Religion in Westendar

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Allgemeines

Im Grunde genommen ist die Religion von Westendar ein Ableger der Staatsreligion von Auretianien und weist erhebliche Ähnlichkeiten zur Kirche des Heiligen Kaiserreiches auf. Es werden die selben 10 Götter wie in Auretanien verehrt, allerdings mit einigen Abweichungen in Ansehen, Ritus und Darstellung. Hinzu kommt die Verehrung zahlreicher, oft nur lokal bekannter Heiliger, die generell als zugänglicher und hilfsbereiter gelten als die fernen, übermächtigen Götter.

ATHOS und RHEA

Die beiden mit Abstand wichtigsten Götter sind ATHOS und RHEA. Dabei ist die Anbetung von ATHOS überwiegend Männersache und sein Klerus ausschließlich männlich besetzt, RHEA hingegen wird überwiegend von Frauen angebetet und ihr Klerus von Frauen gebildet. Der Doppelkult von ATHOS&RHEA hat zusammen mehr Tempel, Grundbesitz, Kleriker und Einfluss als alle anderen Kulte zusammengenommen. Die anderen Götter hingegen werden, wie zuvor die Stammes- und Ortsgeister der Beros, eher als zweitrangig betrachtet.

ATHOS wird als "Stierbezwinger" verehrt, nicht nur als Gott des Kampfes und der Tapferkeit, der Ritterlichkeit und Ehre, sondern als Inbegriff und Quelle der Manneskraft, sowohl bei Mensch als auch Tier. Des weiteren gilt er auch als Feuergott und Blitzeschleuderer (Blitze gelten als "Feuerspeere des ATHOS"). Allerdings werden auch Wut, Zorn, Rachsucht und Unbeherrschtheit gerne dem Wirken ATHOS zugeschrieben. Abbilder des Athos weisen zumeist einen Schild mit Stierkopf, ein Bündel gezackte oder brennende Wurfspeere sowie wirre bis stachelige Haare als Attribute auf.

RHEA hingegen ist die Göttin der Fruchtbarkeit, Geburt, Familie und sogar der gesamten Natur. Sie wird oft als Waldgöttin dargestellt, umgeben von wilden Tieren wie Hirschen und Tauben, aber auch als Ackergöttin und Hüterin der Fruchtbäume. Ihre Abbilder werden stets mit Getreideähren und anderen Feldfrüchten sowie möglichst frischem Grün geschmückt. Als "Mutter allen Lebens" gilt RHEA als überaus gnädig, liebend und vorurteilsfrei - bis zu einem Maße, dass ihr eigentlich nur Mord und vergleichbare Verbrechen als Sünde gelten.

Die Darstellung dieser beiden Gottheiten als Paar führt oft zu Unstimmigkeiten mit den Hohepriestern des Kaiserreiches, die IATAN als Gatten der RHEA sehen. Sie beruht vermutlich auf der Übernahme des archaischen Naturdualismus der Beros in die alte Imperiale Staatskirche. Diese Unstimmigkeit, einige andere Abweichungen im Götterkult sowie die mitunter ausufernde Liste von westendarischen Heiligen haben in der Vergangenheit schon mehrfach zu ernsten Konflikten mit dem Kaiserreich bis an den Rand eines Religionskrieges geführt. In Auretanien wird die westandarische Religion hingegen eher leicht abfällig als "bäurisch kontinental" belächelt.

