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Transzendenter Tee im Hier - Band 3



Transzendenter Tee im Hier - Band 3
Ingame
Schreiber
Unbekannt

Erschienen
933 nZ

Verbreitung
allgemein gering, in Kennerkreisen recht hoch

Sprache
Imperial

Standort
Unbekannt

Outgame
Zeichenzahl
7918 Zeichen

Autor

Status
Implementiert

Inhaltsverzeichnis

Kommentar

Wie beim zweiten Band hat es auch hier wieder das Spacing im Wikitext zerschossen. Auch hier verweise ich auf die ZIP-Datei...

Text

Nach einiger Zeit nachdenklichen Schweigen durchbrach Canese die Stille:“Nun, es scheint fast, werte Colleghi, dass uns dies zurück zur Frage nach dem Verlauf der Zeit führt ...” Der alte Natlop erhob seinen Finger und sprach mit fester Stimme: “Wie ich bereits früher in unserer Diskussion angemerkt habe – das dürfte nun aber auch schon ein paar Tage her sein – verhält es sich mit der Zeit folgendermaßen: Genauso wie wir mit unseren Augen die Dinge wahrnehmen, die vor uns liegen, und genauso wie wir in uns selbst durch das Erinnern die Dinge wahrnehmen, die vergangen sind, genauso blicken wir voraus in die Zukunft und zurück in das Vergangene und nicht etwa voraus in das Vergangene und zurück in das Zukünftige,wie jemand aus dieser Runde zuvor vermutete.” Kaum hatte Natlop ausgeredet, meldete sich Stephano zu Wort: "Dann wollt Ihr damit andeuten, dass die Zeit aus der Zukunft gereist kommt, wir ihr in der Gegenwart begegnen und sie sodann in uns versiegt wie der Fluss in einem versandetem Bett?" Er hielt zu einer kurzen Denkpause inne. "Interessant!" entfuhr es ihm sodann. "Bleibt noch die Frage, woher entspringt die Zukunft - und können wir sie beeinflussen? Ist sie uns vorbestimmt oder ist das Zutun jedes Einzelnen für den Verlauf der Zukunft relevant? Angenommen, in Myako fällt ein Sack Reis um - ich weiß sehr wohl um die Metapher dieses allgegenwärtige Sprichwort in dieser Diskussion anzuwenden, doch umschreibt sie doch in allen Zügen die wiederkehrende Frage nach dem Sein jedes Einzelnen - beeinflusst dies auch den Verlauf dieser Diskussion?" Culsui Enusana Canese schmunzelte. Als er sich der Blicke seiner Gäste bewusst wurde, lächelte er und sprach: "Scusa Signori, aber ich wollte eben gerade beinahe fragen, was das denn noch mit unserer ursprünglichen Frage nach der Beschaffenheit des Jetzt zu tun hat. Doch die Frage, ob der Ursprung der Zukunft beeinflussbar ist und ob womöglich der sprichwörtliche Sack Reis in Myako unsere Diskussion hier beeinflusst, ist ja in Principio nur eine Übertragung der Fragestellung, inwiefern die mögliche Beeinflussbarkeit der Zukunft einen Einfluss auf die Beschaffenheit des Jetzt hat. Wenn der Sack Reis unsere Conversazione beeinflusst -was er nebenbei bemerkt zu tun scheint, da er ja zum Gesprächsgegenstand geworden ist - dann ist auch nicht auszuschließen, dass die mögliche Beeinflussbarkeit der Zukunft die Beschaffenheit des Jetzt beeinflusst." Für einen Moment stutzte er. "Wobei sich mir da gerade die Frage aufdrängt, ob dann nicht letzten Endes auch der Sack Reis einen Einfluss auf die Beschaffenheit und die Dauer des Jetzt hat. Ist das Jetzt womöglich länger, während der Sack fällt, im Vergleich dazu, wenn der Sack ruht?" Er runzelte die Stirn und strich sich gedankenverloren übers Kinn, während er ein nachdenkliches Brummen von sich gab.Stephano kratzte sich an der Stirn als er den Gedanken weiterführte:“Wenn es denn so ist, dass dieser Sack Reis Einfluss auf uns hat -wäre es im Umkehrschluss nicht ebenso möglich, dass unsere Diskussion auch Einfluss auf den Sack Reis hat? Wäre es denkbar,dass dieser Sack nur umfällt, weil wir ihn zum Gegenstand der Betrachtung machen?” Grübelnd lehnte sich Stephano zurück und zog an seiner Pfeife. Natlop nahm einen Schluck Tee und setzte die Tasse bedächtig wieder auf ihren Unterteller, als könne sie wie ein Sack Reis in Myako jederzeit umfallen. Dann schnalzte er leise mit der Zunge, um dem Geschmack deutlicher nachspüren zu können, und sagte:"Wohl an, Freunde, ich denke das können wir." Er setzte sich wieder aufrecht hin und beugte sich leicht nach vorn. Er ließ seinen Blick in die Runde schweifen und sah jeden einzelnen eindringlich an: "Nicht nur das Erinnern legt Zeugnis davon ab,dass sich die Vergangenheit