammen. In wenigen Augenblicken lagen alle Kerle im Dreck, manche wimmerten, ander gaben keinen Ton mehr von sich. Tyra und Etæin wischten sich die Hände ab und grinsten dem herlaufenden Bürgermeister entgegen. Ernst sah dieser sie an. "Das war unnötig! Ich hätte das schon geregelt." sagte er streng. Etæin entgegnete ihm spöttisch:"Wir haben nur einigen unartigen Kindern etwas Manieren beigebracht. In Zukunft sollten die sich es zweimal überlegen, Fremde derart anzugehen. Nicht alle sind so nett und hilfsbereit wie wir." Grinsend zogen sie vom Platz, einen verblüfften und sprachlosen Bürgermeister hinter sich lassend.


Sie wandten sich von der Küste ab und zogen ins Landesinnere, Richtung Raardhorn. Gegen Abend suchten sie eine geschützte Stelle, um dort ihr Lager aufzuschlagen. Tyra machte sich daran, ihr kleines Zelt aufzubauen, da sie keine Lust hatte, sich von einem nächtlichen Regenschauer durchnässen zu lassen. Etæin brachte das Feuer in Gang, hockte sich davor und sah Tyra eine zeitlang zu. Schließlich ging sie daran, ihr eigenes Zelt aufzubauen, schließlich kannten sie sich erst eine kurze Zeit, und auch wenn sie schon viel zusammen gelacht hatten, etwas Privatsphäre musste sein.

Tyra übernahm freiwillig die erste Wache. Etæin lauschte noch ein wenig den Erzählungen ihrer bisherigen Wanderschaft, schlief dann aber ein, während Tyra grad leise von einer Begebenheit berichtete, als sie sich an schlafenden Zwergen vorbei schleichen musste. Die Dämmerung war schon herein gebrochen, als sie sanft von Tyra geweckt wurde. Grinsend erzählte diese ihr, wie ein Rotpelz, der sich einen belaubten Ast in den Gürtel gesteckt hatte, bei Nacht ihre Taschen durchwühlen wollte. Sichtlich amüsiert ob der mehr als mangelhaften Gebüschtarnung hatte ihn Tyra nur verscheucht statt ihm die Haut zu gerben. Tyra bereitete noch ein - wie sie es nannte - einfaches Frühstück zu, welches Etæin im passenden Augenblick hinter sich im Strauchwerk entsorgte, da selbst abgetragene Schuhsohlen schmackhafter sind als dieser Fraß.