Weitere Gottheiten

Die weiteren 8 Götter:

  • IATAN als göttlicher Gesetzgeber und Richter. In Westendar wird er allerdings eher als greiser Berater gesehen und nicht als kraftvoller Herrscher, wie in Auretanien oder dem Kaiserreich. Eine Besonderheit ist seine Rolle als Schiedsrichter bei Kämpfen wie auch Wettkämpfen aller Art - womit er zum Gott des Sports wird. Seine Attribute sind Schwert, Waage und ein sehr langer Bart.
  • LICIA als Göttin der Weisheit und Magie. Die selbstbewussten Frauen Westendars sehen sie als besonnene aber kühle Schwester RHEAS. Sie gilt auch als Göttin der Selbstbeherrschung und Ruhe. Sie gilt als Schutzherrin der Elfen, trägt oft einen Bogen bei sich (mit dem sie auch "Geistespfeile" verschießt, um Ideen zu bringen) und wird gelegentlich von Jägern angerufen. Zu ihren Attributen gehören auch Schriftrolle und Sternbilder.
  • AIAGOS als Gott des Wassers, des Wetters und der Meere. Des weiteren wird er als Wind- und Regenbringer verehrt und, ungewöhnlicherweise, als Gott der Baumeister - denn in Westendar wird ihre Kunst vor allem beim Bau von Bewässerungen für die sonst dürren Felder geschätzt. Zu seinen Attributen gehören neben allerlei Wassertieren der Dreizack und das Muschelhorn.
  • LHAJA als Göttin der Heilkunst und Gastfreundlichkeit. Des weiteren, abweichend vom Auretanischen Ursprung, ist sie auch die Herrin der Fiestas und des Weines. Somit eine deutlich fröhlichere und Westendarischere Göttin. Als Göttin der Kochkunst schließlich gilt sie als Schutzherrin der Halblinge. Zu ihren Attributen gehören Kräuterbündel, Weinkelch und der (Halb-)Mond.
  • PARES als Gott der Arbeit und Kunstfertigkeit. Insbesondere Bauern, Bergarbeiter und Handwerker bitten ihn um Hilfe. Da diese Gruppen vorwiegend dem harten Boden Erträge abringen oder Bodenschätze weiterverarbeiten, ist er auch ein Erdgott, und da er für ATHOS Waffen und Rüstungen fertigt der Helfer bei der Verteidigung von Heim und Eigentum (ATHOS bevorzugt die Offensive). Zu seinen Attributen gehören Hammer, Sichel und Amboss.
  • APHROSIA als Göttin der Liebe und Schönheit. Des weiteren gehören auch Musik, Poesie und der gehobene gesellschaftliche Umgang zu ihrem Metier - sowie, nicht zu vergessen, die fleischliche Vereinigung. Interessanterweise wird sie oft als "Gefährtin" der LHAJA dargestellt, während sie nie einem Mann oder männlichen Gott treu bleibt. Zu ihren Attributen gehören Harfe, Singvögel und Blumen (insbesondere die Rose).
  • NERGAS als Gott des Todes und der Träume. Während er im Kaiserreich eher gefürchtet und gemieden wird, schätzt man ihn in Westendar durchaus als "letzten Freund" und Hüter der geliebten Ahnen, die von ihm ins Jenseits geleitet werden. Des weiteren ist er der eiskalte Gott des (seltenen) tiefen Winters und der (fernen) hohen, vereisten Berggipfel. Zu seinen Attributen gehören Stundenglas, Augenbinde und die Schere, mit der er den Lebensfaden durchschneidet.

Sowie, wenn auch eigentlich außerhalb des Pantheons:

  • KRÄHENMANN als zwielichtiger Gott der Lügen, Täuschung und Verbrecher - aber auch der Rebellion, Freiheit und Modernisierung. Zwar wird er nicht offiziell verehrt, aber er hat viele versteckte Schreine und wird gerne angerufen, um einen Handel, Ehebruch sowie jegliche Auflehnung gegen Regeln oder Mächtigere zu unterstützen. Eine seiner Nebenfunktionen ist die als Gott der wilden Jünglinge und der wandernden Gesellen.