in unserem Inneren befindet, insofern das Gedächtnis all das beinhaltet, was von uns gedacht wurde. Nein, auch die Voraus-Schau oder die Vorstellung zukünftiger Ereignisse findet in uns statt. Denn ist es nicht so, dass wir im Geiste die Dinge,welche in den Tiefen unseres Gedächtnisses lagern, hervorholen und sie vor uns und das Jetzt, in welchem wir uns für einen flüchtigen Augenblickbefinden, stellen? Wir dehnen unseren Geist aus bis zu dem, was da auf uns zu kommt, was wir also erwarten und bestätigt oder falsifiziert sehen wollen. Das Jetzt erstreckt sich dann über unsere Gedanken im Geiste: 'Wird der Sack jetzt umfallen? Ja, jetzt fällt er! Jetzt ist er umgefallen'. Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit sind in uns und wir nehmen das kleine Kind, welches just in unserem Rücken ein Glas Milch trinkt nicht wahr. Der Sack Reis hat unsere volle Aufmerksamkeit und beeinflusst uns in unserem Gespräch. Im Umkehrschluss müsste der Sack Reis befragt werden, was ihn veranlasste, so einfach um zufallen.Es könnte dafür mehrere Ursachen geben, was nicht ausschließt,dass unser Gespräch über ihn, nicht als eine solch beschaffene Ursache betrachtet werden kann." Gedanken versunken und in seinem Redefluss gefangen fügte er noch hinzu: "Nur wäre es nicht auch möglich, dass der Sack uns zu diesem Gespräch bewegt hat,damit wir ihn somit wiederum zum Umfallen bringen? Dass die Ursache nur die Wirkung einer anderen Ursache wäre, welche sich in der Zeit abspielt und über unseren Geist in das Jetzt würde hinein genommen werden können?" Langsam lehnte er sich zurück und verfiel in ein tiefes Grübeln. Schließlich unterbrach Kadrolscha, die sich immer noch im Türrahmen aufhielt, das lange Schweigen: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch richtig verstanden habe, doch wenn die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit, also die gesamte Zeit,nur in uns ist, dann würde das bedeuten, dass Ihr und ich verschiedene Vergangenheiten und Zukünfte in uns tragen. Mehr noch,es würde auch heißen, dass Eure und meine Gegenwart nicht die selbe sind. Dass also das 'Jetzt' für jede Person anders ist. Doch wie können wir dann 'jetzt' zusammen sitzen und miteinander über das 'Jetzt' reden? Und wie könnten wir uns für die Zukunft verabreden?Deshalb bin ich der Meinung, dass die Zeit in all ihren Ausprägungen- Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - universal ist und für alle gleichermaßen gilt (außer vielleicht für die Götter, doch die möchte ich hier außen vor lassen). Nur ist es uns Sterblichen nicht möglich das Universelle der Zeit zu erfassen. Jeder sieht von seinem Standpunkt aus nur einen kleinen Ausschnitt, der dann natürlich nicht mit dem einer anderen Person übereinstimmt." Canese, der wohl schon wieder tief in Gedanken versunken war, schreckte hoch, als die andächtige Stille plötzlich unterbrochen wurde. Zuerst blickte er etwas verwirrt um sich, dann hörte er aber konzentriert zu und meinte nach kurzer Denkpause: "Nun, vielleicht verhält es sich mit dem Jetzt ähnlich wie mit dem Hier: Genauso wie das Hier - wie wir ja aus früherer Diskussion wissen, scusi: zu wissen glauben -zum Teil von unserem Geiste und zum Teil von unserem Körper abhängt;genauso könnte doch auch das Jetzt zum Teil von unserer subjektiven Wahrnehmung und zum Teil von einem universellen Zeitenstrom abhängen.Denn es scheint ja plausibel, dass wir hier alle gerade un Momento dieses Zeitenstroms zu teilen scheinen, da wir ja alle hier und jetzt versammelt zu sein glauben. Zum anderen ist aber per Esempio dieDauer des Jetzt eine Sache, die von jedem individuell anders erfasst wird: Während beim Nachdenken die Zeit für uns wie im Fluge vergehen mag, so soll es andere geben, die das Gefühl haben, dass sich in einer solchen Runde jeder Augenblick bis in die Unendlichkeit zu ziehen scheint. Da es folglich beide Aspetti des Jetzt gibt, einen vom Individuum abhängigen und einen universellen, lässt sich das Jetzt selbst weder als das eine noch als das andere klassifizieren,sondern ist immer beides zugleich." Zufrieden lehnte er sich zurück und nahm einen tiefen Zug aus seiner Teetasse. Zustimmendes Nicken machte sich in der Runde breit.

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