Alsbald brachen sie die Zelte ab und zogen weiter. Kaum mehr als ein paar hundert Schritt entfernt hielt Tyra mit einem Mal an und bedeutete ihrer Weggefährtin, dasselbe zu tun. Leise bogen sie vom Weg ab und näherten sich von hinten der Wegkurve. Kaum war die Kurve in Sicht, da duckten sich beide tief auf dem kleinen Hügel, auf dem sie zum Halt gekommen waren. Direkt hinter der Kurve lungerten drei abgerissene Gestalten auf dem Weg herum, auf ihre Waffen gestützt. Scheinbar warteten sie auf ahnungslose Reisende, um ihnen die Taschen leichter zu machen. Wortlos verständigten sich die zwei Frauen und schlichen näher heran, das Buschwerk als Deckung nutzend. Sie wollten die Drei umgehen und in den Rücken fallen. Doch soweit kam es nicht. Als sie fast auf gleicher Höhe mit den Wegelagerern waren, zog Tyra ihr Schwert aus der Scheide, was nicht eben leise vonstatten ging, und Etæin trat zusätzlich noch auf einen trockenen Ast, der wie mit einem Donnerknall in der Stille zerbrach. "Heda, da versucht doch wer, am Wegzoll vorbei zu kommen!" gröhlte einer der Banditen. Sofort stürmten die Frauen auf die drei Männer zu, die ihre Waffen in die Hände genommen hatte. Etæin warf ihren Speer und der erste Bandit ging in der Brust getroffen röchelnd zu Boden. Noch im Darübersetzen zog sie den Speer aus der Brust und stellte den Zweiten. Tyra ihrerseits lief auf den dritten Halunken zu, duckte sich unter dem Säbelhieb weg und rammte ihm ihr Schild in den Bauch, sodass dieser japsend nach Luft ein paar Schritte zurück taumelte. Sie setzte direkt nach, parierte einen dürftigen Hieb zur Seite und spaltete ihm den Kopf und Hals bist zur Brust. Sie sah zu Etæin hinüber. Diese ging grade in die Knie, blockte einen Stich nach oben ab und rammte ihren Speer von unten durch den Kopf des letzten Diebes. Grinsend und blutbespritzt sahen sich die beiden Frauen an und zogen ihre Waffen aus den Opfern. Nachdem sie sich gereinigt hatten, durchsuchten sie die Überreste, besserten ihre Reiskasse dadurch etwas auf und zogen die Leichen vom Weg herunter. "Es macht richtig Spaß, mit Euch zu kämpfen." sprach Etæin und knuffte Tyra in die Rippen. "Das Kompliment gebe ich gerne zurück, oh holde Amazone." frötzelte Tyra, verbeugte sich spitz und streckte die Zungenspitze heraus. Lachend und scherzend kamen die Beiden kurz darauf in Raardhorn an, und nachdem sie im Rathaus über das gelöste Straßenräuberproblem berichtet und eine kleine Belohnung dafür eingestrichen hatten, besorgten sie sich vom hiesigen Lebensmittelhändler ein paar Flaschen Bier und zogen am Ostufer des Sees entlang Richtung Kirchflecken.