Die Heiligen

Während die Götter mit großer Ehrfurcht behandelt werden, sieht man die Heiligen eher als "entfernte Verwandte" oder "Vorfahren", an die man sich leichter auch wegen einer Kleinigkeit wenden kann - zumal viele Westendarer ihre Stammbäume tatsächlich mit mindestens einem Heiligen schmücken (teils sogar zurecht). Nahezu jeder Tempel im Land hat eine Anzahl von kleinen Nebenschreinen, die irgendwelchen Heiligen gewidmet sind, und die Gläubigen beten wenn möglich immer zu einem "Spezialisten", wofür sie auch weite Reisen in Kauf nehmen. Solche Schreine gibt es auch an vielen Wegkreuzungen, Brücken sowie in den meisten größeren Häusern. Eigentlich alle Westendarer tragen immer Amulette ihrer bevorzugten Heiligen bei sich, jedoch nie um den Hals (da hängen die Götteramulette) sondern am Gürtel oder um das Handgelenk gewickelt. Diese Amulette werden auch gerne als Opfer an die entsprechenden Schreine gehängt, mitunter so viele, dass das eigentliche Heiligenbild nicht mehr zu erkennen ist.

Sowohl Städte und Regionen als auch Adelsfamilien, Gilden, Zünfte und andere Korporationen haben in der Regel einen eigenen Schutzheiligen, um dessen besondere Verehrung sich eine Bruder- oder Schwesternschaft aus Laien kümmert. Für die Heiligen werden zumeist jährliche Umzüge veranstaltet, bei denen unter großem Gepränge die Statuen und Reliquien der Heiligen durch einen möglichst großen Teil der Gemeinde getragen werden. Um die Zahl der Feiertage nicht noch mehr ausufern zu lassen wurden etliche Heiligentage bei einem großen Konzil zusammengefasst - mit dem Ergebnis, dass die Bruder- und Schwesterschaften sowie die unterschiedlichen Gemeinden sich regelrechte "Heiligenwettkämpfe" liefern, bei denen sie sich in Sachen Größe, Pracht, Inbrunst, Laufstrecke, Lautstärke oder - besonders unfallträchtig - Geschwindigkeit der Umzüge zu überbieten versuchen.

Der Klerus von Westendar

Generell wird der Klerus in die nicht geweihten Laien (Messdiener, Tempeldiener, Tempelwachen, Tempelschüler, Heiligendiener, Laienprediger...), die lediglich teilweise dem Gottesdienst verschriebenen Weltgeweihten (Novizen, Priester, Ordensritter, Mönche und Nonnen) sowie die völlig der Welt entsagenden Hochgeweihten (Hohepriester, Äbte und Äbtissinnen, Mystiker und Eremiten) gegliedert.

Laien mögen durch ihre Frömmigkeit zwar ein besseres Ansehen bei den Göttern genießen als einfache Sterbliche, erhalten aber keine besonderen Wunderkräfte - dafür erleiden sie im wesentlichen aber keine Einschränkungen, die über die allgemeinen göttlichen Gebote hinaus gehen.

Weltgeweihte widmen nicht nur deutlich mehr Zeit dem Gebet und dem Studium der heiligen Schriften, sie müssen auch wenigstens symbolisch von den irdischen Genüssen trennen - dafür erhalten sie gewisse Kräfte göttlichen Ursprunges, die sie gezielt mittels geeigneter Rituale (Liturgien) auslösen können, insbesondere können sie einen zeitlich befristeten Segen ihrer Götter auf Wesen, Gegenstände und Materialien wirken. Jeder Weltgeweihte muss auf wenigstens eines der Folgende Rechte verzichten: Haare (Glatze oder Tonsur), Sexualität (inkl. Berührung des anderen Geschlechtes), alle Getränke außer Wasser, Gewaltanwendung (inkl. Notwehr!), Sprache (Zeichensprache und Schrift nur wenn nötig), tierische oder zubereitete Speisen (dauerhaftes Fasten), jede Bekleidung außer einer groben Robe (auch im Winter), Musik (schließt faktisch alle Feierlichkeiten ein) oder Behausung (auch bei schlechtem Wetter, Höhlen sind erlaubt).

Die Hochgeweihten schließlich haben sich und ihr Leben so sehr den Göttern geweiht, dass sie einen Teil ihrer Seele dauerhaft mit der göttlichen Sphäre verbunden haben. Von den oben genannten Einschränkungen erdulden sie meist wenigstens die Hälfte. Sie wirken stets etwas seltsam und teilweise abwesend, haben Sinneseindrücke aus anderen Welten und können stets die Gegenwart göttlicher wie dämonischer Wesenheiten spüren. An weltlichen Dingen sind sie zumeist einfach nicht mehr interessiert. Dafür verfügen sie über direkte, mitunter sehr beeindruckende göttliche Kräfte und können Wesen, Gegenstände und Orte direkt ihrem Gott weihen.

Während ein kleiner Teil des Laienklerus von der Kirche bezahlt wird (überwiegend kundige Spezialisten und Vollzeitkräfte) dienen die weitaus meisten freiwillig und kostenlos einige Stunden in der Woche. Neben der mehr oder minder begründeten Hoffnung auf göttlichen Beistand ist der Hauptgrund hierfür die Steigerung ihres gesellschaftlichen Ansehens. Auch können viele religiöse und einige mindere weltliche Missetaten durch Kirchendienste gebüßt werden. Mitglieder der Oberschicht haben zwar fast immer auch Laienämter inne - lassen diese aber zumeist durch ihre Dienstboten ausüben. Die angesehensten und in religiösen Dingen mächtigsten Laiendiener sind diejenigen, die als persönliche Vertreter eines Hochgeweihten (Klostervorsteher oder Diözesanverwalter) dessen weltliche Angelegenheiten regeln - und damit oft in dessen Namen zu eigenen Gunsten entscheiden. Gerade Adelsfamilien sichern sich diese Ämter durch Spenden, Stiftungen - oder pure Einschüchterung.

Die Weltgeweihten gliedern sich in die Pantheonskirche und die 9 Göttlichen Orden. Priester der Pantheonskirche sind zwar einem Gott geweiht, haben sich aber dazu verpflichtet, allen Göttern des Pantheon gleichermaßen zu dienen. In den von ihnen betreuten Tempeln können die Gläubigen zu allen Göttern gleichermaßen beten. Die Ordenspriester sowie Mönche und Nonnen hingegen haben sich auf den Dienst für nur einen Gott spezialisiert, ihre Tempel gelten diesen als besonders heilig. Weiterhin gibt es eine Gliederung in bepfründete Priester, die bei guter Entlohnung fest in einem Tempel arbeiten und Wanderpriester, die zumeist von Dorf zu Dorf reisend in kleinen Kapellen Gottesdienste abhalten, Wegschreine betreuen und für ihre harte und entbehrungsreiche Arbeit nur mager entlohnt werden. Mönche und Nonnen haben sich für ein einfaches Leben innerhalb des Klosters eines der Orden entschieden, teilweise bis vollständig von der Welt abgeschieden.

Sakralbauten

Schreine sind die kleinste Variante eines Sakralbaues, sie bestehen entweder aus einem kleinen Häuschen, in dem wenig mehr als ein Altar Platz findet, oder bilden nur einen Raum oder eher noch eine Nische in einem profanen Gebäude. Sofern sie korrekt geweiht wurden wirken sie aber ebenso als geweihter Ort wie alle anderen Sakralbauten - im Gegensatz zum äußerlich sehr ähnlichen "Götterwinkel" in fast jeder guten Stube, der nach den religiösen bis abergläubischen Vorstellungen des Hausherren ausgestattet und genutzt wird.