An einer kleinen Bucht rasteten sie ein Weilchen, tranken gemeinsam ihr Bier, und da das Wasser klar und der ganze Fleck sehr idyllisch war, zogen sie kurzerhand ihre Kleidung aus und sprangen ins Wasser. Nachdem das ausgelassene Herumalbern in ein Unter-Wasser-Tauchen-Wettbwerb ausgeartet war, verspürte Tyra nach dieser Nahtod-erfahrung keine Lust mehr weiter zu plantschen, ging aus dem Wasser und zog sich schmollend wieder an. Hinter ihr kam spritzend und lachend Etæin aus dem Wasser, und während sie sich ebenfalls ankleidete, ließ sie noch die ein oder andere spöttische Bemerkung in Richtung Tyra fallen. Tyra presste die Lippen zusammen,während sie ihren Seesack zusammenpackte und überlegte sich, einen Stein oder einen Ast nach ihrer Begleiterin zu werfen, doch da spührte sie eine Wärme auf ihrer Brust. Sie durchdrang sie wohltuend und wischte ihren Groll beiseite. Seufzend erhob sich Tyra, sah Etæin direkt in ihre eisblauen Augen, schüttelte den Kopf und ging wieder auf den Weg, wo sie wartete. Etæin sah erstaunt Tyra hinterher, innerlich hatte sie sich schon gewappnet gleich eine Rauferei auszufechten. Manchmal wurde sie aus ihr nicht schlau. Sie eilte sich, ihr Hab und Gut zusammen zu raffen, und folgte Tyra. Sie verließen den See, folgten einem Trampelpfad durch den Wald, und als die Nacht herein brach, schlugen sie ihr Lager auf einer kleinen Lichtung auf. Als das Feuer brannte und Tyra ein doch recht appetitliches Mahl aus Resten zubereitet hatte, starrten sie beide in das Flackerspiel der Flammen. Tyra griff in ihren Seesack, holte einen Kamm hervor, fing an ihre Zöpfe aufzuflechten und auszukämmen. Im Widerschein des Feuers sah Etæin ihrer Gefährtin dabei zu, wie sie seelenruhig ihr Haar kämmte. Irgendetwas kam ihr daran sonderbar vor. Langsam, zögerlich hob Etæin die Hand und schob eine Haarsträhne beiseite. Elfenohren! "Du siehst richtig. Das sind Elfenohren. Ich bin eine Halbelfe." sprach Tyra ruhig und kämmte ihr Haar weiter. Langsam ließ Etæin ihre Hand wieder sinken. "Soll ich raten oder erzählst du mir die Geschichte dazu?" fragte sie. Tyra sah sie lächelnd an und sagte: "Ich danke Ismära dafür dass du nicht bist wie andere. Ich will es dir gern erzählen. Meine Mutter ist eine Nordakvinnar, ist aber mit ihrem älteren Bruder und ihrem kleinen Walfangschiff in Wangalen gestrandet, blieb dort und schloss sich den Fejulfr nach hartem Training an. Sie war es auch, die meinem Vater in den Orklanden nahe der allerersten Siedlung das Leben rettete. Mein Vater ist ein Eiself, und war als Späher in einer Spähergruppe mit Auftrag unterwegs, als sie dort von Orks überrascht wurden. Einige Spejulfr konnten ein paar von ihnen retten, und da mein Vater fasziniert von den Spejulfr war, blieb er in Wangalen. Tja, und irgendwann nach ein paar Jahren hatte er genug gelernt um den Spejulfr beitretenzu dürfen, was schon eine echte Ausnahme ist, sowohl was einen Eiselfen in der Nähe von Menschen betrifft als auch Nicht-Ismannae bei den Spejulfr. Und wie mein Vater immer zu sagen pflegt, ist er weich geworden, anders ist sich die Heirat meiner Eltern nicht zu erklären. Einen Winter nach der Heirat kam ich dann zur Welt. Und ich kann Euch sagen, es war kein leichtes Leben als Kind zwischen Nordahejmr, Ismannae, Zwergen und einem Eiselfen mit der Aussicht, jeden Tag von einem orkischen Speer getroffen werden zu können. Rangeleien und Beschimpfungen waren an der Tagesordnung. Doch ich habe hart trainiert und hart an mir gearbeitet, sodass ich im Alter von 20 Wintern selbst eine Spejulfr geworden bin. Seitdem bin ich in Wangalen geachtet, auch wenn manche hinter vorgehaltener Hand etwas von Verweichlichung der Elite brabbeln. Unser Erfolg freilich lässt sie regelmäßig verstummen, etwa wenn wir ein orkisches Lager dem Erdboden gleich gemacht haben."

Tyra schaute zu Etæin herüber. Diese hatte sie die ganze Zeit aufmerksam angesehen und nickte nun. "Interessant. Eine Geschichte die danach ruft von Skalden in die Welt getragen zu werden." meinte Etæin wohlwollend. Sie erhob sich, klopfte Tyra ein paar mal freundschaftlich auf die Schulter und sagte dann:"So, Heldin, dieses Mal bin ich mit der ersten Wache dran. Ruht Euch aus, ich wecke Euch dann." Tyra gähnte herzhaft, kroch in ihr Zelt hinein und steckte noch einmal den Kopf hinaus. Mit einem erleichterten Lächeln sah sie Etæin an. "Ich danke Euch, für Eure Geduld, für Euer Hiersein, für Eure Offenheit." Mit diesen Worten zog sie den Kopf wieder zurück und kurze Zeit später klang ein Schnarchen aus ihrem Zelt, das nach einem ganzen Lager voller Holfäller klang. Etæin sah sich um. Der Mond schien hell und tauchte den Wald um sie herum in helles Licht. Schwierig dürfte es hier nicht werden Wache zu halten. Zum Funkeln der Sterne am wolkenlosen Himmel mischte sich das Zirpen der Grillen und gelegentlich der ferne Schrei einer Eule.


Am nächsten Morgen machte Etæin das Frühstück, da ihr das "Können" Tyras zu unbeständig war. Geschickt bereitete sie einige Eier in der Pfanne zu, und schmatzend ließen sie es sich schmecken.