Kapellen hingegen sind richtige Gebäude, die je nach Größe einem Dutzend bis mehreren hundert Gläubigen Platz bieten. Äußerlich gleichen sie oft einem kleinen Tempel, sind mitunter sogar äußerst aufwändig gebaut und prachtvoll geschmückt. Sie haben aber, als zentralen Unterschied, keinen fest bepfründeten Priester sondern werden "ambulant" von Wanderpriestern betreut. Die meisten Dörfer haben nur eine Kapelle und keinen richtigen Tempel. Auch werden Kapellen gerne als Teil von Burgen und Palästen gebaut sowie dort errichtet, wo nur für begrenzte Zeit genügend Gläubige anwesend sind (an Pilgerpfaden, an Friedhöfen oder zwischen den Sommerweiden im Gebirge). Wenn kein Priester anwesend ist kümmern sich Laiendiener um die Pflege der Gebäude.

Tempel (gegliedert in Göttertempel und Pantheonstempel) bieten meist Platz für mindestens 100 Gläubige und haben wenigstens einen Priester, der dauerhaft vor Ort lebt und von den Tempelzehnten der Gemeinde finanziert wird. Einige größere Dörfer und alle richtigen Städte haben einen Tempel, zumeist im Zentrum am Marktplatz gelegen. Die meisten sind Pantheonstempel, Göttertempel gibt es vorwiegend in größeren Städten mit mehr als einem Tempel oder an besonderen Heiligtümern der entsprechenden Götter. Architektonisch bestehen die gewöhnlichen Tempel Westendars aus einem langen Hauptgebäude ("Hauptschiff") an das mehrere Nebengebäude ("Seitenschiffe") angebaut sind, dazu haben sie in der Regel zwei Türme (für ATHOS und RHEA) bei Pantheonstempeln, aber nur einen bei Göttertempeln. Erbaut werden sie fast immer aus solidem Stein, der (wenn es kein kostbarer Marmor oder wenigstens schöner, gut behauener Quaderstein ist) weiß gekalkt und bunt bemalt oder (typisch für Westendar) mit Mustern aus bunt glasierten Fliesen verziert wird. Die stets recht hohen und schmalen Fenster werden wenn möglich mit buntem Glas ausgefüllt, und der Innenraum quillt oft geradezu über vor frommem Zierrat, dann die wohlhabenden Gläubigen spenden gerne (sei es aus Frömmigkeit oder Geltungsbedürfnis) Votivtafeln, Statuen, Kerzenleuchter, Gemälde oder andere Kunstwerke, die sowohl den Tempel als auch ihr Ansehen schmücken sollen.

Klöster sind geschlossene Gebäudekomplexe bestehend aus einem Göttertempel und den Wohn- und Nebengebäuden, die für das Leben einer Gemeinschaft aus Nonnen oder Mönchen nötig sind. Der Tempel ist stets auch für auswärtige Gläubige zugänglich, die aber oft durch ein Gitter, eine halbhohe Mauer oder einen Graben von den weltabgewandten Klosterbewohnern getrennt werden. Je nach Orden kann es zusätzlich auch eine Schule, ein Hospital oder eine andere öffentliche Einrichtung geben, der Rest ist aber stets für nicht geweihte Fremde verboten. An der Klosterpforte gibt es daher oft ein kleines vergittertes Fenster und eine Durchreiche für Familienbesuche. Anders als normale Tempel, die stets in oder nahe bei größeren Ortschaften liegen, werden Klöster mitunter bewusst weitab der Zivilisation in der Wildnis errichtet.

Die Catedral de la Hermandad Divino in Santo Tiberio ist der größte Sakralbau Westendars. Zugleich ist sie, da noch nach auretanischem Vorbild für IATAN und ATHOS errichtet, eine Besonderheit in Westendar. Sie gilt als Reichsheiligtum, Krönungstempel der Könige, Sitz des obersten Gerichts Westendars und Sitzungsort der jährlichen Reichsversammlungen. Jeder der beiden prächtigen Türme ragt über einhundert Schritt hoch in den Himmel, und innen wie außen braucht die Kathedrale keinen Vergleich mit irgend einem anderen Tempel zu scheuen - zumindest wenn man sich nicht daran stört, dass nach und nach Baustile von 6 Jahrhunderten zusammengeschustert wurden...

Religiöse Gebräuche

Es wird von jedem Einwohner Westendars erwartet, am wöchentlichen Tempeltag den Gottesdienst im nächstgelegenen Tempel zu besuchen, ebenso an besonderen Feiertagen. Wer den Tempelbesuch verweigert gilt bestenfalls als fauler Langschläfer oder Taugenichts, schlimmstenfalls als potentieller Gotteslästerer oder gar Ketzer. Bei erkennbar fremdländischen Mitgliedern anderer Kulturen oder Rassen wird ein Fernbleiben hingegen meist akzeptiert - sie sind ja ohnehin verdächtig... Dafür muss man im Gottesdienst wenig mehr tun als sich still verhalten und an den entsprechenden Stellen aufstehen oder kurze Gebetsteile mitsprechen. Die Gelegenheit, vor und nach dem Gottesdienst miteinander zu plaudern sowie die beste Kleidung zu tragen, wird von Tempelbesuchern gerne genutzt.

Auch das Tragen von zumindest einem Götter- oder Heiligenamulett ist obligatorisch. Während Götteramulette immer um den Hals getragen werden, hängt man die typisch westendarischen Heiligenamulette entweder an den Gürtel oder wickelt sie sich um ein Handgelenk, auch tragen Equidores sie gerne am Schwertgriff, Kaufleute an der Geldbörse und Reisende am Hut oder Stiefel. Wer keinerlei gesegneten Schmuck trägt gilt als nicht vollständig bekleidet und kann entsprechendes Aufsehen erregen.

Die "Neun Gebete", kurze und vereinfachte Anrufungen der 9 Götter, sowie das "Große Gebet" für das Pantheon werden allen Kindern beigebracht - wer sie nicht beherrscht, gilt bestenfalls als Dummkopf. Wer etwas auf seine Religiöse Bildung hält, lernt außerdem spezielle Gebete für seine bevorzugten Heiligen auswendig. Die "Hohen Anrufungen" hingegen werden in erster Linie von Klerikern und einigen fanatischen oder frömmelnden Laien gelernt und bei den Gottesdiensten rezitiert, die meisten Gläubigen kennen sie nur bruchstückhaft.

Westendarer lieben religiöse Umzüge. Die Bruder- oder Schwesterschaften der einzelnen Heiligen in den Gemeinden oder Zünften bereiten sich das ganze Jahr darauf vor, fertigen Schmuck und vor allem prachtvolle Sänften für die Heiligenbilder und -statuen, die oft so schwer sind, das nicht weniger als 20 Kräftige Träger nötig sind, sie zu tragen. Bei den Umzügen trägt man die beste Kleidung, es gibt Musik und auch oft besondere Tänze oder Wettkämpfe, die mitunter sehr intensiv geführt werden. Auch wer die entsprechenden Heiligen weniger schätzt nimmt sich oft einen Tag frei, um zuzuschauen - zumal jeder Umzug in einer großen Fiesta endet, bei der die wohlhabenden Gemeindemitglieder Essen und Wein für die Armen spendieren.

Während der normale Götter- und Heiligenkult sehr offen geführt wird, geht es beim Schattenkult des KRÄHENMANN deutlich heimlicher zu. Die entsprechenden Gebete und Kulthandlungen werden zumeist im Jugendalter von etwas Älteren an abgelegenen, unheimlichen Orten wie Ruinen, Höhlen oder dichten Wäldern vermittelt. Zumeist bestehen sie aus mehr oder minder gefährlichen Aufnahmeprüfungen, nach denen man dann an Opfer- und Anrufungszeremonien teilnehmen kann. Bekannt sind vor allem die Blutopfer, wobei zumeist einige Tropfen des eigenen Blutes oder ein Kleintier geopfert werden - Menschenopfer hingegen sind äußerst selten. Als Lohn bietet der KRÄHENMANN nicht nur einige nützliche Segnungen, er verbirgt auch alle Sünden, die in seinem Namen begangen werden, vor den den anderen Göttern. Es gibt auch Priester des KRÄHENMANN, die aber stets verdeckt arbeiten - ihre Identität ist ein teils offenes, mitunter aber auch perfekt verhülltes Geheimnis. Neben echten Schurken, die die Hilfe des amoralischen Gottes erflehen, wird der Krähenmannkult vor allem von aufmüpfigen Jugendlichen betrieben, die den Reiz des verbotenen suchen.

Die "Nacht des Krähenmann" ist eine Art rauer Karneval, bei dem alle Westendarer maskiert herumlaufen und die Gelegenheit nutzen, ungestraft Schmähreden zu führen, derbe Streiche zu spielen, sich an anderen zu rächen oder ein Wenig Unzucht zu treiben. Da die Obrigkeit ihre Versuche, dieses kriminelle Treiben zu unterbinden, zumeist aufgegeben hat und nur noch pro Forma Verbote ausspricht, müssen Missetäter (außer bei Morden oder Schwerverbrechen) keine Verfolgung fürchten - das Aufräumen, Säubern und Reparieren danach dauert mindestens eine Woche...

Aberglauben und Ketzerei

Als Ketzerei wird dabei vor allem die Anbetung und Beschwörung von Dämonen betrachtet, aber auch das Verbreiten von Religiösen Lehren, die erheblich von der Kirchenlinie abweichen sowie die Schändung von Tempeln, Reliquien, Heiligtümern und heiligen Schriften sowie Angriffe auf Hochgeweihte. Die Inquisition des IATAN verfolgt solche Schwarzmagier und Ketzer erbittert. Je nach Verteidigung, Einsicht in ihre Vergehen und Vorstrafen liegt die Strafe im besten Fall bei einigen Jahren Laiendienst im Tempel - im Schlimmsten Fall werden die Täter bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Weit weniger schlimm wird Gotteslästerung bestraft. Hierunter fallen vor allem einfache Verstöße gegen kirchliche Vorschriften, das Fernbleiben oder gar Stören des Gottesdienstes, lästerliche Flüche mit Götter- oder Dämonennamen, Angriffe auf Weltgewandte, Diebstahl von Tempelbesitz, alle Verbrechen auf heiligem Grund, fahrlässige Beschädigung von Tempeln, äußerliche Beschmutzung von Tempeln oder der Bruch der Fastenzeit, welche 3 bis 12 Tage vor jedem Feiertag tierische Speisen und Alkohol sowie Musik, Tanz und Beischlaf verbieten. Als Buße reichen meist Geldstrafen oder Laiendienste aus, im schlimmsten Fall drohen Pranger oder gar einige Monate Kettenhaft.

Neben der ordnungsgemäßen, kirchlich gelenkten und kodifizierten Religionsausübung gibt es natürlich auch einen Haufen abweichende Ansichten und Riten. Je nachdem werden sie als wirksame Magie, bestenfalls psychologisch wirksam oder schlimmstenfalls als Gotteslästerung betrachtet. Besonders populär sind in Westendar folgende:

  • Feld-, Wald- und Quellgeister werden mit kleinen versteckten Schreinen und Opfergaben bedacht, um die Ernten zu schützen.
  • Mauerechsen gelten als wirksame Wächter, die vor Dämonen und bösen Geister warnen. Daher werden sie in allen Häusern Westendars geachtet - zumal sie einiges an Ungeziefer vertilgen und recht hübsch sind.
  • Wenn man immer einen gestohlenen Groschen im Beutel hat, kann man selber nicht mehr bestohlen werden, denn der KRÄHENMANN schützt seine Jünger.
  • Ein Schwert, dass am Portal eines Tempels geschliffen wurde kann nicht nur böse Geister und Dämonen verwunden, es wird auch nie einen Unschuldigen treffen.
  • Wer nie badet, kann auch niemals ertrinken, da AIAGOS ihn nicht in seinem Reich duldet.